Mobiltelefone und Verhaltensprobleme bei Kleinkindern (Allgemein)

Doris @, Montag, 13.12.2010, 00:48 (vor 5113 Tagen) @ H. Lamarr

Wieso ausgerechnet Siebenjährige? Warum nicht Sechs- oder Achtjahrige?

Keine Ahnung. In der Arbeit aus dem Jahre 2008 gibt es folgende Angaben zu den Daten

Population
Studiengruppe: Jungen und Mädchen im Alter von 7 Jahren
Gruppenmerkmale: Kohorte von Müttern und Neugeborenen, aufgenommen von März 1996 - November 2002, Follow-up im Alter von 7 Jahren

Was mir gar nicht in den Kopf will ist die Aussage mit der Replikation der Studie von 2008. Denn wie lassen sich denn in nur rd. 2 Jahren (2008 - 2010) Untersuchungen machen, die doch ungefähr acht Jahre dauern müssten (vom Ungebohrenen bis zu den Siebenjährigen).
Die einzige Erklärung die mir dazu einfällt ist, dass es keinerlei Dosimetrie gegeben haben kann, d.h. die Angaben zur Befeldung können nur auf viele Jahre zurückreichende Auskünfte der Mütter beruhen. Dies aber dürfte zu sehr ungenauen Immissionsabschätzungen geführt haben. Wohin sowas führen kann haben wir ja bei Interphone gesehen, da kam (statistisch) sogar eine Heilwirkung von Handys bei Kopftumoren zustande.

Nein, eine Dosimetrie hat es nicht gegeben.
Zu Ihren anderen Fragen gibt der verlinkte Artikel bei Medline Plus ein paar Auskünfte

Children exposed to cell phones in the womb and after birth had a higher risk of behavior problems by their seventh birthday, possibly related to the electromagnetic fields emitted by the devices, a new study of nearly 29,000 children suggests.

The findings replicate those of a 2008 study of 13,000 children conducted by the same U.S. researchers. And while the earlier study did not factor in some potentially important variables that could have affected its results, this new one included them, said lead author Leeka Kheifets, an epidemiologist at the School of Public Health at the University of California at Los Angeles.

"These new results back the previous research and reduce the likelihood that this could be a chance finding," said Kheifets. She stressed that the findings suggest, but do not prove, a connection between cell phone exposure and later behavior problems in kids.

Außerdem sollten doch auch die Amerikaner seit einiger Zeit eine Durchdringung mit Mobiltelefonen von 100 % haben, damit dürfte es a) in nicht vernachlässigbarem Ausmaß zu unbeachteten sekundären Immissionen durch andere Personen gekommen sein

Das ist jetzt zwar eher unwichtig und widerlegt auch nur bedingt Ihre Argumentation, aber es handelt sich zwar um US Wissenschaftler, aber der Studienort war Dänemark.
Da die Daten aus dem Jahre 1996 bis 2002 waren, war die 100 % Handy Durchddringung wohl in Dänemark noch nicht gegeben.

und b) ist mir nicht klar, woher überhaupt eine unbefeldete Kontrollgruppe her gekommen sein soll.

Dazu gibt es im Text auch eine Auskunft

The researchers used data from 28,745 children enrolled in the Danish National Birth Cohort (DNBC), which follows the health of 100,000 Danish children born between 1996 and 2002, as well as the health of their mothers. Almost half the children had no exposure to cell phones at all, providing a good comparison group.

So gab es ja auch in der Stellungnahme des BfS und auch im früher hier im Forum diskutierten Strang einige Argumente, welche evtl. unberücksichtigten Confounder das Ergebnis verzerren könnten. Diese wurden in der neuen Studie wohl systematisch angegangen und das aktuelle Ergebnisse konnte diese Confounder auf jeden Fall ausschließen.

Das alles steht sehr leicht verständlich in diesem Bericht
http://www.nlm.nih.gov/medlineplus/news/fullstory_106327.html

Fazit für mich:
Leeka Kheifets gilt nicht gerade als mobilfunkkritische Wissenschaftlerin, spielt aber keine unbedeutende Rolle in der EMF-Forschung.
Was ich positiv sehe, ist, dass hier in diesem Fall an der Sache umgehend weitergeforscht wurde, was ja immer so lapidar unter fast jeder Studie steht, aber oft hört man dann nichts mehr. Und eben weil sie nicht in das Lager der kritischen Wissenschaftler gehört, messe ich ihren Aussagen doch eine höhere Bedeutung bei.

Unterstützung bezüglich der von Leeka Kheifets empfohlenen (ihrer Aussage nach) berechtigten Vorsorgeempfehlungen und Lob für das Studiendesign erhält sie von Dr. Andrew Adesman [/link] der sich mit Entwicklungs- und Verhaltensstörungen bei Kindern beschäftigt.

Außer den hier im Strang verlinkten Texte gibt es zum jetzigen Zeitpunkt keine weiteren Informationen. Im EMF-Portal wird die Arbeit wohl demnächst ausgearbeitet zur Verfügung stehen und ich denke, wir werden, wenn die Ergebnisse wirklich bedeutend sind, noch von anderen Stellen was dazu hören.
Ich werde die Sache auf jeden Fall im Auge behalten.


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