Desinformation mit Abstandsgebot der Handyhersteller (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Montag, 11.01.2016, 23:34 (vor 3095 Tagen) @ H. Lamarr

Der klare Desinformationsauftrag von "Mobilze" ist einfach zu erkennen: Der Film zeigt keine seriöse Auseinandersetzung mit der Frage, ob Mobilfunk möglicherweise krank macht. Stattdessen wird, wie von allen Mobilfunkgegnern, ein (einseitiges) Zerrbild des wissenschaftlichen Kenntnisstandes dargereicht und mit dramatischen Einzelschicksalen werden tief sitzende Urängste vor einem unsichtbaren Feind herauf beschworen. Der Film ist populistisch und jounalistisch durch und durch unseriös, denn die manipulative Absicht steht außer Frage.

Ein konkretes Beispiel für Desinformation. Ab Minute 2:30 macht sich ein Moderator lustig darüber, dass er laut Bedienungsanleitung sein Handy nur 15 Millimeter vom Kopf weg benutzen dürfe. Er hat damit die Lacher auf seiner Seite.

Doch ab Minute 3:05 ist u. a. kurz folgender Ausschnitt aus der Bedienungsanleitung eines iPhone 4 zu sehen:

[image]

Die 15 Millimeter gelten gar nicht für die Benutzung des Smartphones am Kopf, sondern wenn es am Körper getragen wird. Denn im Gegensatz zum Gebrauch am Kopf kann das Gerät am Körper getragen auch "falsch" herum in der Hosentasche stecken, mit der Rückseite (dort ist die Antenne) zum Körper. Da in so einem Fall der zulässige SAR-Wert bei schlechtem Empfang überschritten werden kann gilt das Abstandsgebot. Beim Telefonieren am Kopf wird das Handy automatisch richtig gehalten (Rückseite zeigt vom Kopf weg), deshalb entfällt hier das Abstandsgebot.

Die Problematik, dass Handys am Körper getragen werden, kam erst im Laufe der Zeit mit der Miniaturisierung der Geräte. Alte Modelle waren zu klobig, um sie in Hosentaschen oder BHs mit zu führen.

Da die Antenne aber nun einmal unverzichtbarer Bestandteil eines Mobiltelefons ist und sich in aller Regel an der Rückseite eines Handys befindet, ist das vorsorgliche Abstandsgebot eine logische Folge des veränderten Gebrauchsverhaltens. Nichts davon erfährt der Zuschauer in "Mobilize". Stattdessen wird suggeriert, Handys wären gefährlich, die Empfehlungen für Sicherheitsabstände würden in den Gebrauchsanweisungen versteckt. Zum Problem erklären dies nur organisierte Mobilfunkgegner. Von einer konkreten Gefährdung kann jedoch keine Rede sein, da die Grenzwerte (Teilkörper-SAR) für die Allgemeinbevölkerung ausreichende Sicherheitsreserven für gelegentliche Überschreitungen haben (z.B. 4 W/kg statt 2 W/kg am Kopf), erkennbar daran, dass bei beruflicher Exposition 5-fach höhere Werte zulässig sind!

Um Schadenersatzansprüche vorsorglich abzuwehren füllen Produkthersteller die Handbücher zu ihren Produkten mit teils grotesken Sicherheitshinweisen, nur um gegen jeden noch so absurden nicht bestimmungsgemäßen Gebrauch ihrer Produkte abgesichert zu sein. Bei Handyherstellern ist es nicht anders.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Abstand, Handy, Desinformation, Irreführung, Teilkörper-SAR, iPhone, Smartphone, Schadenersatzansprüche, Bedienungsanleitung


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