Referentenschelte (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 30.05.2010, 21:16 (vor 5312 Tagen) @ Skeptiker

Letztlich schien mir das Gebotene nicht beurteilbar.

So ist das üblicherweise, wenn ein Wissenschaftler vom Rednerpult aus einer Schar von Zuhörern Information vermittelt. Eine wissenschaftliche Diskussion ist bei so einem Kenntnisgefälle zwischen Referenten und Zuhörern eher nicht zu erwarten, zumal sich unter den Zuhörern wohl kaum Wissenschaftler in Sachen EMF befunden haben, dafür war das Symposium nicht gedacht. Wie aber ist dann das Gebotene zu beurteilen?

So wie ich das verstanden habe, präsentieren Wissenschaftler ihre Erkenntnisse eher selten vor Laienpublikum, sondern vor Kollegen, die ihre Leistungen bewerten und würdigen können. Das Vehikel dazu heißt Publikation in einem Wissenschaftsblatt, wovon es viele gibt, solche von niedrigem Anspruch bis zu hohem. Nachvollziehbar, dass die Publikation in einem anspruchsvollen Blatt mehr Ehre einbringt als in einem drittklassigen Blatt. Und je öfter dann so ein Artikel von anderen zitiert wird, desto sicherer kann der Autor sein, dass sein Werk auch Beachtung fand und gelesen wurde. Sinn und Zweck der Prozedur ist nach meinem laienhaften Verständnis der Materie der, dass Forschungsergebnisse vor kompetenten Publikum ausgebreitet werden, das auch imstande ist, sich damit kritisch und auf gleicher Augenhöhe mit dem Autor zu befassen. Wenn diese Nagelprobe nicht stattfinden kann, weil ein Wissenschaftler seine Erkenntnisse nicht in Fachblättern, sondern vor Laien präsentiert, bleibt ein wichtiges Qualitätsmerkmal auf der Strecke und ein Referent kann seinem Publikum ziemlich risikolos ein X für ein U vormachen, kompetentem Widerspruch hat er unter solchen Umständen kaum zu fürchten. die Anerkennung der Wissenschaftsgemeinde ist ihm allerdings ebenso wenig sicher.

Fazit: Wissenschaftler, dürfen und sollen sogar vor Laienpublikum auftreten. Dagegen ist dann nichts einzuwenden, wenn die verbreiteten (strittigen) Thesen und Ansichten zuvor dem Prüfstand der Wissenschaftsgemeinde zugänglich gemacht worden sind. Ist dies nicht der Fall, muss sich ein Zuhörer klar darüber sein, dass er sich fachlich ungeprüfte Thesen anhört, die richtig sein können oder falsch. Dass ein Referent dieses Problem, was ja sein ureigenes ist, überhaupt seinen Zuhörern aufbürdet, finde ich allerdings keinen besonders guten und ehrenwerten Stil.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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