100 Millionen Atombömbchen in Deutschland (Allgemein)

Sektor3, Samstag, 23.10.2010, 17:49 (vor 5002 Tagen) @ dlsasv

  • Die in der Tauber-Studie genannten Auswirkungen auf die DNA sollen vergleichbar sein mit einer Strahlendosis von 0,5 Gy. Das ist jenseits von gut und böse und entspricht der Strahlung bei einer Atombombenexplosion in wenigen km Entfernung.

Das BfS gibt für die Strahlenbelastung kalenderjährliche Maximalwerte an. Wobei je nach Strahlungsart ein Anpassungsfaktor für die biologische Wirksamkeit zur Anwendung kommt. Die Angabe von 0,5 Gy bei Tauber entspricht meines Erachtens 500mSv. Die Deutschen telefonieren im Jahr im Schnitt 37 Stunden mit dem Handy, kommen also demnach bei 1,3 W/kg im Durchschnitt auf ein Äquivalent von ca. 250mSv im Jahr. Dauer-Handynutzer könnten somit selbst Tschernobyl-Liquidatoren in den Strahlenschatten stellen.

Vorsicht bei den Vergleichen. Bei einer Atombombenexplosion in der Nähe ist der ganze Körper dieser Dosis ausgesetzt. Bei Angaben über die Belastung durch Röntgenaufnahmen oder CTs ist auch meist die effektive Dosis gemeint. Das ist sinnvoll, um langfristige Krebsrisiken abzuschätzen (@spatenpauli: in der Tabelle, wonach 0,3 Gy noch "ungefährlich" seien, wird es nur um Sofortschäden gehen). Denn wenn nur wenig Gewebe bei hoher Dosis bestrahlt wird, dann hat dieses, bezogen auf seine Masse, zwar ein relativ hohes Risiko, Krebs zu entwickeln. Das Risiko für einen Menschen, einmal an Krebs zu erkranken, mag aber geringer sein, als wenn er gleichmäßig bei geringerer Dosis bestrahlt worden wäre. Wenn man also aufgrund der Daten von Tauber eine effektive Dosis eines 24- oder 72-stündigen Handygesprächs angeben möchte, dann muss man noch mit einem Faktor von (eher weniger als) 0,01 (Gehirn) gewichten, also durch mindestens 100 teilen.

Warum lassen Sie - bei aller Vorsicht mit den Vergleichen - den von mir zitierten Text des BfS weg?

BfS:
"Der Grenzwert der effektiven Dosis für beruflich strahlenexponierte Personen beträgt in allen europäischen Ländern 20 mSv pro Kalenderjahr (in den USA 50 mSv/Jahr). Neben dem Grenzwert für die effektive Dosis sind zum Schutz einzelner Körperteile Grenzwerte für die Organdosis pro Kalenderjahr definiert, unter anderem für die Augenlinse und die Lunge jeweils 150 mSv, für die Haut und die Hände jeweils 500 mSv, für die Keimdrüsen und die Gebärmutter jeweils 50 mSv sowie für die Schilddrüse 300 mSv."

Laut Ihrem Link gilt für Haut, Hände, Knochenoberfläche und Gehirn anscheinend jeweils der gleiche Faktor. Nach den BfS-Angaben müßten also für diese beim Telefonieren relevanten Körperteile ein Grenzwert von 500mSv pro Jahr gelten. Im Schädelknochen findet sich zudem Knochenmark, für das laut der von Ihnen genannten Tabelle der gleiche Faktor gilt wie für die Lunge, so dass der Grenzwert für Schädelknochen bei 150mSv pro Jahr liegen müsste.

Stimmen Sie dieser Annahme zu, nach der selbst der durchschnittliche Handynutzer über den Grenzwert kommt?


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