Warum man Prof. Lerchl nicht liebt (Forschung)

AnKa, Samstag, 31.10.2009, 14:20 (vor 5361 Tagen)

[Strang nach Prüfung wg. Rechtsstreit mit Prof. Adlkofer am 5.Oktober 2014 wieder frei geschaltet]

Aber was ich nicht verstehe, ist, warum bekommt Dr. Lerchl eigentlich keinen Rückhalt aus den eigenen Reihen. Es muss doch möglich sein, in Fachkreisen die Kritik von Dr. Lerchl auf dessen Niveau zu diskutieren und zu bewerten und öffentlich dazu Stellung zu beziehen. Warum wird das nicht gemacht? ... Etwas abwertend das Ganze, warum ist es nicht im öffentlichen Interesse der Sache nachzugehen und Zweifel auszuräumen. Ich verstehe es nicht, Dr. Lerchl nimmt eine wichtige Position in der SSK ein und ist der Wissenschaftler des Vertrauens im DMF.

Interessante Fragestellung, Doris, die Sie da aufwerfen: Warum wird Prof. Lerchl von seinen Kollegen nur mehr halbherzig unterstützt?
Meine Theorie dazu lautet: Weil man ihn für sein „REFLEX“-Engagement nicht liebt.

Ich erläutere sie so:

Angefacht durch eine künstlich erzeugte gesellschaftliche Aufregung, der ein kulturpessimistisches Motiv zugrunde liegt, hat sich in den vergangenen Jahren ein lukrativer Quell für Forschungsgelder aufgetan.

Von vielen Seiten sind Studien um die angeblich schädigenden Wirkungen von Mobilfunkstrahlen finanziert worden. Immer deutlicher stellt sich heraus: Es handelt sich hierbei zumeist um Studien, die sich mit dem Irrelevanten beschäftigen. Denn gesundheitsschädigende Wirkungen haben sich bislang nicht darstellen oder gar beweisen lassen. Wer diese Studien dennoch immer weiter finanziert, der tut dies, um sich zu rechtfertigen (z.B. die Mobilfunkindustrie), oder deshalb, weil er glaubt, auf zeitgeistigen Druck reagieren zu müssen (z.B. die Politik).

Es liegt zwar im Wesen der Dinge, dass "die Wissenschaft" keine schlussendliche "Lösung" der angeblich brisanten Mobilfunkproblematik zuwege bringen kann - nämlich schon einmal deswegen, weil das Problem mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit gar keines ist.

Dennoch haben Institute, Wissenschaftler, Forschungslabors, die mit Studiengeldern ihre Arbeit, ihren Daseinszweck, ihre Gehälter, ihre Assistenten finanzieren, kein Interesse daran, dass der Studien-Geldquell versiegt. Eine wahrnehmbare Erleichterung darüber, dass da mit Prof. A./REFLEX ein "schwarzes Schaf" entlarvt worden ist, will sich folglich in der Community nicht so recht breitmachen.

Meine Vermutung ist, dass es auf dem Sektor Mobilfunkwirkungsforschung noch mehr Arbeiten nach der Methode "REFLEX" zu entdecken gäbe, würde man nur richtig anfangen zu suchen. In gewisser Weise ist da unser wissenschaftskritischer Teilnehmer „wuff“ sogar auf der richtigen Spur, wenn er nämlich sagt, die Studien seien so angelegt, dass nichts gefunden werden könne. Nur zieht Teilnehmer „wuff“ die völlig falsche Schlussfolgerung aus seinen Entdeckungen. „wuff“ glaubt ja, die Forscher WOLLEN nichts finden, und täten nur so, als forschten sie. Was aber wäre, wenn die Forscher schlicht nichts Relevantes finden KÖNNEN, aber nicht aufhören wollen zu forschen?

Lerchl stiess bei "REFLEX" beherzt in ein Wespennest hinein. Das wissenschaftliche Umfeld schweigt betreten oder meldet sich bloß halbherzig zu Wort. Warum wohl? Mit den REFLEX-Enthüllungen dräut die Gefahr herauf, dass sich mittelfristig ein ganzer Forschungszweig die Frage nach der Berechtigung des betriebenen Aufwands gefallen lassen muss. Es hagelte in den vergangenen Jahren Studien über Studien, aber praktisch Anwendbares ist nichts herausgekommen bzw. liegt sowieso schon offen auf der Hand (Empfehlungen des BfS, Grenzwert- und Abstandsregeln). In Zeiten der Sparzwänge müssen Studiengeldanträge gut begründet sein, der Nutzen steht im Fokus. Da fällt dem Forscher das Argumentieren um neue Studiengelder schon schwer genug. Einen wie Lerchl kann man da schlicht nicht auch noch gebrauchen, einen, der Fälschungen aufdeckt und die Thematik auch noch auf der handwerklichen Seite in Zweifel zieht, wenn auch nur an einem einzigen, allerdings markanten und populären Beispiel.

Ich meine, es scheint ja bereits in die Richtung zu gehen, dass sich der Hype um die Mobilfunk-Gesundheitsstudien beruhigt, sprich die Gelder dafür spärlicher fließen als früher. Der Prozess scheint schon im Gange zu sein.

Und ich glaube auch, dass man Prof. Lerchl keine Ehrennadel anheften wird. Obwohl er eine verdient hätte. Vielleicht sollten wir eine Stiftung gründen und eine solche Ehrennadelverleihung auf eigene Faust ins Leben rufen.

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"Ich habe eiserne Prinzipien. Wenn sie Ihnen nicht gefallen, habe ich auch noch andere." (Groucho Marx)


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