Der begabte Jungphysiker Emil Rupp hoffte Anfang der Zwanziger in Berlin auf eine steile wissenschaftliche Karriere. Seine experimentellen Erfolge waren spektakulär – bis sie, genauso spektakulär, als Fälschungen enttarnt wurden.
Die Geschichte von Rupp ist im Spiegel nachzulesen, eigentümlich ist Rupps Begründung, warum er gefälscht hat:
Das Ende der Forscherkarriere von Emil Rupp war da. Erwartbar waren noch Artikel wie die seines Chefs im AEG-Forschungslabor, des Physikers Carl Ramsauer: Der veröffentlichte sofort eine "Ungültigkeitserklärung der Arbeit von E. Rupps Versuchen mit künstlich erzeugten Positronen". Doch den wirklich spektakulären Schlusspunkt setzte Emil Rupp selber: In einem Brief an die Zeitschrift für Physik gestand er nicht nur den Wissenschaftsbetrug und zog auf einen Schlag fünf wissenschaftliche Artikel zurück, sondern legte für sein Verhalten auch eine höchst originelle Erklärung vor. Ein Gutachten des Berliner Psychiaters Victor Emil Freiherr von Gebsattel bescheinigte Rupp nämlich einen "mit psychogenen Dämmerzuständen verbundenen seelischen Schwächezustand". Und der habe kuriose Folgen gehabt, so der Mediziner: "Während dieser Erkrankung und durch sie bestimmt, hat er, ohne sich dessen bewußt zu sein, Mitteilungen über physikalische Phänomene (Positronen, Atomzertrümmerung) veröffentlicht, die den Charakter von 'Fiktionen' an sich tragen. Es handelt sich um den Einbruch von traumartigen Zuständen in das Gebiet seiner Forschertätigkeit."
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
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Wissenschaftsbetrug