Immissionsentwicklung durch Mobilfunk ohne klare Zeittrends (Forschung)

H. Lamarr @, München, Freitag, 23.12.2022, 14:23 (vor 598 Tagen)

Mobilfunkgegner beklagen gerne, die "Strahlenbelastung" durch Mobilfunk nehme von Jahr zu Jahr zu. Im September 2022 kam die wissenschaftliche Auswertung der Daten von fünf großen europäischen EMF-Überwachungsnetzen und von zwei Messkampagnen zu einem anderslautenden Ergebnis.

Die kontinuierliche Überwachung von HF-EMF-Netzwerken und In-situ-Messkampagnen sind Instrumente, die weitgehend für den Nachweis der Einhaltung von Sicherheitsgrenzwerten für EMF in der Umwelt für die Allgemeinheit eingesetzt werden. In Europa sind derzeit fünf große Überwachungsnetze (Griechenland, Katalonien, Rumänien, Serbien und Frankreich-Belgien) in Betrieb, die aus mehr als 1200 Messsensoren bestehen. Die erhobenen Daten aus den Überwachungsnetzen erlauben die Analyse der zeitlichen Entwicklung der Belastung. Zwei große In-situ-Messkampagnen (Katalonien und Frankreich) liefern ebenfalls nützliche Informationen zur Exposition. In-situ-Messkampagnen liefern nützliche Daten über die Schwankung der Exposition in verschiedenen Mikroumgebungen, in denen sich Menschen den größten Teil ihrer Zeit aufhalten.

Die mittleren elektrischen Feldstärkewerte der Überwachungsnetze in den verschiedenen Ländern lagen in einem Bereich von 0,67 V/m bis 1,51 V/m. Der Medianwert des elektrischen Feldes in den verschiedenen Mikroumgebungen, der anhand von In-situ-Messungen ermittelt wurde, lag zwischen 0,10 V/m und 1,42 V/m. Die Unterschiede zwischen den Netzwerken wurden identifiziert und hauptsächlich auf Abweichungen in der Bevölkerungsdichte zurückgeführt. Es wurden keine signifikanten Trends in der zeitlichen Entwicklung der EMF-Werte beobachtet. Einflüsse von Parametern wie die Bevölkerungsdichte, die Art der Mikroumgebung und die Höhe der Messung über dem Erdboden auf die gemessenen EMF-Werte wurden untersucht.

Die Bevölkerungsdichte in einem Gebiet ist ein Faktor, der mit der Höhe der E-Felder korreliert: Je höher die Bevölkerungsdichte, desto höher das gemessene E-Feld. Dies lässt sich aus den Messungen der Überwachungsnetzwerke schließen, bei denen wir höhere E-Feld-Werte in den Ländern beobachtet haben, in denen sich die Sensoren an Orten mit höherer Bevölkerungsdichte befinden. Diese Schlussfolgerung wurde durch In-situ-Messungen im selben Land (Frankreich) bestätigt, wo die Korrelation aufgrund der großen verfügbaren Stichprobe eindeutig war. Die Bevölkerungsdichte war jedoch nicht der einzige Faktor, der die Messergebnisse beeinflusste. Wie im Fall des Überwachungsnetzes in Frankreich-Belgien gezeigt wurde, war auch die Positionierung der Sensoren ein wichtiger Faktor: Je höher der Sensor platziert war, desto höher waren die gemessenen E-Feldwerte. Diese Schlussfolgerung wurde durch die Ergebnisse der In-Situ-Messkampagne in Katalonien in Spanien bestätigt, wo die Höhe über Grund eines jeden Messortes verfügbar ist. Es gibt Unterschiede in der Konzeption und dem Einsatz verschiedener Messnetze und In-situ-Messkampagnen. Diese Unterschiede können zu verschiedenen Problemen führen und irreführend sein, wenn man versucht, allgemeine Schlussfolgerungen zu ziehen.

Quelle: Electromagnetic Fields Exposure Assessment in Europe Utilizing Publicly Available Data (Volltext, PDF, 15 Seiten)

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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Immissionsentwicklung


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