Danke für die Blumen, Dr. Heinrich! (1/2) (Allgemein)

M. Hahn, Samstag, 11.11.2006, 16:41 (vor 6588 Tagen) @ Gast

Danke für Ihren Beitrag, Dr. Heinrich.

Dass Sie sich die Zeit genommen haben, auf meine Kritik trotz deren Ihrer Meinung nach völliger Substanzlosigkeit, so umfangreich zu antworten, lässt Sie in meiner Achtung steigen.

Die von Ihnen genannte Namensvielfalt beeindruckt mich aber relativ wenig.
Das Sich-Berufen auf Autoritäten bei der Abwehr von Kritik an der eigenen Leistung zählt von jeher zu den schwächeren Argumenten. Autoritäten zu kennen ist nicht das gleiche wie selbst etwas wissenschaftlich Haltbares oder gar etwas von Bestand hervorzubringen.

Zudem: Auch Autoritäten können sich irren.
So hat der von Ihnen verehrte Linus Pauling seinen ersten Nobelpreis für seine Beiträge zur Kenntnis der chemischen Bindung erhalten. Und den zweiten für seinen Einsatz gegen Atomwaffen.
Keinen jedoch für seine späteren Theorien über die Zuträglichkeit übergroßer Vitamin- und Mineralstoffdosen, aus denen sich die Orthomolekulare Medizin entwickelte. Diese wird bis heute von der übergroßen Mehrheit der Mediziner wegen des ihrer Meinung nach fehlenden Wirksamkeitsnachweises nicht anerkannt.
Zitat "Die andere Medizin" (Stiftung Warentest): Die orthomolekulare Medizin verwendet gesichertes medizinisches Wissen in einer Weise, die wissenschaftlich nicht haltbar ist"

Ein Blick auf die von Ihnen als "Therapieanregung" angegebenen Tagesmengen an Vitaminen, Spurenelementen und Mineralstoffen zeigt, dass diese teils ganz erheblich über den z.B. von der DGE empfohlenen Werten liegt.
Es wäre zudem zu fragen, wieso eine empfohlene Tageszufuhr an solchen Stoffen statt über normale Lebensmittel über bestimmte Präparate wie die von Ihnen favorisierten "Consania" Produkte erfolgen muss.
Hierfür sind zwei Argumente denkbar.
Zum Einen, dass hierfür eine solche Lebensmittelmenge erforderlich wäre, die weit über dem üblichen und ansonsten verträglichen Volumen liegt. Da dies vor allem Freunde naturgemäßer Ernährung stutzig machen wird, kommt oft das
zweite Argument, wonach die heute großenteils wenig naturnah produzierten Lebensmittel nach Menge und Beschaffenheit angeblich nicht mehr wie ehedem die nötigen Vitalstoffe enthalten.
Wiewohl mittlerweile in manchen Kreisen landläufig ist diese Meinung ebenso wenig allgemein wissenschaftlich anerkannt wie die Orthomolekulare Medizin. Daran ändert weder etwas, dass diese "Vitalstoffe" eine offizielle Zulassung für Apotheken haben, noch dass es Fachleute gibt, die diesen Therapiezweig befürworten. Im Gegensatz zu Ihnen würde ich diesen Fachleuten der "Gegenmeinung" auch gar nicht das Attribut "angeblich" anhängen. Es ist nur eben eine in der medizinischen Wissenschaft größtenteils abgelehnte Minderheitenmeinung.

Nun aber nochmals konkret zu meiner Kritik an Ihrem 19-seitigen Internet-Text und Ihrer Erwiderung.
Leider sind Sie auf die von mir konkret angeführten Kritikpunkte, die sich zwanglos auch auch ohne die Kenntnis der Forschungen all der von Ihnen angeführten Personen anbringen lassen, trotz vieler Worte gar nicht eingegangen.

Zwei Punkte möchte ich deshalb wiederholen.

Sie bringen die Geschwindigkeit biochemischer Reaktionen in Bezug zur Periodendauer hochfrequenter Wechselfelder und schlussfolgern, dass über Resonanzeffekte eine Beeinflussung auf molekularer Ebene "nachgewiesen bzw. möglich" sei.
Die Möglichkeit ist trivial.
Zu den nachgewiesenen Effekten wäre ein Beleg wichtig. Sie zitieren hierfür eine bekannte Arbeit aus dem ECOLOG-Institut, und ich fragte: Wo in dieser Arbeit steht etwas, dass Ihre von mir zitierte Aussage stützt.

Sie behaupten, dass 10% der Erwachsenen in Deutschland an einer Glutenunverträglichkeit (Sprue) leiden. Zitat: "bei der viel zu sehr unterschätzten bzw. wenig zur Kenntnis genommenen Erwachsenen-Sprue mit einer Inzidenz von über 10 % der Bevölkerung."
Ich zitiere die Deutsche Zöliakie-Gesellschaft e.V.:
"Bis vor einigen Jahren ging man davon aus, dass im Durchschnitt etwa einer von 1.000 Menschen in Deutschland von Zöliakie/Sprue betroffen ist. Neuere Screening-Untersuchungen zeigen aber, dass die Häufigkeit bei 1:100 bis 1:200 liegt. Aber nur bei 10-20 % der Betroffefen liegt das Vollbild der Zöliakie/Sprue vor".[/i]
Angemerken will ich, dass diese Zahl auch die kindliche Form der Erkrankung beinhaltet,
und Sie also nach einem Beleg für Ihre Zahl fragen.

Festhalten möchte ich Ihre Behauptung:
Die EHS läßt sich in veränderten Redoxeigenschaften (in veränderten
biophysikalischen Eigenschaften) von Biosystemen wie Blut/Plasma/Serum ex
vivo- in vitro erkennen.

Allgemein, Sie würden vielleicht sagen: bei "angeblichen Fachleuten", beinhaltet die Definition der EHS nach wie vor die subjektive Komponente, den Verweis auf den vom Betroffenen selbst benannten Bezug zu EMF.
Sie sind da offensichtlich einen großen Schritt weiter.
Totz des relativierenden Wörtchens "möglichen" im Titel Ihres Textes.
Trotz der relativierenden Aussagen in der Präambel "multifaktoriell", "mit rein mechanischem Vorgehen nicht erfassbar".
Die EHS lässt sich in Ihrem Labor erkennen, so lautet Ihr Fazit.
Und daran müssen Sie sich messen lassen.
Und zwar hinsichtlich einer Definition der EHS in Ihrem Sinne, die unabhängig von den persönlichen Meinungen der Betroffenen ist. Anders wär´s freilich leicht: Elektrosensible schickt mir Euer Serum, ich liefere Euch den Beweis für Eure Überzeugung. So machen Sie´s freilich nicht...

Also: Die EHS lässt sich in Ihrem Labor erkennen
Es wäre zu fragen, in welcher ihrer Publikationen diese Behauptung auftaucht bzw. unter Angabe von Belegen auftaucht. Eine pubmed-Abfrage mit Ihrem Namen und dem Begriff redox ergibt 5 Treffer. Zwei aus den Jahren 1989, 1990. Eine Publikation in zwei Teilen aus 2002 und eine aus 2006. Thema und abstract allesamt ohne zweckdienliche Hinweise in der Sache.
Vor diesem Hintergrund erstaunt etwas die von Ihnen angegebene Zahl von über 50 Publikationen. Sicher zählen Sie Internet-Texte wie die auf Ihrer Website nicht dazu.
Wenig erstaunlich finde ich, trotz des von Ihnen hier gesetzten Ausrufezeichens, dass Sie über 20 Jahre zur Erarbeitung Ihres Wissens aufgewendet haben.
Sehr wohl erstaunt mich aber die Zahl von 40.000 Publikationen, die Sie hierbei durchgearbeitet haben. Selbst bei Annahme einer Arbeitsgruppe von 5 Wissenschaftlern rein von der Arbeitsorganisation her eine beeindruckende Leistung. Wenn man annimmt. dass die eine oder Publikation vielleicht doch nicht nur von einem gelesen wird, und dass wenngleich "eigene Untersuchungen noch nicht begonnen hatten" vom Kollektiv neben dem reinen Literaturstudium vielleicht noch weitere Leistungen gefordert werden.

(1/2)

Tags:
ECOLOG-Institut, Stiftung Warentest


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