bisschen voreilig (Allgemein)

Doris @, Sonntag, 07.12.2008, 12:56 (vor 5736 Tagen) @ caro

Tja, was nun? Erst heißt es, man suche nicht nach Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen. Gleichzeitig werden aber Hypothesen in den Raum gestellt wie z.B. eine mangelnde Entgiftungskapazität der Leber als Ursache für die Symptome. Oder Schwermetalle. Und wenn diese sehr punktuellen Vermutungen sich nicht bestätigen, heißt es pauschal: keine körperlichen Ursachen gefunden, also somatoforme Störung. Erscheint ein bisschen voreilig, zumal es ja heißt, die Gruppe der Elektrosensiblen sei sehr heterogen.

Auf Seite 6 heißt es....

Das Ziel der Studie war es also, klinische Informationen über die Personen zu gewinnen, die sich selbst als Elektrosensible erleben. Mit anderen Worten, die Gruppe der Elektrosensiblen soll näher beschrieben werden. "Was sind das für Leute?" war die eigentliche Frage. Die Studie konnte keine Informationen darüber liefern,ob die erlebten Schädigungen tatsächlich durch die elektromagnetischen Felder zustande gekommen sind, auch wurde die Exposition der Personen nicht erfasst. Ebenso wenig kann eine Aussage darüber gemacht werden, ob Elektrosensibilität eine "echte" Erkrankung ist oder nicht.


Es wurde auch kein Unterschied, wie von Anka immer angemerkt, bei der allgemeinen Lebenszufriedenheit zwischen Betroffenen und der Kontrollgruppe festgestellt. Die Betroffenen gelten als Menschen mit gleich hoher Lebenszufriedenheit, allerdings mit weniger Zufriedenheit, was ihren Gesundheitszustand betrifft, auch das ist nicht negativ für mich. Bei den somatoformen Beschwerden gab es einen starken Unterschied, der vieles beinhalten kann. Sind es Menschen, die mehr in sich hineinhorchen, die sich allgemein mehr um eine gesunde Lebensweise kümmern, was für mich nicht negativ behaftet ist. Übrigens, einen weiteren großen Unterschied gab es bei Suchtmitteln. Die Kontrollgruppe war hier deutlich mehr behaftet. Ich weiß nun nicht, was hier alles abgefragt wurde. Aber vermutlich beinhaltet diese Frage auch Medikamente egal welcher Art. Es ist natürlich ein wesentlicher Unterschied, ob Menschen ohne zu hinterfragen Schmerztabletten einwerfen, oder ob jemand versucht die Hintergründe für seine ständigen Schmerzen/Kopfschmerzen zu ergründen. Die letzte Gruppe kann dann einfach auch einen anderen Zusammenhang, wie z.B. irgendwelche Funktechniken, herstellen, als die erste Gruppe.

Mir zeigt diese Studie wieder einmal, dass sie zwar durchaus interessante Ansätze enthält, aber auch hier muss man die ganze Studie lesen um sich ein ganzheitliches Bild zu machen. Es ist sicherlich interessant, dass die Betroffenen viele gemeinsame Züge aufweisen, aber es klärt die Frage nicht, ob es Elektrosensible gibt und ob einen ursächlicher bzw. ausschließlichen Zusammenhang mit Funkquellen, egal welcher Art, gibt. Solange ein Wirkmechanismus fehlt, werden wir dazu weiterhin kontrovers diskutieren und jeder wird einen anderen Hintergrund/Beweggrund haben, warum er es so sieht.
Und mich bestätigt es in meiner Meinung, dass sich die Betroffenen keinen Gefallen tun, wenn sie sich blindlings ihren Anführern anschließen, die fast ausschließlich den Mobilfunk, vorwiegend sogar den Sendemast in den Mittelpunkt stellen. Eine gesunde Portion Skepsis muss ein Betroffener sich erhalten, denn oft folgt er dann dem Tunnelblick dieser Menschen und kommt aus der Angstfalle nicht mehr raus. Auch dazu gibt es eine sehr interessante Aussage in der Studie

Auf Seite 6/7 werden verschiedene Erklärungsmodelle angesprochen.
Eine davon ist das "verhaltenstheoretische Erklärungsmodell"
Dieses beruht auf der Annahme, dass eine ansonsten gesunde Person unangenehme Körperwahrnehmungen erlebt und parallel dazu eine wahre oder angenommene Exposition mit EMF besteht. Die Person nimmt die Exposition dann als Erklärung für die Körperphänomene an und gerät immer stärker in die Rolle des "Kranken", der dann sämtliche Beschwerden über die "EMF-Theorie" erklärt.

Also mich beeindruckte diese Aussage sehr stark, da ich das oft so für mich sehe, wenn ich die ganzen Beschwerden im Netz lese. Das z.B. unterscheidet auch Sie caro, von so manch anderen. Sie hatten Beschwerden, stellten einen Zusammenhang mit der Belastung in ihrer Wohnung her. Sie zogen weg und sagen heute, die Beschwerden sind weg, obwohl auch Sie in der Welt leben, die "alles kaputtstrahlt". Sie sehen sich nicht als krank geworden und krank geblieben. Es gibt einfach sehr viele Schattierungen bei den Betroffenen. Aber ich gehe auch fest davon aus, dass Sie nicht ständig ein Messgerät mit sich führen, um abzuklären, ob es Ihnen wohl schlecht gehen wird.

Tags:
EHS, Mainz, Angstphase, Somatoforme Störung


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