Feldkarte - wie "verstrahlt" ist Ihre Stadt? (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 29.11.2015, 23:16 (vor 3233 Tagen)

idw - Informationsdienst Wissenschaft meldete am 6. November 2015:

Elektromagnetische Felder - wie verstrahlt ist Ihr Gebiet?

Hochspannungsleitungen, Funkmasten, aber auch Smartphones oder Tablets – elektromagnetische Felder sind in unserer Umwelt allgegenwärtig. Viele Bürger sind besorgt. Nach wie vor fehlen abschließende Untersuchungen zur Risikobewertung. Als Vorsorgemaßnahmen rät das Bundesamt für Strahlenschutz zu einer verstärkten Forschung, um den aktuellen Kenntnisstand zu erweitern und die Bevölkerung umfassend zu informieren.

Dieses Ziel verfolgt auch ein Forschungsprojekt, das derzeit an der Fakultät Elektrotechnik der Ostfalia Hochschule in Wolfenbüttel läuft. „Idee des Projekts ist es, hochgenaue Messdaten über die Feldstärkeverteilung in deutschen Städten aufzunehmen und für vielfältige Anwendungen nutzbar zu machen“, so Prof. Dr. Matthias Hampe, Leiter des Forschungsprojekts. Dabei kommt ein mobiles Messsystem zum Einsatz, das Hampe zusammen mit dem Masterstudenten Sönke Heeren entwickelt hat. Dieses Messsystem liefert zuverlässig und schnell einen Überblick über die Feldstärkeverteilung des ausgemessenen Gebietes. Dazu wird mit dem mobilen Messträger kurzzeitig an vielen Orten eine hochgenaue Messung durchgeführt. Die erhaltenen Momentaufnahmen werden auf einer elektronischen Karte dargestellt. Bezüglich der Datensicherheit kann Hampe beruhigen: „Es wird ausschließlich die Stärke der Signale gemessen. Die Inhalte der Nachrichten, zum Beispiel beim Versand per WLAN oder Mobilfunk, bleiben unberücksichtigt.“

Zur Erfassung der Messdaten arbeitet die Fakultät Elektrotechnik eng mit der viridas GmbH zusammen. Das Unternehmen nutzt das neu entwickelte Verfahren und führt deutschlandweit Feldstärkemessungen durch. Über 50 Städte wie Braunschweig, Hamburg oder München wurden bereits vermessen. Die Ergebnisse sind im Internet unter www.Feldkarte.de abrufbar.

[image]
Screenshot von www.feldkarte.de

Die gute Nachricht ist, die gesetzlichen Grenzwerte wurden an keinem Ort überschritten. Aus den Messdaten geht jedoch hervor, dass in der Nähe von Funkmasten oder in Industriegebieten häufig höhere Werte zu beobachten sind. Auch werden in Städten tendenziell höhere Feldstärken gemessen als in ländlichen Gegenden. Für die Einhaltung der Emissionsgrenzwerte ist die Bundesnetzagentur zuständig. Diese führt auf Anfrage Langzeitmessungen durch, die jedoch nur punktuell stattfinden. Vorteil des neuen Verfahrens – die Messungen erfolgen schnell und unkompliziert und decken breite Flächen ab. Anhand der ermittelten Daten können mögliche kritische Feldstärken identifiziert werden, die anschließend mit gezielten Langzeitmessungen genauer untersucht werden sollten.

Die geplante Laufzeit des Forschungsprojekts beträgt drei Jahre. Insbesondere soll untersucht werden, ob mit den Feldkarten eine Ortung und Steuerung autonomer Fahrzeuge möglich ist. „Hierzu müssten die erhaltenen Messdaten die jeweiligen Messorte als eine Art elektromagnetischer Fingerabdruck zuverlässig beschreiben. Ersten Untersuchungen nach ist dies durchaus wahrscheinlich“, so Hampe.

Neun Fragen an den Projektleiter
Das IZgMF stellte Prof. Hampe einige Fragen, die er wie folgt beantwortete:

  • Seit wann wird der Dienst angeboten?
    Die Daten sind seit Mitte Oktober im Netz, begonnen habe ich mit den Messungen Anfang des Jahres.
  • Mit welchen Kosten muss ein Auftraggeber konkret rechnen?
    Derzeit kalkuliere ich mit 1 € pro Meter Radius, also 1000 € für einen mittelgroßen Ort mit Durchmesser 2000 m oder 2000 € für eine mittelgroße Stadt mit 4000 m Durchmesser.
  • Wie sinnvoll ist die Momentaufnahme einer Feldimmission?
    Wenn Sie flächenmäßig einen umfassenden Überblick erhalten wollen, gibt es meiner Meinung nach hierzu keine Alternative. Das von mir verwendete Messgerät empfängt auch in kurzer Messzeit grundsätzlich alle aktiven Sender.
  • In welchem Abstand vom Erdboden wird gemessen?
    Zirka 1,8 m.
  • Bekommt ein Auftraggeber auch konkrete Zahlenwerte genannt?
    Ja. Ich werde das breitbandige Spektrum zur Verfügung stellen.
  • Wie wird aus 60'000 Messwerten ein Farbpunkt berechnet (Mittelwert, Median ...)?
    Gesamtsummationsquotient gemäß Bundesnetzagentur, siehe in der Legende unten links.
  • Ist die Messung breitbandig oder frequenzselektiv?
    Sie ist breitbandig, die frei zugänglichen Werte decken das komplette Spektrum von 500 MHz bis 3 GHz in hoher Auflösung ab.
  • Warum schließen Sie jegliche Haftung für die Genauigkeit (Richtigkeit) von Messwerten aus?
    Weil ich nicht garantieren kann, dass meine Messungen auch morgen noch vollständig gültig sind. Jemand könnte einen Sender aus oder einschalten. Die aufgenommenen Daten sind eine hochgenaue Momentaufnahme.
  • Ist Viridas eine unabhängige Gesellschaft oder eine Ausgründung der Ostfalia?
    Die viridas GmbH wurde von mir gegründet und ist unabhängig.

Hintergrund
Website von Prof. Dr.-Ing. Dipl.-Volksw. M. Hampe bei der FH Osfalia
Elektromagnetische Felder – wie verstrahlt ist Braunschweig?
Uni misst keine überhöhte Strahlenbelastung in Erfurt

--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Feldkarte - wie "verstrahlt" ist Ihre Stadt?

Kuddel, Montag, 30.11.2015, 14:14 (vor 3232 Tagen) @ H. Lamarr

Die Skalierung in dem Falschfarben-Darstellung ist nicht sehr aussagekräftig.

[image]

Was bitte versteht die Firma unter "gering" und was unter "hoch" ?

Bedeutet "rot/violett", daß Grenzwerte erreicht werden ?

Oder hat die Software eine Autoskalierung, so daß die Farbskala imer von "blau" bis "rot" reicht, selbst wenn der höchste Messwert z.B. unter 1V/m V/m beträgt ?

Werden nur Basisstationen erfasst (frequenzselektiv) oder auch die Emissionen von Endgeräten ?
Falls letzteres, so wären die erstellten Karten doch sehr fehlerbehaftet, denn ein während der Messung zufällig in der Nähe telefonierender Passant würde sofort ein "Rot" auslösen, welches für Jahre in der veröffentlichten Karte bleibt und die Anwohner des betroffenen Gebietes würden womöglich den Schluß ziehen, daß sie in einem (dauerhaft) "verstrahlten" Straßenabschnitt wohnen.

Bei einer breitbandigen Spitzenwert-Erfassung würden z.B. DECT Schnurlostelefone um Faktor 5..10 bezüglich Feldstärke überbewertet werden, denn die üblichen Haushaltstelefone (mit einer Amtsleitung) können in der Regel technisch bedingt nur einen von 24 Zeitschlitzen belegen, während die Bewertungsmethode inherent davon ausgeht, daß alle 24 Zeitschlitze belegt sind.

K

Feldkarte - wie "verstrahlt" ist Ihre Stadt?

charles ⌂ @, Montag, 30.11.2015, 16:22 (vor 3232 Tagen) @ Kuddel

Wie ich shon früher in eine Ausgabe von *het bitje* (November 2010) nachgewiesen habe, sind *Breitband-Messgeräte* NICHT in der Lage um mehrere HF Quellen getrennt und dann zusammen zu *summieren* (laut ICNIRP).
Das kann man nur mit einem Spectrumanalyser der frequenzselektiv misst.
Zum Beispiel tut die (kostenlose MCS software) von Aaronia das automatisch.

--
Charles Claessens
www.milieuziektes.nl

Feldkarte - wie "verstrahlt" ist Ihre Stadt?

H. Lamarr @, München, Montag, 30.11.2015, 23:40 (vor 3232 Tagen) @ Kuddel

[image]


Wenn Sie auf das im Screenshot erkennbare "i" im blauen Kreis klicken, erfahren Sie: violett = Grenzwert, blau = 1 x 10^-6 vom Grenzwert.

Da aber im Bereich von 500 MHz bis 3 GHz der Grenzwert ziemlich stark frequenzabhängig ist, ist mir nicht klar, für welchen Grenzwert die Skala denn nun gilt, wenn die Messung breitbandig ist.

Wissen Sie es?

Werden nur Basisstationen erfasst (frequenzselektiv) oder auch die Emissionen von Endgeräten ?

So wie ich das verstanden habe, werden breitbandig alle Immssionen erfasst. Nur, mal ist von 500 MHz bis 3 GHz die Rede, mal von 10 Hz bis 6 GHz --> Navigation "Messprinzip".

Falls letzteres, so wären die erstellten Karten doch sehr fehlerbehaftet, denn ein während der Messung zufällig in der Nähe telefonierender Passant würde sofort ein "Rot" auslösen, welches für Jahre in der veröffentlichten Karte bleibt und die Anwohner des betroffenen Gebietes würden womöglich den Schluß ziehen, daß sie in einem (dauerhaft) "verstrahlten" Straßenabschnitt wohnen.

Ich fürchte, "Kuddel" ...

Bei einer breitbandigen Spitzenwert-Erfassung würden z.B. DECT Schnurlostelefone um Faktor 5..10 bezüglich Feldstärke überbewertet werden, denn die üblichen Haushaltstelefone (mit einer Amtsleitung) können in der Regel technisch bedingt nur einen von 24 Zeitschlitzen belegen, während die Bewertungsmethode inherent davon ausgeht, daß alle 24 Zeitschlitze belegt sind.

... Ihre Fragen kann Ihnen nur Herr Hampe beantworten.

--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Feldkarte für automes Fahren

H. Lamarr @, München, Montag, 07.12.2015, 13:16 (vor 3225 Tagen) @ H. Lamarr

Wie sinnvoll ist die Momentaufnahme einer Feldimmission?

In der Östthüringer Zeitung spricht der Initiator der Feldkarte von einer Anwendung der Daten, die mir grundsätzlich weitaus mehr einleuchtet, als eine Elektrosmog-Kartierung von Städten.

Ziel des Projekts ist es, so Hampe, hochgenaue Messdaten über die Feldstärkeverteilung in deutschen Städten aufzunehmen und für vielfältige Anwendungen nutzbar zu machen. Insbesondere soll untersucht werden, ob mit den Feldkarten eine Ortung und Steuerung autonomer Fahrzeuge möglich ist. „Hierzu müssten die erhaltenen Messdaten die jeweiligen Messorte als eine Art elektromagnetischer Fingerabdruck zuverlässig beschreiben. Ersten Untersuchungen nach ist dies durchaus wahrscheinlich“, so Hampe.

--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Feldkarte - was sind die Ziele des Professors?

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 30.12.2015, 15:41 (vor 3202 Tagen) @ H. Lamarr

Die PR-Aktionen für die Feldkarte laufen auf vollen Touren, heute war z.B. Hamburg dran. Mir wird diese auffällig dichte Werbung in der Öffentlichkeit langsam suspekt, Prof. Hampe adressiert nicht Fachleute oder Kommunalpolitiker, sondern die breite Öffentlichkeit. Doch was soll die mit der Botschaft anderes anfangen, als es mit der Angst zu kriegen? Die Begleittexte in den Medien sind zum Teil ziemlich irreführend, etwa wenn aktuell im Fließtext behauptet wird ...

An einer Stelle der Reeperbahn allerdings seien die Grenzwerte im Mittel lediglich knapp unterschritten worden ...

... und erst auf der dritte Seite einer Infobox (genannt "Infowinkel") 24 Prozent Grenzwertausschöpfung zu finden sind, was für mich alles andere als ein "knapp unterschrittener" Grenzwert ist. Ich halte diese Form der Information für Desinformation zumal in keiner Weise klar ist, wie diese 24 Prozent zustande kamen und ob nicht das Handy von Herrn Hampe diesen Spitzenwert verursacht hat.

Grenzwertig auch die folgende Behauptung:

Menschen, die eine neue Wohnung suchten und die sich möglichst wenig Strahlung aussetzen wollten, könnten seine Karten als Anhaltspunkt nutzen.

Da die Messungen ausnahmslos dort gemacht werden, wo kein Mensch wohnt, nämlich mitten auf der Straße, halte ich diese angeblich nützliche Funktion der Karte für reines Blendwerk. Dort, wo es funkfeldmäßig richtig interessant wird, in den Dachgeschossen von Häusern, kommt Herr Hampe nicht hin und der Schluss, wenn unten schon viel ist, ist oben noch viel mehr, dürfte in geschätzt 50 Prozent der Fälle unzutreffend sein.

Irgendetwas ist an diesem Projekt aus meiner Sicht nicht koscher, ich habe nicht den Eindruck, dass die wahren Absichten, die mit der Feldkarte verfolgt werden, bisher offen gelegt wurden. Mich erinnert das unangenehm an die PR-Welle, die Prof. Adlkofer 2003 zugunsten von "Reflex" in den Medien entfachte. Auch damals war die breite Öffentlichkeit das Ziel der PR. Der tiefere Sinn dieser Bemühungen wurde erst später deutlich, als Franz Adlkofer sich den Reihen der Tabakindustrie zuordnen ließ und sein "Reflex"-Projekt unter Fälschungsverdacht geriet, der bis heute nicht ausgeräumt werden konnte.

--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Feldkarte - Prof. Hampe macht Ulmern Angst

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 03.08.2016, 10:01 (vor 2985 Tagen) @ H. Lamarr

Jetzt haben wir den Salat! In Ulm haben die Messungen von Prof. Hampe kürzlich Bürger auf den Plan gerufen, die von "überhöhten Mobilfunkwerten" aufgeschreckt wurden, wie es in einem ziemlich substanzlosen Artikel in Südwest Presse heißt. Die Stadt forderte prompt einen Messtrupp der BNetzA an, der - Überraschung – keine Grenzwertüberschreitungen feststellen konnte. Welche Werte die BNetzA gemessen hat, darüber gibt der Artikel keine Auskunft. Und erst in der "Zusatzinfo" am Ende steht, was mMn in den Haupttext gehörte: Hampe ermittelte in Ulm an Ort und Stelle maximal 32 Prozent Grenzwertausschöpfung. Da aber der Professor von einem fahrenden Auto aus breitbandig misst kann es leicht sein, dass er an besagter Stelle im Stau stand und Handysignale aus benachbarten Autos mitgemessen hat. In diesem Fall ist der Messwert irreführend, denn die besorgten Bürger lasten diesen allein den Mobilfunkantennen auf dem Dach der Olgastraße 152 an. Ungefähr 50 Meter von dort entfernt zeigt die EMF-Karte einen (grünen) Messpunkt der BNetzA, von 32 Prozent Grenzwertausschöpfung bleiben an dieser Stelle noch 0,25 Prozent übrig.

--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
, Grenzwertüberschreitung

Reporterin begleitet Prof. Hampe auf Messfahrt

H. Lamarr @, München, Samstag, 14.01.2017, 12:22 (vor 2821 Tagen) @ H. Lamarr

Was herauskommt, wenn eine Reporterin des Bayerischen Rundfunks Prof. Hampe auf eine Messfahrt durch Braunschweig begleitet, das lässt sich hier nachhören (Vorspulen bis Minute 20:00).

--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

RSS-Feed dieser Diskussion

powered by my little forum