Das 90-V/m-Märchen: Ende gut, alles gut (Medien)

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 23.10.2019, 19:21 (vor 1859 Tagen) @ H. Lamarr

So stehe ich jetzt also wieder am Anfang. Da der Weg über die Fachebene steiniger als erwartet ist, werde ich wohl oder übel den Weg über die Instanzen einschlagen müssen. Kurios, wie zäh es ist, die Gültigkeit einer Zahl zu ergründen, die aus nur zwei Ziffern besteht. Das Rätsel um die Zahl 42 wurde inzwischen geknackt, ob mir das mit der Zahl 90 gelingen wird, weiß der Himmel.

Am 11. Oktober 2019 gab ich die mir hier im Forum schon früh vorgeworfene Harmoniesucht auf, legte notgedrungen den zweiten Gang ein, und schrieb meinem Ansprechpartner beim ZDF, mit Kopie an Volker Angres, Leiter der planet-e-Sendereihe, die folgende freundliche Mail:

Sehr geehrter Herr XXXXXXXX,

inzwischen habe ich mit Herrn Volker Wasmuth (Blue Moon Media) gesprochen, er ist einer der Autoren der besagten planet-e-Sendung. Doch Herr Wasmuth wollte mir meine Frage nach der Quelle des 5G-Grenzwerts von 90 V/m nicht beantworten. Er sagte er sei dazu nicht autorisiert und ich solle mich (hartnäckig) an die Pressestelle des ZDF wenden.

Üblicherweise versuche ich Sachfragen auf der Fachebene zu lösen und nicht über das Management. Wenn das aber nicht funktioniert, wie bisher im konkreten Fall, will ich eine Programmbeschwerde an den Intendanten des ZDF und den Fernsehrat als letztes Mittel nicht ausschließen. Ich bitte Sie daher noch einmal um verbindliche Auskunft, aus welcher konkreten Quelle Blue Moon Media den angeblichen 5G-Grenzwert von 90 V/m bezogen hat, wie dieser in der planet-e-Sendung vom 28. Juli 2019 ab Minute 21:48 in einer Grafik gezeigt wird. Mit Quelle meine ich z.B. eine zielführende Webadresse oder eine namentlich benannte Person und deren berufliche Position inkl. Kontaktdaten oder eine andere nachprüfbare Angabe. Denn ich behaupte – und kann dies auch nachvollziehbar begründen, – der genannte Grenzwert von 90 V/m ist falsch, dieser Wert wurde von einem 81-jährigen ehemaligen Schweizer Elektriker aufgrund einer fehlerhaften Interpretation des Entwurfs der maßgebenden neuen ICNIRP-Empfehlungen in die Welt gesetzt und von einigen privaten Websites, darunter auch 5g-anbieter.info.de (siehe Ihre Mail vom 14. August 2019) ohne Prüfung übernommen.

Stellt sich heraus, dass planet e tatsächlich einen falschen 5G-Grenzwert berichtet hat, bitte ich vorsorglich um Auskunft, wie das ZDF gedenkt, diese fehlerhafte Angabe zu berichtigen. Denn das Video der Sendung ist gegenwärtig bis 26. Juli 2024 in der ZDF-Mediathek abrufbar. Mein Vorschlag wäre, die Sendung nach Klärung des Sachverhalts aus der Mediathek zu nehmen und auf der Website der Sendung eine Berichtigung hinzu zu fügen. In Anbetracht der gegenwärtig grassierenden Anti-5G-Hysterie in der Bevölkerung, halte ich diese Maßnahmen für angebracht und verantwortungsbewusst.

Bitte beachten Sie den Termin: Sollte ich bis 25. Oktober 2019 keine oder eine unbefriedigende Antwort erhalten haben, sehe ich mich widerstrebend gezwungen, eine Programmbeschwerde auf den Weg zu bringen.

Mit freundlichen Grüßen

Danach herrschte – Schweigen. Mist, dachte ich mir vor ein paar Tagen schon, jetzt musst du deine Drohung wahr machen und die Programmbeschwerde formulieren. Dabei wollte ich mir dafür die kostbare Zeit lieber nicht nehmen.

Heute dann die erlösende Nachricht von Angres. Er bedauert, dass sich der Vorgang so in die Länge gezogen habe, das sei unüblich. Jedenfalls hätten sie meinen Fehlerhinweis nunmehr abschließend geprüft mit dem Ergebnis: 90 V/m sind falsch, "61 V/m sind korrekt". Angres sagt weiter zu, das ZDF werde die fehlerhafte Grafik aus dem Film entfernen und auch die Internetseite korrigieren (die Seite war heute abend abgefragt nicht mehr erreichbar).

In die Freude über dieses Einlenken des ZDF mischt sich bei mir jedoch das Gefühl, einen Pyrrhussieg errungen zu haben. Denn der Aufwand, diese winzige aber wichtige Änderung herbei zu führen, war unverhältnismäßig hoch. Und zwar deshalb, weil der Urheber der ganzen Misere, Gigaherz-Präsident Hans-U. Jakob, in fünf Minuten mehr Stuss verbreitet, als ein Teilnehmer des IZgMF-Forums in seinem ganzen Leben widerlegen kann. Jakob aber sprudelt nicht nur fünf Minuten, er produziert seit rund 20 Jahren Stuss wie am Fließband und verseucht damit die Mobilfunkdebatte in den D-A-CH-Ländern auf Lichtjahre hinaus mit Desinformation :-(.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Korrektur, Anfrage, ZDF, planet e, 90V, Angres


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