"Netzwerk Risiko Mobilfunk" hat kapituliert (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 29.01.2012, 18:23 (vor 4713 Tagen)

Das "Netzwerk Risiko Mobilfunk", das eigentlich nur eine Fiktion seiner Gründer gewesen war, es hat kapituliert und ist nach langer Krankheit Ende 2011 in den Armen des Anti-Mobilfunk-Vereins Diagnose Funk sanft entschlafen. Das Ableben dieses Netzwerks verlief ebenso geräuschlos wie es in den fünf Jahren seines kurzen Daseins gewesen war, trauernde Hinterbliebene und Erbauseinandersetzungen gibt es keine, denn zwei der drei Gründerväter haben rechtzeitig vom Netzwerk abgeheuert und sich bei den Diagnose-Funkern in Sicherheit gebracht. Noch ist die Website des Netzwerks am Netz, Domaininhaber ist das Mobilfunk Bürgerforum mit Sitz in Waiblingen, das freilich ebenfalls seinen Geschäftsbetrieb eingestellt hat.

Die Vernetzung von Mobilfunkgegnern in Deutschland scheiterte erstmals schon am 23. Februar 1998 mit der Gründung des Vereins "Bürgerwelle/Dachverband der Bürger und Initiativen zum Schutz vor Elektrosmog e.V.". Unter dem Dach des selbst ernannten Dachverbandes gab es einige Querelen jedoch keine substanzielle Weiterentwicklung der Anti-Mobilfunk-Bewegung. Der zweite Anlauf startete acht Jahre später am 19. Mai 2006 in Bamberg und sollte als bundesweites "Netzwerk Risiko Mobilfunk" die verstreut vor sich hinwurstelnden Bürgerinitiativen irgendwie zusammenführen. Wie genau, dies wurde nie so recht ersichtlich, und deshalb blieb dieses Netzwerk eine leblose Schaufensterpuppe zum Anschauen. An diesem 19. Mai 2006 ging das IZgMF mit einem deutlichen Nein zu der "Bamberger Mobilfunk-Erklärung" erstmals voll auf Kollisonskurs mit den etablierten Szenegrößen, dieser Tag markiert für das IZgMF den Wendepunkt.

Ziel des "Netzwerk Risiko Mobilfunk" war es, möglichst viele Mobilfunk-kritische Initiativen in Deutschland zu vernetzen, damit sie sich gegenseitig austauschen und unterstützen können und so stärker werden. Diesem Ziel kam das Netzwerk zu keiner Zeit nahe. Das lag mMn daran, dass das Netzwerk lediglich als loser Zusammenschluss von Bürgerinitiativen vergeblich darauf hoffte, irgendjemand möge die Initiative ergreifen und die anderen mitreißen. Ein kapitaler Geburtsfehler, denn Mobilfunkgegner differenzieren in aller Regel sehr genau, ob es gegen "ihren" Masten geht, dann ist der Fleiß groß, oder gegen etwas, was weiter als 300 Meter vom Wohnsitz entfernt ist, dann hindern Mobilfunkgegner häufig Termine, Zeitnot oder ungeschminkt die Was-geht-mich-das-denn-an-Einstellung an allzu großem Tätigkeitsdrang.

Nach "Bürgerwelle" und "Netzwerk Risiko Mobilfunk" versucht sich jetzt der am 1. Juni 2010 gegründete Verein "Diagnose-Funk" (Deutschland) daran, die deutsche Anti-Mobilfunk-Szene auf Linie zu bringen. Er macht das den Umständen gemäß nicht schlecht und er vermeidet die Fehler des Netzwerks, indem er von den Mitgliedern nur Mitgliedsbeiträge verlangt und im Gegenzug eine Fülle an Information liefert, die mMn allerdings nur schön verpackte Desinformation ist. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Als Universalerbe des gescheiterten Netzwerks hat der junge Verein auch eine Erblast zu tragen, denn an vielen Schaltstellen sitzen wieder dieselben Personen, die auch beim glücklosen Netzwerk die Fäden in der Hand hielten. Ob diese Erblast zur Erbkrankheit wird und ein abermaliges Scheitern bewirkt, wir werden es erleben.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Netzwerk-Risiko-Mobilfunk, Mobilfunk Bürgerforum, Monokultur, Sterben, Gleichschaltungsmanipulation


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