Chance5G-Replik: Und es strahlt doch stärker ... (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 12.08.2021, 12:58 (vor 1053 Tagen) @ e=mc2

Paradox ist, dass sich das Initiativkomitee von einer solchen Regelung weniger Strahlung erhofft – tatsächlich ist das Gegenteil der Fall. Bei schwachem Netzempfang müssen Smartphones und andere Mobilgeräte viel stärker senden.

Das ist aber nicht korrekt von Chance 5G. Für die Sendeleistung eines Mobiltelefons ist nicht die Stärke des Antennensignals ausschlaggebend, sondern die Funkdistanz zur Antenne, also wie weit muss das Mobiltelefon senden unter Berücksichtigung von Hindernissen.

Von mir auf den Einwand von Teilnehmer "e=mc2" aufmerksam gemacht, erklärt Chance5G den technischen Hintergrund der angegriffenen Behauptung so:

[...] Besten Dank für Ihre Nachricht und die gute Frage. Es ist richtig, dass ein Smartphone zum Senden an die nächste Antenne die gleiche Leistung benötigt – unabhängig davon, wie stark diese Antenne sendet. Dass die Saferphone-Initiative dennoch stärkere Leistung von Mobilgeräten zur Folge hat, hat zwei technische Aspekte:

► Sobald zwischen der nächsten Antenne und Ihrem Smartphone ein Gebäude steht, könnte diese Antenne gemäss Saferphone-Vorgaben nicht mehr bis zu Ihrem Smartphone senden. Ihr Gerät kann sich also nicht mit dieser am nächsten liegenden Antenne verbinden, sondern muss auf eine andere Sendeanlage ausweichen (bspw. eine, die weiter weg aber ohne dazwischenliegenden Gebäude positioniert ist). Durch die höhere Distanz sendet Ihr Gerät stärker.
► Kommunikation ist immer in zwei Richtungen. Ist eine der beiden Richtungen (Antenne -> Smartphone) wegen des geringeren Empfangs gestört, verringert das die Bandbreite und erhöht die Fehlerquote. Die Übertragungsprotokolle sind darauf aufgelegt, dass gewisse Pakete verloren gehen und dann nochmals übermittelt werden. Insgesamt erhöht eine suboptimale Verbindung aber sowohl die Übertragungszeit als auch die Menge übertragener Daten. (Und damit die Gesamtstrahlenbelastung)

Dazu kommt noch der User-Aspekt: Die wenigsten werden konsequent innerhalb von Gebäuden in den Flugmodus wechseln. Ohne Empfang wird ein Smartphone in regelmässigen Abständen mit voller Sendeleistung ein Signal suchen. Sie kennen den Effekt vielleicht, falls Sie Ihr Handy schon mal längere Zeit in einem Funkloch gelassen haben: Der Akku ist viel schneller leer.

Das letzte Argument betrifft ein Funkloch (bei Umsetzung von Saferphone also jedes Gebäude). Argument zwei gilt für eine schwache Verbindung. Argument eins trifft für eine nicht-optimale Verbindung zu, weil die am nächsten liegende Antenne (d. h. die effizienteste, strahlungsärmste Option) nicht verfügbar ist und deshalb auf eine schlechtere Option ausgewichen werden muss.
[...]

--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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