217 Hz Pulsfrequenz: Fahrlässige Vereinfachung (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Montag, 01.12.2008, 19:58 (vor 5818 Tagen) @ Thomas

> Nehmen Sie eine BTS mit einer Antenne, dann stimmt Ihre Antwort, nehmen Sie z.B. eine BTS mit einem Panell (Sektorantenne mit 6 Antennen), dann haben Sie immer dann 217 Hz Tackt am BTS wenn ein achter Teilnehemr einen zusätzlichen Frequenzkanal benötigt. Sieben Teilnehmer können Sie mit einer Antenne (Frequenzkanal) bedienen, hat keiner was zu sagen, werden aber die Sieben mit "Datendummis" verfüllt und deshalb haben Sie dann immer (bei einer Antenne) einen 1733er Tackt. (Quelle)


(Wenn Sie mir allerdings jetzt anschaulich Erklären das ich mich irrte, dann gibt´s von mir (nein keinen virtuellen Blumenstrauß) sondern einen richtigen, mit Fleurop oder so an Sie geschickten, echten Blumenstrauß mit Entschuldigung, oder auch einen Rotwein! :wink:

Also, Thomas, ich probier's mal ...

Wie Sie richtig schreiben, wird der erste physikalische Kanal einer GSM-Basis mit seinen acht logischen Kanälen (Zeitschlitze) ständig ausgestrahlt, ein bestimmter der logischen Kanäle, der Organisationskanal BCCH dabei sogar immer mit maximaler Leistung. Bei den sieben anderen logischen Kanälen (TCH), die für Sprechverbindungen genutzt werden können, bin ich mir nicht sicher, ob die leistungsgeregelt sind. Nehmen wir das zu Ihren Gunsten (vorerst) einfach mal an, zumal es ja auch plausibel wäre. Bei Vollauslastung des ersten physikalischen Kanals knallt die BTS also acht logische Kanäle raus, einen davon immer mit maximaler Leistung. Und weil bei Nichtnutzung eines TCH ersatzweise Dummydaten ausgestrahlt werden, sind auf dem ersten physikalischen Kanal immer acht logische Kanäle in Betrieb, so dass es zu keiner Zeit auf diesem Kanal zu einer 217-Hz-Pulsung kommt. So, und jetzt bucht sich ein achter Teilnehmer auf unsere BTS ein. Was passiert? Es wird ein zweiter physikalischer Kanal aufgeschaltet, bei dem jedoch nur ein einziger logischer Kanal mit Leistungsregelung ausgestrahlt wird. Nur dieser zweite physikalische Kanal "pulst" jetzt mit 217 Hz - aber auch nur solange, bis ein neunter Teilnehmer einen weiteren logischen Kanal belegt und die Pulsung auf 433 Hz ändert.

Was "sieht" nun ein Körper, der dem Feld einer GSM-BTS ausgesetzt ist, über die momentan acht Gespräche abgewickelt werden. Der Körper sieht die beiden Trägersignale der physikalischen Kanäle, deren Frequenzen von BTS zu BTS anders sind. Das Signal des ersten Kanals ist immer stark und die Pulsung mit 1733 Hz ist immer schwach (nur kurze Signalpause von 30,5 µs zwischen den aktiven logischen Kanälen). Das Signal des zweiten Kanals ist dagegen immer schwächer als das des ersten und die Signalpause zwischen den aktiven logischen Kanälen ist mit 4040 µs sehr lang. Da beide Signale gleichzeitig auf den Körper einwirken dürfen wir sie uns auf der Zeitachse überlagert vorstellen. Heraus kommt dabei ein Signal, das tatsächlich auch eine Pulskomponente mit 217 Hz enthält. Aber freuen Sie sich nicht zu früh, denn mit den 217 Hz eines Handys sind die 217 Hz einer BTS nur sehr entfernt verwandt. Und zwar deshalb, weil die 217-Hz-Trägeraustastung bei unserer BTS schon nach 30,5 µs zuende ist, während sie beim Handy 4040 µs dauert. Ich hoffe, Sie können dies einigermaßen nachvollziehen, es liest sich viel komplizierter als es tatsächlich ist. Die Grafiken bei RDW zeigen schnell, worauf es ankommt.

Fazit: Wir reden hier von 217 Hz, hinter dieser Pulsfrequenz stehen bei Handy und BTS jedoch zwei völlig unterschiedliche Formen der HF-Hüllkurve! Munter von Pulsfrequenzen zu reden, dabei jedoch das Tastverhältnis völlig außer Acht zu lassen, erscheint mir unter diesen Umständen eine fahrlässige Vereinfachung zu sein.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Kanäle, Vollauslastung, BTS, Zeitschlitz, 217, TCH, BCCH


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