Ohrfeige für IARC: Kein Risiko für Handy-Langzeitnutzer (Forschung)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 17.11.2013, 17:14 (vor 3925 Tagen)

Taiwan ist das Land, in dem 2007 angeblich 1500 Mobilfunk-Sendemasten demontiert wurden, weil sie Krebs auslösten, Nervenzusammenbrüche verursachten und sogar Leute in den Tod getrieben haben sollen (die WHO sieht das Risiko durch Mobilfunk-Sendemasten inzwischen etwas anders).

Taiwan ist aber auch das Land, in dem jetzt eine Studie voll kollidiert mit den Findungen des schwedischen Forschers Lennart Hardell und der 2B-Krebswertung der IARC. Die Studie mit dem sperrigen Titel The incidence rate and mortality of malignant brain tumors after 10 years of intensive cell phone use in Taiwan ist dem Abstract zufolge mit 23 Mio. Handy-Teilnehmern die wahrscheinlich größte Tumorstudie, die nach Langzeiteffekten des Handygebrauchs geforscht hat. Analysiert wurden Daten aus dem Zeitraum 2000 bis 2009. Irgendeinen Zusammenhang zwischen der Intensität des Handygebrauchs und der Anzahl der Neuerkrankungen/Sterbezahlen wegen Hirntumoren konnten die Wissenschaftler nicht feststellen. Bemerkenswert ist der Schlusssatz im Abstract, der als Ohrfeige für die IARC und die Umweltagentur der EU betrachtet werden kann:

We thus urge international agencies to publish only confirmatory reports with more applicable conclusions in public. This will help spare the public from unnecessary worries.

[Wir bitten daher internationale Agenturen eindringlich, künftig nur noch bestätigte Warnungen mit verantwortungsbewußt formulierten Schlussfolgerungen in die Öffentlichkeit zu tragen. Dies würde helfen, die unnötige Verunsicherung der Bevölkerung zu vermeiden.]

Für eine wirklich sachkundige Bewertung der Studie aus Taiwan reicht es nicht, allein den Abstract dieses öffentlich nicht zugänglichen "Short Papers" zu kennen. Doch dies sehe ich als Aufgabe echter Experten, und nicht als die meine. Hinweisen möchte ich nur noch darauf, dass an dieser Arbeit mit Jeremiah Scholl unter anderem ein junger Wissenschaftler des Karolinska Instituts, Schweden, beteiligt war. Dieses Institut ist unter Mobilfunkgegnern über jeden Zweifel erhaben, es wird von den einschlägigen Sprachrohren der Szene nur zu gerne mit dem Prädikat "renommiert" empor gehoben - so dass es denselben Sprachrohren jetzt schwer fallen sollte, der Studie die fachliche Kompetenz in Abrede stellen zu wollen.

Hintergrund
Krebswertung der IARC
Krebswarnung der EEA
EU-Kommission tadelt intern EU-Umweltagentur wegen EMF-Alarm

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
IARC, PubMed, Research, EEA


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