Interphone: Interpretationen (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Montag, 17.05.2010, 13:19 (vor 5281 Tagen) @ Alexander Lerchl

Leicht unterschiedliche Texte, aber höchst unterschiedliche Botschaften.

Dies babylonische Sprachverwirrung ist mMn die Hauptnahrungsquelle der Mobilfunkdebatte.

Da gibt es Autoren, die nicht artikulieren können, was sie eigentlich sagen möchten. "Wuff" hat diesen Umstand genutzt, um unglaubwürdige Äußerungen von EHS in Schutz zu nehmen. Bei einigen Akteuren hält sich sogar hartnäckig der Eindruck, diese "Unfähigkeit" sei Absicht, damit nahe liegende Fehlinterpretationen des missverständlich Vorgebrachten provoziert werden, ohne dass einer zur Rechenschaft gezogen werden kann. Der Chef einer Stuttgarter BI hat in dieser Hinsicht aus meiner Sicht höhere Weihen erfahren.

Und dann gibt es natürlich die individuellen Wahrnehmungsverzerrungen auf Seiten der Empfänger einer Botschaft, die auch bei korrekt arbeitendem Sender unvermeidbar sind. Bei Journalisten sollte diese Verzerrung theoretisch Minimalwerte haben, die Praxis sieht zuweilen ganz anders aus, wie Ihre Beispiele oben zeigen.

Kurioserweise sind die Verzerrungen durch die Medien aber nicht das Ende der babylonischen Fahnenstange. Was nämlich gerne übersehen wird: Die Leser unterliegen ihrerseits einer Wahrnehmungsverzerrung, die das bereits verzerrte noch einmal verzerrt. Und so kann es passieren, dass durch glückliche Umstände eine Kompensation von Verzerrungen stattfindet und am Ende einer Informationskette doch wieder die Wahrheit rauskommt. Kalkulierbar ist dies freilich nicht und das Spiel "Stille Post" zeigt am praktischen Beispiel, dass so ein Ergebnis eher selten ist.

Ich wollte nur sagen: Letztlich weiß eben - trotz aller Trickserei und mehr oder weniger geistreicher (manipulativer) Vorarbeit - niemand genau, wie die Bevölkerung auf Verkündungen reagieren wird. Diese "gewisse Unberechenbarkeit" finde ich hervorragend gut, sie entscheidet über Tops oder Hopps.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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