Wer es nicht mehr aushält und sich vorab eine Leseprobe dieses unverzichtbaren Werks zu Gemüte ziehen möchte, dem wird hier geholfen.
Auch Amazon bietet schon eine Leseprobe an ...
Darin findet sich folgende unorthodoxe Interpretation von etwas, was in der Anti-Mobilfunk-Szene unter dem Begriff "gepulste Strahlung" zu Ruhm gekommen ist:
[...] Da die Strahlung während eines Pulses sehr viel stärker ist als in der restlichen Zeit, durchdringen die Pulse leichter Mauern und andere Hindernisse. Daher ist es schwieriger, sich vor gepulster Strahlung zu schützen als vor ungepulster. [...]
Wahn(sinn), wie kann ein promovierter Physiker nur einen derartigen Blödsinn schreiben .
Selbstverständlich durchdringen gepulste Signale Mauern weder besser noch schlechter als gleich starke ungepulste Signale! Denn die Signaldämpfung von Mauerwerk hängt nicht davon ab, ob ein Signal gepulst oder ungepulst ist, sondern einzig und allein von der Frequenz des Trägersignals (nur in Sonderfällen auch von der Polarisation).
Die Ausführungen von Buchner-Krout sind sinngemäß nicht weniger trivial als die Feststellung: Wer sich, weil nicht treffsicher, mit einem Hammer auf die Finger klopft, erleidet stärkeren Schmerz, als wenn er erst gar nicht zuschlägt oder, wenn doch, den Nagel auf dem Kopf trifft.
Um das Wesen eines Pulses zu begreifen, muss man nur am Handgelenk den Puls fühlen. Synchron zu unserem Herzschlag spüren wir, sind wir unaufgeregt, etwa 50 bis 60 Druckwellen pro Minute, mit denen das Herz Blut durch unsere Schlagadern pumpt. Zwischen den Druckwellen herrscht Pause und fühlen wir mehrere Minuten lang gar keinen Puls, sind wir wahrscheinlich tot.
Ein Puls (nicht zu verwechseln mit einem Impuls) bei Funksignalen sind keine Druckwellen, sondern Schwingungspakete ("Bursts") mit konstantem Signalpegel (Schwingungsamplituden). Zwischen solchen Bursts fällt der Signalpegel auf null, gleichbedeutend mit Funkstille. Die (digitale) Informationsübertragung (Sprache, Daten) findet nur während der Bursts statt. Sinn und Zweck dieser gepulsten Informationsübertragung: Mit der knappen Ressource Frequenz kann so auf derselben Frequenz (Funkkanal) nicht nur ein einziger Teilnehmer am Funkverkehr bedient werden, sondern mehrere (z.B. bei GSM acht Teilnehmer). Dazu müssen die Bursts für die unterschiedlichen Teilnehmer zeitlich versetzt ausgesendet werden. Dies ist wegen der Pausen zwischen zwei Bursts kein Problem. Eine Signalisierung sorgt dafür, dass das Mobiltelefon eines Teilnehmers nur die ihm zugedachten Bursts verarbeitet. Bei der Basisstation treffen jedoch die Bursts aller Teilnehmer ein, deshalb ist dort die Kapazität eines (GSM-)Funkkanals erschöpft, wenn acht Teilnehmer gleichzeitig telefonieren. Aus Sicht der Basisstation treffen dann pausenlos Bursts ein und sie muss auch pausenlos Bursts senden.
Eine Bäckereifachverkäuferin muss meinen Erklärungsversuch jetzt nicht verstehen, denn a) ist GSM ein sterbendes Funksystem, b) ist die Pulsung bei modernen Funksystemen anders geartet und in aller Regel deutlich weniger ausgeprägt und c) hat außer Mobilfunkgegnern niemand sonst Angst vor gepulsten Funkwellen.
Gepulste Funksignale wurden schon vor langer Zeit von Nutznießern der Angst vor Elektrosmog gezielt als bedrohlicher Popanz aufgebaut. Notgedrungen, denn irgendwie musste Laien nach jahrzehntelanger unspektakulärer Befeldung durch Rundfunk- und TV-Sender klar gemacht werden, warum ab 1994 von Mobilfunksendern plötzlich Gesundheitsrisiken ausgehen sollten.
Die für GSM typische Pulsung bot sich noch aus einem anderen Grund an. Bevor im Funkwesen die Digitaltechnik die Analogtechnik ablöste, waren Funksignale gar nicht (Frequenzmodulation) oder nur wenig gepulst (Amplitudenmodulation). Bei der Messung dieser Signale war der Unterschied zwischen Spitzenwert und Effektivwert üblicherweise unerheblich. Dies änderte sich mit GSM schlagartig, denn wegen der (vor allem am Mobiltelefon wirksamen) starken Pulsung überragte der Spitzenwert jetzt den Effektivwert drastisch. Die Branchen der Angstmacher griffen diesen Umstand sofort auf und bereiteten ihren ahnungslosen Kunden mit Spitzenwertmessungen und daraus resultierenden hohen Messwerten Gänsehaut. Nach Stand des Wissens damals wie heute sind jedoch die niedrigeren Effektivwerte biologisch maßgebend, was u.a. daran erkennbar ist, dass jedes Land der Welt, wenn es EMF-Grenzwerte egal wie hoch nennt, diese als Effektivwerte ausweist.
Buchner und Krout ahnten wohl schon, was auf sie zukommt. Im Vorwort befreien sie vorsorglich zwei Gesinnungsfreunde von der Verantwortung, falls ihnen selbst Fehler unterlaufen sind:
[...] Dieses Buch wäre ohne die Unterstützung vieler Freunde nicht zustande gekommen. Es ist unmöglich, sie alle zu nennen, aber wenigstens Herrn Peter Hensinger (diagnose:funk) und Herrn Prof. Dr. Willi [?] Mosgöller von der Medizinischen Universität Wien sei herzlich gedankt für die Informationen, die sie uns geliefert haben. Sie haben das Buch nicht gelesen und sind deshalb für eventuelle Fehler nicht verantwortlich. [...]
Über die Semantik dieser sonderbaren Zeilen denkt man besser nicht nach. Auch nicht darüber, wie es möglich sein kann, dass ein gelernter Drucker den beiden Autoren, einem Doktor der Physik und einem Doktor der Medizin, "Informationen" zum Thema 5G liefern konnte. Weil es ist, wie es ist, ist die Anti-Mobilfunk-Szene so, wie sie ist.
Hintergrund
Gepulste Felder – eine besondere Gefahr für die Gesundheit?
Gepulste Funkwellen – Fakten und Fiktionen
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –