Unberechenbare IARC: nie nix genaues weiß man nicht (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 23.02.2012, 20:51 (vor 4633 Tagen) @ Doris

@ spatenpauli:
ich klinke mich heute direkt ein.

Ja, gern, Sie wissen ja, dass Sie hier immer willkommen sind.

Jetzt bin ich erst einmal ratlos. Denn das, was Robert Baan an Connie Hudson schreibt, passt mMn in keiner Weise mit dem weiter oben zitierten Fragment aus dem Fachjournal "The Lancet Oncology" zusammen. Ich bin gespannt, welche Erklärung es dafür geben wird, und welche der beiden Aussagen denn nun die richtige ist.

Das passt schon trotz allem zusammen.

Das sehe ich anders. Es mag durchaus sein, dass nach 45 Minuten Mund-zu-Mund-Beatmung durch Herrn Baan sich bei einem Ratlosen die Mine aufhellt, weil dieser dann die verzwickten Zusammenhänge endlich begriffen hat und unter Einbeziehung eines bunten Straußes von Aspekten zu der Einsicht kommt, dass das alles zusammen passt.

Aber das kann es doch nicht sein! Auch bei der IARC dürfte bekannt sein, dass die Mobilfunkdebatte dem Börsenhandel sehr sehr ähnlich ist: So wie eine sich hebende Augenbraue des US-Notenbankpräsidenten eine Kurs-Rally auslösen kann, kann Teilnehmer Lerchl mit einem Kommentar im IZgMF-Forum Mobilfunkgegner zwischen Berchtesgaden und Flensburg begeistern. Und hier wie dort kann der Markt hochsensibel auf jedes noch so abwegige Gerücht reagieren. In so einem Umfeld sollte jeder, der etwas zu sagen hat, schauen, dass er es unmissverständlich hin bekommt.

Das ist Robert Baan gründlich misslungen. Er musste damit rechnen, dass seine (private) E-Mail an Dr. Hudson früher oder später im Netz auftaucht.

In dem Fachjournal heißt es sinngemäß, bei über die Umwelt, also nicht unmittelbar, einwirkenden elektromagnetischen Feldern sei die Beweislage über eine karzinogene Wirkung derart dünn, dass keinerlei Schlussfolgerung (wirksam/unwirksam) daraus zu ziehen sind. Da ist es mMn doch nur einfachste Logik, aus dieser Information den Schluss zu ziehen: Dann kann die 2B-Wertung der IARC sich einzig und allein auf unmittelbar (nicht mittelbar über die Umwelt) einwirkende Felder beziehen. Also auf körpernah wirkende Funktechnik wie DECT-Handteil und Handy. Und weil bei mittelbar über eine Distanz einwirkenden Funksignalen die Intensität in aller Regel immer drastisch kleiner ist, als bei unmittelbarer Einwirkung, scheiden Sendemasten, DECT-Basen, W-LAN-Basen, Rundfunk/TV-Sender und Smart-Meter automatisch als Quellen einer Krebsgefährdung aus. Dies alles ist nicht meine Erfindung, es lässt sich ohne große Handstände aus dem oben zitierten Satz in The Lancet Oncology ableiten.

Natürlich sehe auch ich die Schwächen bei dieser Ableitung. Denn es ist immissionsmäßig eben nicht egal, ob eine DECT-Basis 5 Meter weit weg steht oder hinterm Kopfteil eines Bettes installiert ist. Auch bei W-LAN-Basen, Mobilfunk-Sendemasten usw. verhält es sich so, dass die Immission in einem großen Wertebereich liegen kann. Damit ist der Begriff der "über die Umwelt einwirkenden Felder" sehr schwammig und ungeeignet, Klarheit zu schaffen. Allerdings dürfte es doch auch so sein, dass "über die Umwelt einwirkenden Felder" ausnahmslos erheblich schwächer auf Menschen einwirken als unmittelbar wirksame Felder. Wo genau nun aus Sicht der IARC die Grenze liegt, die beides trennt, weiß ich nicht und die IARC anscheinend auch nicht - sonst hätte sie inzwischen längst ein IARC-Vertreter genannt.

Das ist also alles reichlich diffus und mMn völlig ungeeignet, die drängenden Fragen zu beantworten, mit denen sich die Mobilfunkdebatte seit eh und je beschäftigt. Die ganze Welt erhoffte sich von der 102 ein Stück Klarheit. Das einzig klare an der 2B-Wertung ist aus meiner Sicht das 2B. Aber schon am Tag der Verkündung, am 31. Mai 2011 fragte Alexander Lerchl "welche Telefone?". Damals lag die Zusammenfassung in Lancet Oncology noch nicht vor. Als diese im Juli 2011 folgte, wurde es mit dem zitierten Satz klarer. Und jetzt, Anfang 2012 ist wegen einer privaten E-Mail von Robert Baan wieder alles infrage gestellt. Oder gilt diese E-Mail als offizielle Stellungnahme der IARC? Ich weiß es nicht, mich ärgert aber die unprofessionelle Vorgehensweise, die hier erkennbar wird. Wenn Franz Adlkofer solche Nebelkerzen loslässt, kriegt er von uns was zu hören, wenn die IARC nebelt darf es nicht anders sein.

Lange Rede kurzer Sinn: Die, die die Nebelmaschine angeworfen haben sitzen in Lyon. Unsere Aufgabe kann es definitiv nicht sein, diese Maschine wieder abzuschalten, das können wir gar nicht, das kann nur in Lyon passieren. Unser Job ist es lediglich, nicht ehrfürchtig artig über das Problem die Klappe zu halten, sondern Druck aufzubauen, damit sich Lyon bequemt, die Widersprüche nicht auszusitzen, sondern verbindlich zu beseitigen. Wie, ist mir schon fast wieder egal, nur windelweich darf das, was voraussichtlich in ein paar Tagen aus Lyon verlautet, halt nicht sein.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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Baan


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