Leszczynskis Plädoyer: Glauben schafft Fakten (Elektrosensibilität)
► „Laut der Gesundheitsdefinition der Weltgesundheitsorganisation, wonach „ Gesundheit ein Zustand vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Fehlen von Krankheit und Gebrechen ist “, erfährt jedoch jede Person, die glaubt, ihre Gesundheit sei beeinträchtigt oder empfindlich gegenüber drahtloser Strahlung, eine gesundheitliche Beeinträchtigung durch die Funkstrahlung.Gemäß der WHO-Definition von Gesundheit bedeutet bereits der Glaube an eine EHS und das Auftreten unspezifischer physiologischer und/oder psychologischer Symptome, dass man die gesundheitlichen Auswirkungen der Funktechnologie erlebt. Daher ist es richtig zu behaupten, dass Funkstrahlung gesundheitliche Auswirkungen hat.“
Eine vollumfängliche Bestätigung dieser Definition von Gesundheit durch die WHO konnte ich im Netz nicht finden. Unstreitig richtig ist nur der erste Satz, der gemäß BZgA die Präambel der Verfassung der Weltgesundheitsorganisation WHO von 1948 ist:
„Gesundheit ist der Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Freisein von Krankheit und Gebrechen. Das Erreichen des höchstmöglichen Gesundheitsniveaus ist eines der Grundrechte jedes Menschen, ohne Unterschied der ethnischen Zugehörigkeit [original: „race“], der Religion, der politischen Überzeugung, der wirtschaftlichen oder sozialen Stellung.“
Die WHO bezeichnet der BZgA zufolge diese Sätze im formalen Vorspann der Präambel ausdrücklich als Grundsätze (original: „principles“). Sie erheben nicht den Anspruch von Definitionen, Theorien/Konzepten oder streng wissenschaftlichen Ableitungen. Dennoch habe sich weltweit die Kurzformel „WHO-Definition“ eingebürgert.
Leszczynskis weiterer Text erweckt den Eindruck, die WHO-Definition von Gesundheit schließe jede subjektive Wahrnehmung von Gesundheitsproblemen ein, auch wenn diese nicht mit wissenschaftlich nachgewiesenen Ursachen erklärt werden können. Eine solche Sicht muss nicht unbedingt falsch sein, sie lässt immerhin Menschen zu, die sich krank fühlen, obwohl die Ärzte keine organischen oder psychischen Ursachen finden können. Dennoch sehe ich nicht, dass sich die WHO der Meinung von Leszczynski anschließt, denn sie hat 2005 mit Fact Sheet 296 einen Standpunkt dokumentiert, bei dem ich keine Deckungsgleichheit mit dem Standpunkt des Finnen erkennen kann.
Ockhams Rasiermesser ist ein Prinzip, das auf den Philosophen William von Ockham zurückgeht. Es besagt, dass von mehreren möglichen Erklärungen für ein Phänomen (hier "Elektrosensibilität") die einfachste oft die beste ist. Das Prinzip fordert dazu auf, unnötige Komplexität zu vermeiden und die einfachste Erklärung zu bevorzugen, solange sie hinreichend ist. Leszczynski praktiziert mMn das glatte Gegenteil, wenn er den Nachweis von EHS mit maximal aufwendiger Proteomikforschung auf Biegen und Brechen erzwingen möchte. Aus meiner Sicht wird ihm dieser Nachweis nicht gelingen, weil ...:
Wenn etwas gemäß Ockham aussieht wie ein Hase, hoppelt wie ein Hase, frisst wie ein Hase, schnackselt wie ein Hase, Haken schlägt wie ein Hase, riecht wie ein Hase und die Nase rümpft wie ein Hase, dann ist es mit großer Wahrscheinlichkeit auch ein Hase – und kein Wildschwein.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
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- Leszczynskis Plädoyer für die Proteomikforschung -
H. Lamarr,
16.01.2025, 21:51
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- Leszczynskis Plädoyer: Glauben schafft Fakten - H. Lamarr, 22.01.2025, 23:02
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e=mc2,
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- Was unter Proteomikforschung zu verstehen ist - H. Lamarr, 23.01.2025, 14:48
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Schutti2,
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