Vortrag von Dr. Reinhold Jandrisovits / Müllendorf (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Montag, 05.03.2012, 23:03 (vor 4681 Tagen) @ kureck

Hallo allerseits!

Bei uns in der Gemeinde wurde nach mehr oder weniger schon jahrelangem Suchen der Netzbetreiber endlich ein Standort für einen UMTS-Masten gefunden. Es hat sich eine Bürgerinitiative gebildet die ihre Infos hauptsächlich von diagnose-funk und den sonstigen Panikseiten hat.

Es ist wieder mal ein Vortrag geplant, und zwar von Dr. Jandrisovits [1].

Ich habe nur sehr spärliche Informationen ergooglen können. Er scheint des öfteren auch mit Herrn Oberfeld (eh schon wissen...), Frau Dr. Waldmann Selsam (die berühmt-berüchtigte Baumschäden-Frau) und Horst Eger (Naila-Studie) auf Veranstaltungen zu sein. Hat in Müllendorf festgestellt dass seit der Errichtung der Masten alle möglichen Wehwechen signifikant zunehmen (2x-8x).

Dann fragen Sie ihn doch mal nach Belegen, wie er seine Beobachtung "altersstandardisiert" hat. Denn hat er einfach nur die Anzahl der Klagen unter seinen Patienten gezählt, dann lässt sich mit Fug & Recht einwenden, dass ebenso gut der gerontologischen Altersentwicklung die Zunahme der Wehwechen geschuldet sein kann.

Mich würde interessieren ob wirklich ein Masten versetzt wurde; so wie es jetzt im Senderkataster eingetragen ist sind die 2 in Frage kommenden Masten 250m von Wohngebiet entfernt, der Großteil der Gemeinde dürfte noch wesentlich weiter entfernt sein.

Schönen Gruß von "Spatenpauli". Der lebt mit seiner 5-köpfigen Familie seit 2002 mit einem UMTS/GSM-Kombimast in 16 Meter Abstand und mit einem UMTS-Mast in 90 Meter Abstand. Irgendwelche Auffälligkeiten: keine. Auch alle unsere Nachbarn leben noch, manche mitten im Hauptstrahl, und sind dennoch putzmunter.

Vielleicht kann mir jemand helfen:

Kaum: Denn mit Sachargumenten lassen sich subjektiv gefühlte und geschürte Ängste nur unzureichend beseitigen.

*) Welche Studien stützen die Behauptung, dass "...UMTS-Sender zehn Mal schädlicher sind, als GMS-Sender. Es kommt hier wesentlich häufiger zu DNA-Brüchen." (Zitat von [2])

Das hat Ihnen Alexander Lerchl schon beantwortet. Weitere Stützstudien für die verwegene 10-mal-giftiger-Behauptung gibt es nicht. Auch mit den Replikationen der Reflex-Studie sieht es, entgegen anders lautender Behauptungen, alles andere als gut aus.

*) Wie kann man gegen solch eine "texanische Scharfschützen"-Studie am besten argumentieren? Der Laie (=die Dorfbevölkerung) wird aus solch einem Vortrag vermutlich falsche Schlüsse ziehen.

Achten Sie mal darauf, wo sich die Angst vor Sendemasten breit macht. Das ist so gut wie nie in größeren Städten der Fall, sondern so gut wie immer in Dörfern oder Kleinstädten. München hat rund 1000 Sendemasten, aber keine einzige Bürgerinitiative gegen Mobilfunk. Und trotz unserer 1000 Masten zeigt die Krebsstatistik der Stadt auch nach rund 20 Jahren keinerlei Zusammenhang mit der Funkimmission. 20 Jahre sind zu kurz, wendet einer ein? Dann verweisen Sie auf die Naila-Studie, dort schwoll im Nahfeld der Krebs angeblich bereits ab dem 5. Jahr nach Inbetriebnahme des Senders an. Im Fernfeld fiel in Naila übrigens die Krebsquote unter den "Normalwert", dort kann Funkwellen also eine krebsvorbeugende Wirkung bescheinigt werden! Das ist natürlich Quatsch, es zeigt lediglich, dass in der Naila-Studie grundsätzlich der Wurm drin ist.

*) Er hat angeblich die Zeiten maximaler Sendeleistung mit Zeiten an denen Beschwerden aufgetreten sind verglichen und dabei einen signifikanten Zusammenhang gefunden. Falls dem wirklich so ist, was kann man dagegen halten. Außer dass man da ohne Probleme ein paar Mal probieren kann und im Endeffekt irgendwann mal einen Zusammenhang finden kann, wenn man will.

Nicht wenige Sendemastgegner haben kleine Detektoren, mit denen sich die Signalstärke abschätzen lässt. Dies öffnet Manipulation Tür und Tor. Außerdem ist das gängige Sendeleistungsprofil (tagsüber mehr als nachts) im www einsehbar. Abgesehen davon dürften WLAN und DECT die weitaus stärkeren Emissionsquellen im häuslichen Umfeld sein, völlig unabhängig vom ohnehin nicht dramatisch schwankendem Sendeleistungsprofil. Fragen Sie die lautesten unter den Reichsbedenkenträgern danach, ob sie ein Handy haben ... und freuen Sie sich auf die typischen Ausflüchte (Notfall ...).

Was immer gut kommt ist der Handy-Mast-Vergleich, auf den Sie beim Klicken auf meine blaue Signatur unten stoßen (Nicht die Masten ...)..

*) Welche Studien finden bitte einen Zusammenhang zwischen EMF und Tinnitus bei solch wahnwitzigen kleinen Feldern (< 1mW/m^2, mittlerweile wohl eher 15uW/m^2 laut einem Messpunkt von 2007).

Prof. Kundi hat verstärkt Tinnitus bei Handy-Nutzern gefunden. Andere Studien (EMF-Portal), fanden keinen Zusammenhang. Durch selektives Zitieren lässt sich scheinbar alles beweisen, man muss nur skrupellos genug sein, alles was dagegen spricht unter den Tisch fallen zu lassen. Die Mobilfunkdebatte lebt mMn zu 95 Prozent von dieser selektiver Wahrnehmung.

Danke für eure Hilfe! Wär für ein paar Tipps echt dankbar!

Die angeblich schrecklichen biologischen Nebenwirkungen des Mobilfunks sind ein Geschäftsmodell, das aus dem selben Holz geschnitzt ist wie Homöopathie und Wünschelrute. Fester Glaube, statt harter Fakten.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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