Ärzteappell: Vermisste EMF-Leitlinie ist in Kanada angekommen (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 24.07.2014, 03:13 (vor 3758 Tagen) @ H. Lamarr

Am 9. Juli 2014 appellierten 52 Wissenschaftler aus 18 Ländern an die kanadische Regierung, die Bevölkerung besser gegen die Exposition durch elektromagnetische Felder zu schützen.

Die Gunst der Stunde haben 20 kanadische Mediziner zu einem passgenauen Ärzteappell gegen Mobilfunk genutzt, wie er vor ein paar Jahren auch in Deutschland noch sehr beliebt war.

Mal davon abgesehen, dass ich vermutlich auch 20 kanadische Ärzte für einen Appell gegen Mischehen mit Außerirdischen hätte gewinnen können, bewegt mich an dem Ärzteappell der Kanadier eher die folgende Passage:

Health Canada provide guidelines and resources to assist Canadian physicians in becoming apprised of microwave exposure and related health problems and clinical presentations that may be associated with over-exposure or sensitivity (similar to the 2012, “Guideline of the Austrian Medical Association for the diagnosis and treatment of EMF related health problems and illnesses.”) (Note; this guideline is under review with an update expected.)

Das ist ein starkes Stück, die reden da von Dr. Oberfelds EMF-Leitlinie. Was es an diesem mMn indiskutablen Papier zu beanstanden gibt, das war Thema dieses Strangs. Es kommt aber noch besser: Ob es unsere Kritik an dieser "Leitlinie" war weiß ich nicht, Tatsache ist jedenfalls: Die Österreichische Ärztekammer (ÖÄK) hat diese "Leitlinie" 2012 schon nach wenigen Wochen wieder vom Netz genommen. Angeblich, so dringt es aus der Kammer, werde das Papier überarbeitet. Eine Überarbeitungsdauer von inzwischen zwei Jahren für ein nur 17 Seiten umfassendes PDF spricht allerdings eine deutliche Sprache: Entweder war die erste Fassung, die geschickterweise von den Ärzten der Alpenrepublik auch gleich auf englisch angeboten wurde, totaler Mist, der komplett neu gefasst werden muss, oder - wahrscheinlicher - diese "Leitlinie", die der ÖÄK nicht zum Ruhm gereichen kann, wird nicht mehr auf die Website der Kammer zurück finden.

Von alledem wissen die 20 kanadischen Ärzte nichts. Froh, überhaupt eine "Guideline" in die Finger gekriegt zu haben, nehmen sie das Papier aus Europa ohne Rückfrage ernst. Dies wiederum passt perfekt zu Studien, die das Know-how von Allgemeinärzten mit Blick auf elektromagnetische Felder geprüft haben. So stellten Norbert Leitgeb und Kollegen im Jahr 2005 in einer Umfrage unter niedergelassenen Ärzten fest, dass ein beachtlicher Prozentsatz der befragten Ärzte in Bezug auf den Mobilfunk Risikoeinschätzungen haben, die im Gegensatz zu Auffassungen der entsprechenden Fachgremien stehen (Leitgeb et al. 2005). Sind die Ärzte auch hier Experten, fragte Leitgeb, oder überschreiten sie mit ihrer Risikoeinschätzung ihre Kompetenz?

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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Aerzteappell


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