Prof. Hardell antwortet Prof. Lerchl über Stiftung Pandora (Forschung)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 18.11.2012, 01:16 (vor 4393 Tagen) @ Alexander Lerchl

So weit, so bekannt. Dass Hardell möglicherweise aufgrund seiner Vergangenheit nicht unbefangen ist, wurde bereits thematisiert. Dort ist von einem "Geheimbericht" die Rede, der immer noch nicht veröffentlicht sei.

Dank der sehr weit reichenden schwedischen Gesetze zur Informationsfreiheit ist das Dokument allerdings verfügbar und wurde mir zur Verfügung gestellt. Ich habe auch eine englische und eine deutsche Übersetzung, die ich demnächst veröffentlichen werde. Herrn Hardell habe ich um eine Stellungnahme gebeten, sie aber bislang nicht bekommen. Falls ich sie bekomme, werde ich sie ebenfalls veröffentlichen.

Als ob diese Geschichte nicht schon verzwickt genug wäre, wird sie jetzt durch eine mittelbare Antwort von Lennart Hardell noch undurchsichtiger. Mittelbar ist die Antwort des schwedischen Wissenschaftlers, weil sie in deutsch auf der Website der Stiftung Pandora anzutreffen ist. Das Dokument, das als Brief von Lennart Hardell vorgestellt wird, hat den Titel: Lennart Hardell - ein altbekannter Schummler? - Ein Märchen von Alexander Lerchl und Mikko Paunio ohne wissenschaftliche Glaubwürdigkeit (PDF, 2 Seiten, deutsch). Womit über den Inhaltstrend eigentlich schon alles gesagt ist.

Der Brief hat allerdings einige Macken. So spricht Hardell über sich stellenweise in der dritten Person, was darauf hindeutet, dass der Text von einem Dritten geschrieben wurde. Üblicherweise übersetzt Dr. Franz Adlkofer ihm wichtige englische Texte, und weist in der Übersetzung erfreulich transparent auf seine Übersetzungsleistung hin. Diesmal aber ist dies nicht der Fall, der Brief wird präsentiert, als habe Hardell ihn in deutsch verfasst.

Inhaltlich ist der Brief, der ohne Adressat, Datum und Briefkopf daher kommt, auf den 75 ersten Prozent mMn eine glatte Themaverfehlung. Denn Prof. Lerchls Hauptbelastungsbeweis (PDF, 20 Seiten englisch/deutsch) ist ein Dokument (Brief an den damaligen Generaldirektor der Schwedischen Strahlenschutzkommission), in dem Hardells ehemaliger Chef Lars-Gunnar Larsson, Hardell schwer belastet. Auf diesen Brief geht Hardell in seinem Brief mit keinem Wort ein, stattdessen werden z.B. hinlänglich bekannte Allgemeinplätze wie die Begleiterscheinungen des IARC-Arbeitstreffens vom Mai 2011 zum x-ten mal ohne jede Innovation vorgetragen. Die Handschrift dieser Textpassage ist so typisch, dass es meiner Frau beim Lesen spontan entfuhr: "Das hat doch der Adlkofer geschrieben". Ich mochte ihr nicht widersprechen.

Spannend wird es erst im Anhang des sogenannten Briefes. Denn dort geht Hardell nun endlich auf Lerchls schweres Geschütz ein. Doch substanziell ist seine Entgegnung nicht, sondern er findet Ausflüchte. Lars-Gunnar Larsson sei zum fraglichen Zeitpunkt 83 Jahre alt und überdies seit 1964 [?] im Ruhestand gewesen. Und weil das Dokument Larssons nicht in der Universitätsbibliothek zu finden sei, sei es für ihn nicht existent. Private Schreiben von Larsson müsse Lerchl auf Wahrheitsgehalt prüfen, doch er, Hardell könne mit Sicherheit sagen, Larssons Dokument entspräche nicht der Wahrheit. Diese Sicherheit erstaunt! Denn Lerchls Beweisstück benennt am Schluss drei Zeugen (ehemalige Kollegen Hardells), die bestätigen, dass sie die eigenartigen Vorgänge um Hardells Dioxin-Studie so erlebt haben, wie Larsson sie schildert. Fast möchte man meinen, dass, Hardell seine Entgegnung geschrieben hat, ohne Lerchls wichtigstes Beweisstück zu kennen.

Warum Prof. Hardell in die Auseinandersetzung mit Prof. Lerchl die formal unbeteiligte Stiftung Pandora hineinzieht, anstatt Lerchl direkt zu antworten, ist für mich nicht ersichtlich geworden. So, wie der angebliche "Brief" Hardells auf der Pandora-Website präsentiert wird, sind sogar Zweifel an dessen Authentizität erlaubt, den Text könnte auch ein anderer als Dienstleistung für Hardell verfasst haben. Zu dieser Einschätzung komme ich, weil die Entgegnung Hardells zwar seit 16. November auf den deutschen Seiten der Stiftung Pandora nachzulesen ist, nicht jedoch auf den englischen Seiten der Stiftung (Stand: 18.11.2012, 1:40 Uhr). Da stimmt die Reihenfolge nicht, denn Hardell, des deutschen nicht mächtig, müsste - wenn alles mit rechten Dingen zugegangen ist - seinen "Brief" wie üblich in englisch bei Pandora eingereicht haben. Jetzt aber sieht es so aus, als müsse der originär in deutsch entstandene "Brief" Hardells noch schnell ins englische übersetzt werden.

Es sind diese aus meiner Sicht nicht enden wollenden Widersprüchlichkeiten, die dem Misstrauen gegenüber institutionellen Mobilfunkgegnern ständig neue Nahrung geben.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Hardell, Schweden, Transparenz, Misstrauen, Wissenschaftsskandal, Pandora, Austausch, Dioxin, Pakt


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