(K)ein gutes Ende (II) (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Montag, 28.05.2012, 22:21 (vor 4508 Tagen) @ Lilith

Zum anderen kann das Thema des neuen Spiegel-Magazins ein gutgemeinter Hinweis an Leute sein, die glauben, es tue ihnen gut, wenn sie die letzten Jahre ihres Lebens in verblendeter Lebensverbitterung gegenüber vermeintlichen Feindbildern wie "Mobilfunk" verbringen.

Die "verblendete Lebensverbitterung" mag auf eine Handvoll zutreffen, beim Gros habe ich da aber so meine Zweifel.

Es ist doch auffällig, dass sich die Truppen der Mobilfunkgegner/-kritiker zum allergrößten Teil aus Rentnern rekrutieren, häufig Ruheständler mit akademischem Hintergrund, Leute in gehobenen Positionen. Wenn hinter denen die Türen der Firma, der Uni, des Gerichts oder Parlaments zufallen und sie als Nobodys allein auf der Straße stehen, kommt bekanntlich die große Leere, die nach (Er)füllung schreit. Soll heißen: Aus meiner Sicht betreiben nicht wenige dieser Elektrosmoggegner ihr Geschäft als eine Art Hobby, Ersatzjob oder so etwas. Da kann man wieder glänzen, Reden schwingen, Anerkennung ernten. Kurzum: Das Dasein als verrenteter Elektrosmoggegner dürfte den Akteuren eine Vielzahl von Vorteilen bringen, auf die sie ungern verzichten möchten. Sozusagen ein Tätigkeitsgewinn, wie ihn die Medizin als Krankheitsgewinn kennt. Deshalb bewegt sich bei den Leuten mit Sachargumenten auch nichts, der Kranke boykottiert die eigene Heilung aus Angst um den Verlust des Krankheitsgewinns, der Renter macht dasselbe aus Angst um den Verlust des Tätigkeitsgewinns. Für die ist das die Fortsetzung der beruflichen Laufbahn mit anderen (allen) Mitteln, Spaß am Lebensabend können sie deshalb mMn trotzdem haben.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Krankheitsgewinn


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