Kirchen sind Verbündete der Mobilfunkkritiker (Allgemein)

H. von Medinger @, München, Samstag, 05.03.2005, 15:54 (vor 7184 Tagen)

Die Vorbildfunktion der Kirchen ist keineswegs so gering, wie sie der Verfasser des Artikels im Münchner Norden wahrnehmen mag. Vielleicht täte ihm einmal eine Überlandfahrt über die oberbayrischen Dörfer gut, aus denen sich meines Wissens der erste nennenswerte Widerstand gegen Mobilfunkantennen formiert hat. Hier könnte er dann beobachten, inwieweit die dortige Bevölkerung die Kernaussagen der sonntäglichen Predigt als ihre eigene Argumentation übernimmt. Er würde staunen, denn auch heute noch gibt die Kirche - wider aller Unkenrufe - für sehr viele Menschen, wichtige Orientierungshilfen. Und welche Bedeutung der Einfluß der Kirche/Religion nicht zuletzt weltweit hat, können wir tagtäglich aus der Zeitung ersehen. Die jüngsten Wahlen in den USA sind ein Paradebeispiel: hier hat Bush mit allen Mitteln, erfolgreich und letztendlich wahlentscheidend versucht, sich die Sympathie der Kirchen zu sichern.

Wenn sich nun die Kirchen dahingehend äußern, daß sie ihre Kirchtürme grundsätzlich für Mobilfunksendeanlagen nicht zur Verfügung stellen, dann hat das sehr wohl eine Signalwirkung, denn dieses Verhalten trägt unter der Bevölkerung dazu bei, daß eine ganze Menge Leute eine mobilfunkkritische Haltung entwickelt. Ich sehe die Kirche und die einzelnen Pfarreien damit als eine der ganz wenigen Verbündeten der Mobilfunkkritiker an . Nunmehr die Kirchtürme wegen ein paar angeblich eingesparter Mikrowatts als "idealeren Standort" zu deklarieren, halte ich für ausgesprochen ungeschickt, denn in Anbetracht der exorbitant zu hohen Grenzwerte ist es mir, um es flapsig zu formulieren, ziemlich egal, ob ich an der Pest oder an Cholera erkranke. Auch wenn ihre Überlegung der Schadensbegrenzung sicherlich aus rein menschlicher Sicht unterstützenswert ist, handelt es sich doch nur um eine Schadensbegrenzung und mit einer Schadensbegrenzung darf sich eine Kirche m. E. nicht zufrieden geben, wenn der Schaden von ihrem Kirchturm ausgeht. Deswegen sollte man, wie es der Verfasser auch schreibt, die Kirchen vielmehr auffordern und bestärken, ihre Gemeindemitglieder drastisch über die Risiken der Mobilfunktechnologie aufzuklären, um so den Widerstand gegen ignorante Politik und gewinnfixierte Industrie zu aktivieren.

Den Kirchen wurde nach dem zweiten Weltkrieg vehement vorgehalten, sich mit den Machthabern des Dritten Reichs viel zu sehr "arrangiert" zu haben, denn diese "Arrangements" wirkten nach Außen als Aufforderung zur Annerkennung der Diktatur und ihrer Ideologie. Nimmt man die Forschungsergebnisse von Reflex-, TNO-, Salford Studie oder Naila Studie (u.v.a.m.) ernst und fordert man dann die Kirchen dennoch dazu auf, sich mit dieser, was die Gesundheit der Bevölkerung betrifft, menschenverachtenden Technologie zu arrangieren, dann scheint sich zu bestätigen, daß nur wenige Menschen die Geschichte nutzen, um aus ihr etwas abzuleiten. Wenn der Verfasser darüber einmal nachdenkt, könnte es sein, daß er die Schuldzuweisungen, die er der Diözese Linz wegen ihres Pauschalverbotes macht, als einseitig und unüberlegt erkennt.

Mit freundlichen Grüßen
Hubertus von Medinger

Tags:
Schadensbegrenzung, Pest, Cholera

Kirchen sind Verbündete der Mobilfunkkritiker

Schutti @, Sonntag, 06.03.2005, 12:45 (vor 7183 Tagen) @ H. von Medinger

Die Vorbildfunktion der Kirchen ist keineswegs so gering, wie sie der
Verfasser des Artikels im Münchner Norden wahrnehmen mag.

Gerade die Jugend lässt sich nicht viel von der Kirche vorschreiben.
Wenn die Kirche jetzt anfängt auch gegen Handy und alles was dazugehörr ins Felde zu ziehen werden sich noch sehr viel mehr denken was die Kirche da schon wieder will.
Der Kirche hängt eh ein sehr vortschritsfeindliches Image nach, teilweise auch zurecht.

Vielleicht täte
ihm einmal eine Überlandfahrt über die oberbayrischen Dörfer gut, aus
denen sich meines Wissens der erste nennenswerte Widerstand gegen
Mobilfunkantennen formiert hat. Hier könnte er dann beobachten, inwieweit
die dortige Bevölkerung die Kernaussagen der sonntäglichen Predigt als
ihre eigene Argumentation übernimmt.

Was nicht gerade für diese Leute spricht.
Wenn ich nur nachbete was der "Prediger" vorbetet feht mir scheinbar das Urteilungsvermögen.

Er würde staunen, denn auch heute
noch gibt die Kirche - wider aller Unkenrufe - für sehr viele Menschen,
wichtige Orientierungshilfen.

Auch in Sachen Mobilfunk?
Genaum dort würde ich kompetente Radgeber als letztes suchen.

Und welche Bedeutung der Einfluß der
Kirche/Religion nicht zuletzt weltweit hat, können wir tagtäglich aus der
Zeitung ersehen. Die jüngsten Wahlen in den USA sind ein Paradebeispiel:
hier hat Bush mit allen Mitteln, erfolgreich und letztendlich
wahlentscheidend versucht, sich die Sympathie der Kirchen zu sichern.

Wie schliesst man von den USA welche teilweise extrem christlich-fundamentalistisch sind auf Mitteleuropa?


Wenn sich nun die Kirchen dahingehend äußern, daß sie ihre Kirchtürme
grundsätzlich für Mobilfunksendeanlagen nicht zur Verfügung
stellen, dann hat das sehr wohl eine Signalwirkung, denn dieses Verhalten
trägt unter der Bevölkerung dazu bei, daß eine ganze Menge Leute eine
mobilfunkkritische Haltung entwickelt.

Frage: Aus welchen Grund sollten sie den Kirchturm nicht zur Verfügung stellen?
Es gab und gibt diese Diskussion ja schon länger.
Einerseits gibt es Leute die die komerzielle Verwendung von Kircheneigentum ablehnen.
Weiters wollen manche den Kirchturm nicht mit Antennen verschandelt haben, hat sich erübrigt, da man die Antennen entweder sehr gut farblich anpasst oder in Kreuzform an die Spitze setzt oder hinter den Fensterläden des Klockenturmes versteckt.
Bleiben nur mehr die Leute die ideologisch gegen Funkwellen, besonders gegen Mobilfunkwellen predigen.
Weshalb sollte der Pfarrer auf diesen Zug aufspringen?
Um die Esmog Gläubigen als Kirchengeher dazuzugewinnen?
Und dabei den ganzen (restlichen) Jugendlichen und eher aufgeschlosseneren Menschen den Stinkefinger zu zeigen?

Ich sehe die Kirche und die
einzelnen Pfarreien damit als eine der ganz wenigen Verbündeten der
Mobilfunkkritiker an .

Würde ich nicht generell sagen.

Nunmehr die Kirchtürme wegen ein paar angeblich
eingesparter Mikrowatts als "idealeren Standort" zu deklarieren, halte ich

Wenn man nur das Dorf versorgen will ist der Kirchturm durch den weitgehenden SIchtkontakt zu den meisten Häusern im Dorf ideal.
Man hat fast nur Luft als dämpfendes Medium dazwischen.
Da Basisstation als auch Handy eine Leistungsregelung haben wird beides runtergeregelt.

denn in Anbetracht der exorbitant zu hohen Grenzwerte ist es mir,

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Wer legt fest was zu hoch ist und was nicht.
Die Esmog Gegner[TM]?

um es flapsig zu formulieren, ziemlich egal, ob ich
an der Pest oder an Cholera erkranke. Auch wenn ihre Überlegung der
Schadensbegrenzung sicherlich aus rein menschlicher Sicht
unterstützenswert ist, handelt es sich doch nur um eine Schadensbegrenzung
und mit einer Schadensbegrenzung darf sich eine Kirche m. E. nicht
zufrieden geben, wenn der Schaden von ihrem Kirchturm ausgeht.

Von welchem Schaden ist hier die REde?
Es wird hier teilweise dogmatisch davon ausgegangen dass es eine Schädigung gibt und dass es konsens ist diese bekämpfen zu müssen.
Mit welchem Recht werden anderen "Umgläubigen" eure "Entscheidungen" aufgezwungen?

Deswegen
sollte man, wie es der Verfasser auch schreibt, die Kirchen vielmehr
auffordern und bestärken, ihre Gemeindemitglieder drastisch über die
Risiken der Mobilfunktechnologie aufzuklären, um so den Widerstand gegen
ignorante Politik und gewinnfixierte Industrie zu aktivieren.

Und es werden sich sicherlich einige Leute finden die die neue Mode nicht verschlafen wollen und mitmachen werden.
Wie sonst findet man so viele Unterstützer.
Wenn du fragst ob jemand etwas gegen Krebs durch Mobilfunkstrahlen hat, was wird da von einem Normalbürger wohl als Antwort kommen.


Schutti

Kirchen sind Verbündete der Mobilfunkkritiker

H. Lamarr @, München, Sonntag, 06.03.2005, 18:54 (vor 7182 Tagen) @ H. von Medinger

Nimmt man die Forschungsergebnisse von Reflex-, TNO-, Salford Studie oder Naila Studie (u.v.a.m.) ernst und fordert man dann die Kirchen dennoch dazu auf, sich mit dieser, was die Gesundheit der Bevölkerung betrifft, menschenverachtenden Technologie zu arrangieren, dann scheint sich zu bestätigen, daß nur wenige Menschen die Geschichte nutzen, um aus ihr etwas abzuleiten. Wenn der Verfasser darüber einmal nachdenkt, könnte es sein, daß er die Schuldzuweisungen, die er der Diözese Linz wegen ihres Pauschalverbotes macht, als einseitig und unüberlegt erkennt.

Lieber Herr von Medinger, am liebsten würde ich mich mit Ihnen am heiligen Berg zu Andechs mal darüber unterhalten, bei einem leckeren Andechser natürlich, welch schlimme Folgen ungezügelter Alkoholgenuss auch bei Gerstensaft aus klösterlichen Sudkesseln nach sich ziehen kann ;-). Oder bekämpfen Sie etwa die Andechser Mönche bereits ebenso vehement wie uns?

Und was Linz anbelangt, so beantworten Sie mir doch bitte die Frage: Wenn der Kirchtum tabu ist, obwohl es der laut einer Immissionsprognose unstrittig gesundheitsverträglichste Standort gewesen wäre, und wenn deshalb auf irgendeinem niedrigeren Nachbarhaus der Gegend der Mast ersatzweise aufgestellt wird (möglicherweise sind jetzt, weil tiefer gelegen, auch zwei nötig), das würden Sie dann als Erfolg der Linzer Kirchenpolitik sehen wollen? Aus meiner Sicht wäre das eine krasse Fehleinschätzung, denn wegen der Verweigerungshaltung der Kirche stehen die Masten nun tatsächlich dort, wo sie ganz bestimmt mehr Schaden anrichten als oben im Glockenturm.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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