Keine 50 % Elektrosensible 2017, sondern 4,5 % (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 09.06.2013, 18:32 (vor 4136 Tagen) @ H. Lamarr

Der extrapolierte Trend zeigt, dass ein Anteil elektrosensitiv gewordener Menschen von 50% der Gesamtbevölkerung auf das Jahr 2017 erwartet werden kann.

Kompletter Text inkl. Bild 1 <hier>.

Nur noch vier Jahre trennen uns vom Jahr 2017. Wenn bis dahin ungefähr 3,5 Mrd. Elektrosensible erreicht sein wollen, müsste sich schon jetzt ein gravierender Trend abzeichnen. Doch nichts dergleichen ist zu vermelden.

Einer der ersten Wissenschaftler, die sich mit dem Phänomen "Elektrosensibilität" befassten, war Norbert Leitgeb an der Uni Graz. 2008 publizierte Leitgeb als Co-Autor die Studie "Sensitivity to electricity--temporal changes in Austria", in deren Abstract konkrete Zahlen stehen:

This study showed an actual EHS prevalence of 3.5% compared with 2% estimated in 1994.

In 14 Jahren stiegt der Anteil von EHS in Österreich von 2 % auf 3,5 %. Dieser Anstieg von 1,5 Prozentpunkten ergibt linear extrapoliert auf das Jahr 2017 rd. 4,5 %.

Wer kritisch ist wird bemerkt haben, dass er mit den genannten Prozentwerten kaum etwas anfangen kann, denn die Angaben sind schwammig, der Interpretationsspielraum ist groß. Doch dem lässt sich abhelfen, denn in der Gründerzeit des IZgMF (2003) fragten wir bei Prof. Leitgeb nach:
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Frage 1: Ist es dabei geblieben, dass der hochgerechnete Anteil der Elektrosensiblen, gemessen an der Gesamtbevölkerung (Österreichs) etwa 2 % ist?

Antwort N. Leitgeb: Diese Schätzung ist nach wie vor aktuell und wird in der Zwischenzeit auch von anderen Gruppen (z.B. Dr. Lena Hillert, Schweden) geteilt, allerdings spreche ich von einem möglichen Potential, also von Personen, die potentiell anfällig sind und nicht von dem Prozentsatz der Personen, die bereits unter Elektrosensibilität leiden. Es ist dabei wissenschaftlich interessant, ob der Prozentsatz stabil bleibt oder ob und wie er sich ändert. Arbeiten zu einer auf demografischer Basis erarbeiteten Aktualisierung dieser Schätzung sind bei uns gegenwärtig im Gange.
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Unter der Annahme, dass die Auskunft von 2003 auch für die Studie von 2008 gilt, deute ich den Wert 4,5 % als den Anteil in der österreichischen Bevölkerung, der dafür anfällig ist, sich durch unqualifizierte Berichterstattung in den Medien mit EMF-Phobie anzustecken. Den Aspekt der Medien als Infektionsquelle habe ich dieser Arbeit von Witthöft/Rubin entnommen.

Einen bekennenden Elektrosensiblen, der nach den strengen Maßstäben der Wissenschaft seine behauptete Fähigkeit der Feldwahrnehmung objektiv unter Beweis stellen konnte, gibt es trotz Zuwachs um 1,5 Prozentpunkte bis heute auch in Österreich nicht. Dies stützt die These, EHS sei eine Phobie, die durch reißerische Berichte über angeblich elektrosensible Menschen langsam in der Bevölkerung verbreitet wird.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Rubin, Leitgeb, Witthöft, Prognose


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