Stuttgart: Zentrum der Waldorfpädagogik und Impfgegner (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 19.05.2022, 11:07 (vor 901 Tagen) @ H. Lamarr

Der Großraum Stuttgart ist ein Zentrum der kalabrischen Mafia, schreibt Manuel Bogner auf Zeit-Online in dem Artikel Ungestörte G'schäftle. Oha, diese aufschlussreiche Verbindung ist mir noch gar nicht in den Sinn gekommen :wink:.

Stuttgart hat noch mehr zu bieten. Im September 2020 schrieb Bruno Heidelberger im Portal für Politikwissenschaft den Artikel "Warum greift das Irrationale in Gesellschaften um sich?". Präzise, emotionslos und gespickt mit Quellenangaben zeichnet der Autor dort schonungslos das Bild einer aufkeimenden demokratiefeindlichen Parallelgesellschaft, die sich Bakterien gleich an verwundeten Stellen der traditionellen Gesellschaft einnistet, dort wuchert und Entzündungsprozesse herbeiführen will, die den Organismus allmählich vergiften. Organisierte Mobilfunkgegner sind meiner Einschätzung nach wissentlich oder unwissentlich fester Teil dieser Parallelgesellschaft.

Über die Rolle Stuttgarts schreibt Heidelberger (Auszug mit entfernten Quellenangaben):

Die Esoterik als trojanisches Pferd
für Rechtsextremismus und Verschwörungsmythen

Es ist kein Zufall, dass die Proteste in Stuttgart, dem Zentrum der Waldorfpädagogik und Impfgegner, ihren Ausgang nahmen. Gerade an Waldorfeinrichtungen brachen die Masern in der Vergangenheit oft aus. Die ‚impfkritische‘ Haltung der Anthroposophie geht zurück auf Rudolf Steiners okkulten Karma-Gedanken. Krankheit sei die Konsequenz von Vergehen in früheren Leben; zugleich habe Krankheit eine karma-reinigende Wirkung. Steiner spricht von einer Bestrafung für ‚angerichtete‘ Vergehen durch das Gericht der Krankheit – im Grunde victim blaming, Opferbeschuldigung, in der Medizin ein Tiefpunkt der Unethik. In den vergangenen Jahren hat es immer wieder Vorfälle an Waldorfschulen gegeben, die es wegen ihrer Nähe zu Rechtsextremen oder Reichsbürgern in die Presse schafften. Die Stars der verschwörungstheoretischen Szene, Ken Jebsen und Daniele Ganser, wurden von Waldorfschulen zu Vorträgen eingeladen. Inzwischen hat sich der Vorstand des Bundes der Freien Waldorfschulen von ihnen distanziert. Michaela Glöckler, die führende anthroposophische Medizinerin, setzt Corona mit einer Grippe gleich.

Mit Bezug auf den Roman 1984 von George Orwell zeichnet Glöckler ein Menetekel an die Wand: Totalüberwachung werde geprobt bis hin zur Ausgangssperre und zur Überwachung via Handy, Grundrechte abgeschafft. Glöckler stellt die Lage in Deutschland so dar, als ob ein totalitärer Staat bereits existiere. Bernd Kramer bezeichnete in der Zeit die Anthroposophie als Pseudowissenschaft und als ‚Ersatzreligion des Bildungsbürgertums‘, die Anthroposophen als die ‚am besten vernetzte Esoterikfraktion Deutschlands‘. Am 6. September 2007 entschied die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM), dass Steiners Bücher rassistischen Inhalt haben. Das Motto der Waldorfbewegung im ‚Dritten Reich‘ lautete: ‚Die Waldorfschulen erziehen zur Volksgemeinschaft‘. [...]

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Stuttgart, Pseudowissenschaft, Trojaner, Anthroposophie, Reichsbürger, Impfgegner, Spaltung, Steiner, Waldorf, Rechtsextremismus, Anthroposophen, Glöckler, Waldorfpädagogik, Abseitig, Weleda, Orwell


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