Die Krebsrate allein sagt gar nichts ▼ (Allgemein)

caro, Mittwoch, 07.01.2009, 11:26 (vor 5751 Tagen) @ H. Lamarr


Machen Sie da nicht den zweiten Schritt vor dem ersten? Ich meine, ist es denn nicht bemerkenswert, dass die Beobachtung der Dänen an der Kohorte auch nach 8 Jahren noch keinen Krebsanstieg im Vergleich zur Kontrollgruppe zeigt? Nehmen wir mal an, in 50 Jahren wären die beiden Gruppen im Krebsaufkommen noch immer Kopf an Kopf, dann, caro, ließe sich doch die mühsame Erfassung der Dosis getrost weglassen denn dann wäre auch so schon mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit klar: Handys verursachen keinen Krebs. Ja?

Nein. Bei der dänischen Studie wurden diejenigen als "Handynutzer" erfasst, die einen Handyvertrag abgeschlossen haben. Ein Handyvertrag sagt überhaupt nichts darüber aus, wie das Handy genutzt wird. Das ist als ob Sie - gute Vorsätze fürs Neue Jahr!- einen Vertrag mit einem Fitness-Studio abschließen, aber (der innere Schweinehund..) nie hingehen. Und dann in einer Studie über gesundheitsbewusstes Verhalten als regelmässig Fitness-Betreibender verbucht werden, obwohl Sie eigentlich ein begeisterter Couch-Potato sind. Denn Sie haben ja einen Vertrag mit einem Fitness-Studio.
Ein Handyvertrag sagt noch nicht einmal etwas darüber, ob das Handy überhaupt selbst genutzt wird oder vom Partner oder den Kindern oder...
Auf so einer Grundlage nach 50 Jahren zu sagen: Handies verursachen keinen Krebs, wäre schlicht unseriös. Die richtigen Vieltelefonierer erwischen Sie über diese "Erhebungsmethode" vermutlich nicht. Denn viele, die ihr Handy oft und dienstlich benutzen, haben Firmenhandies und keinen eigenen Vertrag über diese Handies.

Anders wäre es, wenn sich bei den Dänen im 1. oder 2. Zwischenbericht ein Anstieg der Krebsrate in der Kohorte gezeigt hätte. Dies wäre alarmierend gewesen und hätte dazu führen müssen, genauer hinzuschauen - eben mit einer Dosis-Abschätzung.

Die Latenzzeit für die meisten Krebsarten beträgt Jahrzehnte. So lange werden Mobilfunktelefone mit der heutigen Technik noch gar nicht genutzt.
Eine frühzeitige Dosis-Abschätzung führt dazu, dass Sie Effekte deutlich schneller erkennen, z.B. in der Gruppe der Vieltelefonierer (falls die überhaupt mit erhoben wurden - siehe oben).
Bis in einer großen, sehr undifferenzierten Grundgesamtheit (diejenigen, die einen Handyvertrag abgeschlossen haben) signifikante Effekte auftreten, dauert es... Und falls irgendwann Effekte sichbar werden sollten, dann können Sie sie erstmal wunderbar wegdiskutieren. Weil keine Confounder mit erhoben wurden. Weil es kein Dosis-Wirkungs-Modell gibt. Etc. etc. Ich frage mich wirklich, warum niemand sich daran wagt, explizit und statistisch sauber die wirklichen Vieltelefonierer zu untersuchen.

Troll-Wiese: http://www.izgmf.de/scripts/forum/index.php?id=27747


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