EHS-Biomarker: Dariusz schlägt Studien mit Freiwilligen vor (Elektrosensibilität)

H. Lamarr @, München, Dienstag, 01.10.2024, 00:36 (vor 1 Tag, 12 Stunden, 47 Min.)

Der Wahlfinne Dariusz Leszczynski wird auf der ARPS-Konferenz 2024 in Australien (20. bis 24. Oktober 2024), einen überraschend kritischen Vortrag über Biomarker für "Elektrosensibilität" halten. Titel: Die vorgeschlagenen Biomarker für EHS sind bislang den Beweis schuldig geblieben, dass sie auf HF-EMF-Exposition reagieren. Lesen Sie hier die ins Deutsche übersetzte Zusammenfassung seines Vortrags.

Ein Teil der Bevölkerung behauptet, empfindlich auf hochfrequente elektromagnetische Felder (HF-EMF) zu reagieren, die von Funk-Kommunikationsgeräten und -netzen ausgehen. Elektrosensibilität, auch als elektromagnetische Hypersensibilität (EHS) bekannt, ist keine anerkannte Krankheit und es gibt keine diagnostischen Kriterien für EHS. Versuche, EHS mithilfe physiologischer und biochemischer Tests zu diagnostizieren, sind untauglich.

Einige Forschungsstudien haben biochemische Tests durchgeführt, um biologische Endpunkte zu analysieren, von denen angenommen wird, dass sie mit den Symptomen von Personen korrelieren, die sich selbst als elektrosensibel einstufen. Zu diesen Endpunkten zählen hochsensibles C-reaktives Protein (hs-CRP), Vitamin D2-D3, Histamin, IgE, Protein S100B, Nitrotyrosin (NTT), Hitzeschockprotein 70 (HSP70), Hitzeschockprotein 27 (HSP27), Anti-O-Myelin-Autoantikörper, Hydroxymelatoninsulfat, 6-Ω-Kreatinin.

Zusätzlich zu den biochemischen Tests wurde die Durchblutung in den Temporallappen des Gehirns mit einer nicht-invasiven Methode der Ultraschall-Tomosphygmographie untersucht. Die beobachteten Veränderungen in der Expression der untersuchten biochemischen Endpunkte traten nur bei einer Minderheit der Personen auf, die angaben, an EHS zu leiden. Nur 40 % der Personen, die angaben, an EHS zu leiden, wiesen einen Anstieg des Histaminspiegels auf. Keiner der vorgeschlagenen Biomarker war bei EHS-Personen vorherrschend: hs-CRP stieg bei 15 % der Probanden an, Vitamin D2–D3 sank bei 23,2 %, Histamin stieg bei 40 % an, IgE stieg bei 22 % an, Protein S100B stieg bei 15,5 % an, Nitrotyrosin (NTT) stieg bei 29 % an, Hsp27/Hsp70 wurde bei 7 % bis 19 % der EHS-Probanden nachgewiesen, Antikörper gegen O-Myelin bei 17 % bis 29 %, das Melatonin-Kreatinin-Verhältnis nahm bei den Probanden zwar ab, aber die Abweichung war zu groß, um eine spezifische Zahl für das Verhältnis anzugeben.

Die Hirndurchblutung, die mit Ultraschall-Tomosphygmographie untersucht wurde, soll bei 50,5 % der Personen, die sich selbst als EHS-Betroffene bezeichneten, zurückgegangen sein, aber die tatsächlichen Ergebnisse der Tests wurden nie vorgezeigt.

Außerdem gibt es keine Beweise dafür, dass einer der vorgeschlagenen Biomarker auf HF-EMF-Exposition in vitro oder beim Menschen angeschlagen hat. Nur zwei der untersuchten vorgeschlagenen Biomarker, Hsp70 und Hsp27, sind dafür bekannt, dass sie in gezüchteten Zellen auf HF-EMF-Exposition reagieren. Nicht bekannt ist jedoch, ob dies auch bei lebenden Menschen der Fall ist.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Forschungsstudien, die eine Vielzahl potenzieller Biomarker für EHS untersuchten, mit dem Problem konfrontiert sind, dass es keine Beweise für eine Korrelation zwischen der HF-EMF-Exposition und den Veränderungen in der Expression der Biomarker gibt. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass Fall-Kontroll-Studien mit Freiwilligen erforderlich sind, an denen die Reaktionen vorgeschlagener und anderer potenziell nützlicher Biomarker auf HF-EMF-Exposition untersucht werden.

Hinweis: Das englische Original des Abstracts sowie der Inhalt von zwei Postern, die Dariusz Leszczynski in Australien präsentieren will, ist hier zu sehen.

Über ARPS

Die Australian Radiation Protection Society wurde 1975 gegründet und hat mehr als 250 Mitglieder, die im Strahlenschutz tätig sind. Die Mitglieder sind in einer Vielzahl von Aktivitäten eingebunden, die darauf abzielen, die sichere Nutzung sowohl ionisierender als auch nichtionisierender Strahlung für eine Vielzahl von Anwendungen in der Medizin, der Grundlagenforschung, der angewandten Wissenschaft, der Industrie und dem Bergbau zu gewährleisten. Die Gesellschaft wurde 1997 in Australasian Radiation Protection Society umbenannt, um der zunehmenden Beteiligung von Mitgliedern außerhalb Australiens, insbesondere aus Neuseeland, Rechnung zu tragen.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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