Leszczynski über Pall: "völlig unverantwortlich" (Allgemein)
Martin Pall hat sich in kurzer Zeit in der internationalen Anti-Mobilfunk-Szene der fachlichen Laien als Mann für steile Thesen etabliert. Er ist sozusagen die US-Ausgabe von Klaus Buchner. Beide zehren von ihre Karriere an Universitäten, beide werden in der Szene deshalb ausnahmslos als "Wissenschaftler" gehandelt, Pall als Emeritus der Washington State Uni, Buchner je nach Google-Treffer als "Atomphysiker" oder Physiker der TU München. Beide Ruheständler gehen kein Risiko ein, denn sie referieren nicht vor Fachpublikum, sondern stets vor andächtig lauschenden Laien, die, weil sie nichts über EMF wissen, alles glauben müssen, was ihnen erzählt wird.
Pall aber hat die Rechnung ohne Dariusz Leszczynski gemacht, denn der Finne hält sich nicht an die Omertà der Szene, sondern widerspricht Palls allzu steilen Thesen. Nicht allein dessen Kalziumkanalthese, auch dessen Hirnzersetzungsthese, die Pall im November 2018 anlässlich einer Veranstaltung von EMF-Alarmärzten (PHIRE) in London zum Besten gab.
Pall prophezeite seinerzeit, als Folge vorhandener EMF-Immissionen würden wir alle in etwa fünf bis sieben Jahre den kollektiven Zusammenbruch unserer Gehirnfunktionen erleiden – was Chaos in der Gesellschaft zur Folge hätte. Sicherheitshalber sorgte Pall vor und ergänzte, diese Zeitspanne sei eine grobe Schätzung, der kollektive Hirn-Blackout könne sowohl früher als auch später einsetzen.
Am 27. Mai 2019 provozierte ein blaues Vögelchen Leszczynski auf Twitter mit Palls Hirnzersetzungsprognose. Der ehemalige Stuk-Wissenschaftler entgegnete zunächst:
This kind of scaremongering as Pall does is unscientific. Amateurish propaganda for activists.
[Deutsch: Diese Art von Panikmache wie Pall sie betreibt ist unwissenschaftlich. Stümperhafte Propaganda für Aktivisten.]
Und dann noch einmal:
Scaremongering statements like these by Pall are completely irresponsible.
[Panikmache wie die hier von Pall ist völlig unverantwortlich.]
Für mich neu: Mit seinem Hinweis auf "Aktivisten" macht Leszczynski deutlich, dass er nicht nur mit et al. im Elfenbeinturm sitzt und fachsimpelt, sondern durchaus Kenntnis vom dilettantischen Treiben lauter Mobilfunkgegner draußen vor der Tür hat. Nicht ins Bild passt indes, dass er den Kontakt mit eben diesen "Aktivisten" pflegt und sich nicht scheut, auf deren Veranstaltungen als Referent aufzutreten. So geschehen 2015 bei dem indiskutablen Schweizer Anti-Mobilfunk-Verein Gigaherz und im kommenden Herbst bei der sogenannten Kompetenzinitiative. Irritierend auch sein Kontakt zu dem umstrittenen Ex-Tabaklobbyisten Franz Adlkofer (Stiftung Pandora), der als Strippenzieher der deutschen Aktivisten-Szene gilt.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
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