Die Tricks von Diagnose-Funk: Macht Mobilfunk dumm? (Allgemein)
Über seinen Ableger Diagnose-Media ist der Anti-Mobilfunk-Verein Diagnose Funk seit etwa drei Jahren mit der 2005 emeritierten Neurobiologin Gertraud Teuchert-Noodt eng verbandelt. Jede verwertbare Äußerung Teuchert-Noodts wird von Diagnose-Funk genau beobachtet, als wäre sie Chefin der U.S.-Notenbank Fed, und postwendend an Mobilfunkgegner weitergereicht. Dies führt dazu, dass die Neurobiologin in der Anti-Mobilfunk-Szene überrepräsentiert ist. Äußerst hilfreich ist dabei, ähnlich wie bei Klaus Buchner, der autoritäre Mehrwert Teuchert-Noodts, der sich in Gestalt von ein oder zwei Doktorgraden und eines Professorentitels ausdrückt und auch für Diagnose-Funk Segen bringt, denn die Stammbelegschaft des Vereins war beim Erwerb akademischer Aushängeschilder eher zurückhaltend. Der Verein kokettiert deshalb bevorzugt mit Teuchert-Noodt in vollem Ornat (Prof. Dr.) und "vergisst" gerne die Randnotiz, dass seine Expertin seit 15 Jahren im Ruhestand ist.
Diagnose-Funk greift personell nahezu ausnahmslos auf Akademiker zurück, die aus dem Berufsleben ausgeschieden sind. Dies ist immer dann bedenklich, wenn diese Experten aus Fachgebieten mit dynamischer Entwicklung kommen. Denn es liegt auf der Hand, private Ex-Wissenschaftler mögen im Vergleich zu Laien zwar fundierte Standpunkte haben, die fehlende Berufspraxis und die Abkopplung von der weltweiten wissenschaftlichen Gemeinschaft (z.B. auf Tagungen, Kongressen) führt mit der Zeit wachsend zu einem veralteten und/oder verzerrten Wissensstand.
Am 11. März 2020 gab Teuchert-Noodt der lokalen Tageszeitung Neue Westfälische ein Interview, das im Original nur kostenpflichtig zu lesen ist, von Diagnose-Funk hingegen gratis angeboten wird.
Doch wer das Interview aufmerksam liest kann feststellen: Teuchert-Noodt wettert, ob zurecht oder nicht tut hier nichts zur Sache, gegen Handys, Notebooks und Tablets in Schulen und begründet dies mit der biologischen Entwicklung des Gehirns von Menschen, die erst im Alter zwischen 18 und 20 Jahren abgeschlossen sei. Die Neurobiologin redet von einer schon "verlorenen Generation" und von einem Absacken unserer Gesellschaft "auf ein verdummendes Niveau". Aber Vorsicht:
Funkstrahlung erwähnt die Neurobiologin mit keiner Silbe!
Warum aber steht dann dieses Interview überhaupt auf der Website von Diagnose-Funk und nicht (allein) auf einer Seite von Diagnose-Media?
Aus meiner Sicht hofft Diagnose-Funk auf die Unachtsamkeit seiner Leser, die den wahren Sachverhalt überlesen und irrtümlich den Trugschluss ziehen, Teuchert-Noodt wolle Handys, Notebooks und Tablets wegen schädlicher Funkstrahlung aus den Schulen verbannen. Dieser Trugschluss ist bei überzeugten Mobilfunkgegnern die kognitive Verzerrung der Realität durch einen Bestätigungsfehler. Da dieser Fehler leicht absehbar ist, lässt er sich auch gezielt provozieren.
Den Verdacht der gezielten Irreführung hege ich gegenüber Diagnose-Funk seit Gründung von Diagnose-Media 2016. Denn mit seiner Strahlenphobie allein war Diagnose-Funk wenig erfolgreich. Schon glaubwürdiger sind dagegen pädagogische Bedenken. Gegen eine saubere Trennung von Diagnose-Media (pädagogische Bedenken gegen Handys, Notebooks und Tablets) und Diagnose-Funk (mit Funkstrahlung begründete Bedenken gegen Handys, Notebooks und Tablets) wäre nun nichts einzuwenden. Wohl aber gegen die diffuse Vermischung der Bedenken, die sowohl bei Diagnose-Funk als auch bei Diagnose-Media zu beobachten ist. Der Trick (Trojanisches Pferd) beruht darauf, mit rationalen pädagogischen Einwänden bei Laien Zustimmung zu ernten und nebenbei irrationale Einwände gegen Funkstrahlung gleich mit in die Zielpersonen einzuschleusen.
Die Funkemission von Handys, Notebooks und Tablets macht nicht dumm. Zu diesem Ergebnis kam u.a. 2007 ein Forschungsprojekt, das über drei Generationen hinweg Ratten einer starken lebenslangen Ganzkörper-Dauerbefeldung (GSM, UMTS, 0,4 W/kg) aussetze. Aus den nach verschiedenen Verfahren analysierten Untersuchungsergebnissen zu den "kognitiven" Fähigkeiten der Versuchstiere ließ sich nicht ableiten, dass eine chronische Exposition zu Änderungen der operanten Verhaltensleistung von Ratten führen, die als Beeinträchtigungen der Lernfähigkeit oder der Gedächtnisleistung interpretiert werden könnten (Volltext).
Hintergrund
Diagnose-Media im IZgMF-Forum
Teuchert-Noodt kritisch gesehen
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
Die Tricks von Diagnose-Funk: Auf vielfachen Wunsch von BIs
Der Anti-Mobilfunk-Verein Diagnose-Funk will unbedingt wahrgenommen werden, sucht deshalb als selbsternannte "Umwelt- und Verbraucherorganisation" mit allen Mitteln Wege in die Öffentlichkeit und geht dazu auch verschlungene Pfade. Zum Beispiel über das dubiose Internetprojekt Extrem News der Trutherszene, wie hier zu sehen ist. Aus meiner Sicht eher ein Armutszeugnis für den Verein. Was sich auf dem Portal wie ein Bericht von Extrem News über einen Vortrag von Peter Hensinger in Freiburg liest, ist in Wahrheit ein Text, den Diagnose-Funk selbst verfasst und bei dem Portal eingereicht hat. Warum der Verein acht Monate und zwei Wochen benötigte, um einen Mitschnitt dieses belanglosen Vortrags öffentlich zu bewerben, will ich gar nicht wissen. Ich könnte mir vorstellen, der Verein kramte das alte Video hervor, weil er derzeit wegen Corona-Kontaktverbot live zum Schweigen verurteilt ist. Ganz sicher geschah dies nicht wie behauptet "auf vielfachen Wunsch von Bürgerinitiativen", denn wer sollte sich schon quälend lange 1:35 Stunden dafür interessieren, was ein gelernter Drucker im Ruhestand über die biologischen Wirkungen der Mobilfunkstrahlung zu erzählen weiß? In wem nur ein Funke Medienkompetenz glüht, der weiß seine Zeit besser zu nutzen. Dass in Freiburg dennoch laut Diagnose-Funk "über 300 BesucherInnen" (also 301 ) dem Drucker zuhörten ist leicht zu erklären: Wer nichts weiß, muss alles glauben.
Da seinerzeit in Freiburg Bürgerinitiativen fleißig Woche für Woche gegen 5G hetzten, ist es den 301 BesucherInnen nicht zu verübeln, wenn sie den bequemen Weg gewählt haben, sich von einem Dilettanten "informieren" zu lassen, statt den steinigen Weg zu gehen, sich selbst bei kompetenten Quellen kundig zu machen. Aber: 228'843 Freiburger besuchten Hensingers Vortrag nicht. Gut so, dies rettet die Ehre der Breisgauer Hauptstadt.
Wer sich selbst ein Bild machen möchte, wie ein missionarischer Eiferer seine autodidaktische Sicht auf biologische Wirkungen der Mobilfunkstrahlung anderen Laien vermittelt, kann es sich mit einer Flasche Bier oder einem Glas Wein vor dem Monitor gemütlich machen und das Video starten. Mein Tipp: Kein Wort glauben, sondern sich an die Schmerzgrenze herantasten, dann stoppen und die eine oder andere Behauptung Hensingers mit kritischer Internetrecherche auf ihren Wahrheitsgehalt hin prüfen. Dies sollte zu dauerhafter Immunität gegen jede Form von Gehirnwäsche mit Mitteln des Populismus führen. Doch machen wir uns nichts vor: Populisten sind erfolgreich, weil sie Sachverhalte grob vereinfachen und dabei in ihrem Sinne verzerren. Die Mobilfunkdebatte aber ist nicht einfach zu durchschauen.
Hintergrund
Die Irrtümer des Peter Hensinger
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –