Eklatante Verstöße gegen gute wissenschaftliche Praxis (Forschung)

H. Lamarr @, München, Dienstag, 23.10.2012, 12:54 (vor 4419 Tagen) @ Alexander Lerchl

Die Untersuchung ergab u.a.:

- Hardell selbst verschickte einen Großteil der Fragebögen an die Fälle (Patienten), nicht aber an Kontrollen

- Die Anschreiben an die Fälle (von einem an der Studie nicht beteiligten Professor) wurden gegen solche ausgetauscht, die von Hardells Frau unterzeichnet waren

- Als Adresse für die Antworten wurde den Patienten Lennart Hardells Adresse genannt

- Die an Hardell geschickten Antworten wurden von Dritten (er selbst war in den USA) von seinem Postfach aussortiert, umverpackt und an die richtige Adresse geschickt

- Die ausgefüllten Fragebögen der Patienten (diesmal an die richtige Adresse) erfolgte gruppenweise von wenigen Postämtern, die nicht mit Adressen von Patienten übereinstimmten

- Die Patienten (nicht aber die Kontrollen) erhielten ein Buchgeschenk für die Beantwortung der Fragebögen

Diese eklatanten Verstöße gegen das vereinbarte Protokoll gab Hardell zu.

Ich fürchte Sie überfordern mit Ihrer Feststellung "eklatanter Verstöße" nicht wenige der Zaungäste, die das Ganze staunend verfolgen, weil sie aber Laien und keine erfahrenen Wissenschaftler sind, die Verstöße gar nicht als solche erkennen. Zum Beispiel unser Herr Jakob (Gigaherz) ist bereits damit überfordert, Ihre Ausführungen nachrichtlich zu verstehen. Triumphierend und zugleich etwas krampfhaft um die Ecke gebogen meint er auf seiner Website, Ihnen sei ein peinlicher Fehler unterlaufen, weil Prof. Hardell zur Tatzeit doch in den USA gewesen sei. Sie erwähnen diese Umstand zwar selbst in Ihren Ausführungen (oben), gehen aber nicht näher darauf ein, ob Hardell wegen seines Auslandsaufenthalts aus der Schusslinie ist - oder eben nicht. Um die unverschämten Lügen, die Herr Jakob sonst noch auf der verlinkten Seite auftischt, müssen Sie sich nicht weiter kümmern, das gönne ich mir selbst.

Oder nehmen wir, weil ein etwas einfacheres Beispiel, den Verstoß, demzufolge Hardells Ehefrau ein Begleitschreiben verfasst, und dieses anstelle des ursprünglichen mit den Fragebögen verschickt hat. Da fragt sich nicht nur der scheidende Gigaherz-Präsident, sondern auch ich: Was ist denn daran so schlimm?

Da die "lästigen" Laien nun einmal knietief mit im Brackwasser der Mobilfunkdebatte herumwaten und, wie bei Herrn Jakob häufig zu beobachten, leicht die Orientierung verlieren, fände ich es sehr hilfreich, wenn Sie uns aus Sicht des Wissenschaftlers die eine oder andere Interpretationshilfe geben, mit der sich die Eklatanz der Verstöße Hardells gegen gute Wissenschaftspraxis besser erkennen lässt.

Mit ist klar, was ich Ihnen da zumute. Den geleisteten Aufwand könnten Sie aber vielleicht teilweise in einer Vorlesung über Aspekte von "Junk-Science" bei Ihren Studenten wieder wett machen ;-).

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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Überfordert


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