Gigaherz vs. Fernmeldegesetz: Ein Knirps muckt auf (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Freitag, 08.04.2016, 13:15 (vor 3102 Tagen)

Hans-U. Jakob, unlängst vom Gerade-noch-Präsident zum Immer-noch-Präsident des Vereins Gigaherz befördert, hat wieder eine Windmühle entdeckt, gegen die er, wie nicht anders zu erwarten, unverzüglich mit Lanze im Anschlag anreitet.

Stein des Anstoßes ist die geplante Änderung des Fernmeldegesetzes in der Schweiz. Gigaherz ist als Bamperl-Verein zwar im Zuge des Vernehmlassungsverfahrens nicht zur Beschwerde gegen das Gesetz berechtigt, piepst aber dennoch mit. Wie üblich sind die Ausführungen von Herrn Jakob nicht Anlass, die Stirn in Falten zu legen, sondern die Mundwinkel nach oben zu ziehen. Eine Kostprobe aus dem Beschwerdebrief Jakob an das Edg. Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation UVEK mag dies verdeutlichen:

52% der Schweizer Bevölkerung oder über 4 Millionen Personen, halten Mobilfunkantennen, für gesundheitlich gefährlich oder eher gefährlich. 12% oder 960‘000Personen sogar für sehr gefährlich.
Dies geht aus den statistischen Erhebungen des Bundesamtes für Statistik hervor. Die Umfrage-Ergebnisse blieben von 2010 bis 2015 trotz massivster, millionenschwerer, oft unlauterer Propagandamanöver der Mobilfunkanbieter völlig unverändert.
FAZIT: 4Millionen können sich nicht irren.

Klar können 4 Mio. irren, bei der Reichstagswahl 1933 irrten z.B. rd. 17 Mio. Deutsche und machten ihr Kreuzchen bei dem braunen Exportschlager aus Österreich. Das war damals ein echter Irrtum. Was Jakob heute als Nicht-Irrtum auftischt ist dagegen grotesk. Der Ex-Elektriker bringt Angst vor etwas (hier: Mobilfunk-Sendemasten) mit Irren (das Irren, nicht die Irren) in Verbindung. So als ob sich ein Spinnenphobiker irrtümlich vor Spinnen fürchten würde, tatsächlich aber vor Fröschen :no:. Es ist unprofessionell, wie Herr Jakob versucht, statistische Daten zu seinen Gunsten hinzubiegen. Er hinterfragt auch nicht, woher die 4 Mio. Schweizer denn ihren Bammel vor Mobilfunk-Sendemasten her haben. Dabei liegt die Antwort auf der Hand: Seit ungefähr 15 Jahren eifern Leute wie Jakob gegen Mobilfunk und nicht selten gelingt es Eiferern, in drittklassigen Medien aufzutreten, in Leitmedien schaffen sie es nur selten. So weiß heute jeder der Augen und Ohren hat, dass da möglicherweise irgendwas im Busch ist. Mangels Fachkenntnis können Eva und Alfred Stuss nicht von Wissenschaft unterscheiden, sie parken deshalb vorsorglich abwartend auf Stammtischniveau. Das aber heißt: Würde die Schweizer gefragt, ob es das Ungeheuer vom Loch Ness ihrer Meinung nach gibt, würden vermutlich mehr als nur 4 Mio. ja sagen.

Der Immer-noch-Präsident schließt seine Ausführungen nicht mit einer Bitte, sondern mit einer Erwartung:

Angesichts der 4 Millionen Menschen in diesem Land, die Mobilfunkantennen gesundheitlich bedenklich finden, erwarten wir eine Berücksichtigung unserer Argumente bei der Änderung des Fernmeldegesetzes.

Nunja, erwarten darf er das ungestraft. Doch bevor er kriegt, was er will, steht eher das Matterhorn im Original in Disneyland. Wetten?

Hintergrund
Feindbildüberhöhung: Ein Knirps gegen Giganten
Mobilfunkmasten lassen Deutschschweizer eher kalt
960‘000 Elektrosmog-Betroffene in einem VW-Bus

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Zwergenaufstand, Scheinriese, Fernmeldegesetz, Feindbildüberhöhung


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