Mobilfunk-Anhörung im Bayerischen Landtag 2008 (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Samstag, 12.07.2008, 19:06 (vor 5873 Tagen)

Das Interesse an der alljährlich von Dr. Martin Runge (Die Grünen) organisierten Mobilfunk-Anhörung war dieses Jahr gering: Nur etwa 60 Teilnehmer wollten hören, was die Referenten zu sagen hatten. Kein Vergleich zu den anfänglich (2004) geschätzt 200 bis 300 Besuchern. Unter den Teilnehmern waren etwa acht Vertreter der Mobilfunkindustrie, etwa zwölf bis 15 bekannte ES (z.B. Dr. Stöcker, E. Henschel), keine Schulklassen, keine Münchener Stadtbedienstete, keine Oberammergauer, keine Dr. Waldmann, kein Dr. Scheiner, kein Dr. Buchner, kein Dr. Scheingraber, keine Marianne Buchmann, keine Dr. Aschermann, kein Sigi Zwerenz, kein Uli Weiner, Dr.-Ing. H. Schmidt (Wolfratshausen), Dr. med. Frentzel-Beyme (als Teilnehmer, nicht als Referent!), Elke Fertig (Aschaffenburg), Helga Krause (Bund Naturschutz). Von den 60 Teilnehmern ist etwa jeder Zweite Dauergast auf beliebigen Mobilfunk-Veranstaltungen im Großraum München. Auffällig war, dass nahezu alle sogenannten Frontleute der Kritiker durch Abwesenheit glänzten.

Ein Besucher verkaufte erfolgreich die bekannten Broschüren einer Stuttgarter BI und der "Kompetenzinitiative". Die Vertreterin des Bund Naturschutz (BN) legte Fotokopien eines BN-Positionspapiers aus, in dem BMW noch immer als DECT-Musterbetrieb gelobt wird. Mehrfache, auch direkte Hinweise an Frau Krause, dass BMW mittlerweile ein völlig anderes Kommunikationskonzept (mit Handys) verfolgt, blieben offensichtlich ohne jegliche Wirkung.

Dr. Schmidt tat wie auch schon früher seine Enttäuschung kund, dass eine von ihm und Dr. med. Waldmann-Selsam beim BfS vorgeschlagene Untersuchung an ES nicht umgesetzt wurde. Er schlug vor, eine DECT-Basisstation in einem Raum mit ES zu betreiben und dann die Reaktion der Betroffenen zu protokollieren. Dann sollte die DECT-Basis entfernt und die Auswirkung davon auf die ES ebenfalls protokolliert werden. Diese simple Vorgensweise wurde jedoch von Dr. Neitzke (Ecolog) als unwissenschaftlich zurückgewiesen, weil das Kriterium der Verblindung nicht gegeben sei. Allein eine Verblindung schützt sowohl Versuchsleiter als auch Probanden davor, dass ihre Erwartungshaltung verfälschend ins Ergebnis einer Studie einfließt. Als Beispiel so einer (versuchten gezielten) Verfälschung nannte Neitzke die EPROS-Schlafstudie von Norbert Leitgeb. Drei Probanden dieser Studie wollten sich nicht auf Ihre ES verlassen, sondern nutzten technische Hilfsmittel, um den wirksamen echten Abschirmbaldachin vom unwirksamen Dummy zu unterscheiden. Diese drei Probanden wurden wegen des Täuschungsversuchs von der Studie ausgeschlossen.

Dr. Neitzke äußerte sich auch zum Dauerthema Blut-Hirn-Schranke (BHS). Seiner Einschätzung zufolge könne aufgrund des sich jetzt herauskristallisierten Gesamtbildes in Sachen BHS Entwarnung gegeben werden. Melatonin sei ein Nebenkriegsschauplatz, negative Effekte seien zwar seit längerem unter Einwirkung von NF-Feldern bekannt, die unter HF-Einwirkung beobachtete Zunahme des Melatoninpegels stelle jedoch kein Problem dar.

Die USA, so Neitzke, hätten die EMF-Forschung eingestellt, Schweden, Finnland und Australien würden dafür kein Geld aus öffentlichen Kassen bereitstellen.

Zur Veranstaltung eingeladen war auch ein Vertreter des BfS. Im Gegensatz zu früheren Veranstaltungen war diesmal jedoch kein BfS-Vertreter anwesend. Vielleicht deshalb, weil keiner beim BfS Lust hatte, sich, wie bei der Veranstaltung im vergangenen Jahr, wüsten Beschimpfungen auszusetzen die selbst vor Vergleichen mit der Judenverfolgung im III. Reich nicht Halt machten.

Dr. Runge machte deutlich, dass die Veranstaltung auf sein persönliches Wirken zurückgeht. Kein Runge, keine weiteren Mobilfunk-Anhörungen der "Grünen" im Bayerischen Landtag. Der Abgeordnete forderte die Teilnehmer auf, diese Botschaft nach außen zu tragen, um seine Wiederwahl zu stützen.

Quelle: Gedächtnisprotokoll von Heidrun Schall

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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Verdrehung, Politik, BMW, Schmidt, Neitzke, Gejammer, Landtag, Bündnis, Melatonin, Blut-Hirn-Schranke, Anhörung, Schein-EHS, Verfälschung, Krause, Verblindung, Aschaffenburg

Mobilfunk-Anhörung im Bayerischen Landtag 2008

Doris @, Samstag, 26.07.2008, 00:06 (vor 5860 Tagen) @ H. Lamarr

Die USA, so Neitzke, hätten die EMF-Forschung eingestellt,

Diese Aussage wundert mich...
Dies hört sich so nach "komplett abgeschlossen an", oder werden auch hier die Langzeitrisiken weiter verfolgt?

Auf der Homepage des DMF sind sämtliche in Berlin gehaltene Vorträge eingestellt.

D. Mc Cormick äußert sich zu der EMF-Forschung in den USA

Auf Seite 82/83/84 wird von Studien gesprochen, die im August 2008 beginnen und bis 2011 laufen (drei verschiedene Abschnitte)

Kontroverse Dr. Runge ./. Dr. Weiss

H. Lamarr @, München, Montag, 04.08.2008, 01:47 (vor 5851 Tagen) @ H. Lamarr

Zur Veranstaltung eingeladen war auch ein Vertreter des BfS. Im Gegensatz zu früheren Veranstaltungen war diesmal jedoch kein BfS-Vertreter anwesend.

Und dies hatte noch ein Nachspiel ...

In der Einladung zu dieser Anhörung schrieb Dr. Runge am 2. Juli 2008 unter anderem:

Mario Jaritz (angefragt)
T-Mobile Deutschland GmbH
...
Bundesamt für Strahlenschutz, Berlin
(angefragt)

(Seit dem 30. Mai 2008 schriftlich und immer wieder fernmündlich angefragt, bislang liegt keine Antwort vor, angeblich gibt es einen Antwortbrief im Entwurf mit negativem Bescheid!!!)

Am 10. Juli reagierte darauf Dr. W. Weiss vom BfS:

Betr: Anhörung Mobilfunk im Bayerischen Landtag
Anfrage für einen Experten auf das Podium

Sehr geehrter Herr Dr. Runge,
in Ihrem Schreiben vom 30. Mai 2008 fragen Sie an, ob mein Haus wieder einen Experten für das Podium der diesjährigen Anhörung zum Thema Mobilfunk zur Verfügung stellen kann.

Leider erlauben es die personellen Kapazitäten in diesem Bereich nicht, um alle Anfragen aus den einzelnen Ländern abdecken zu können. Da wir bereits in den letzten 2 Jahren Ihrer Einladung gefolgt sind, sehe ich bei der derzeitigen Aufgabenfülle keine Möglichkeit Ihrem Wunsch auch diesmal nachzukommen.

Zudem legt die Art und Weise, wie die Kommunikation zwischen dem BfS und dem Veranstalter in der Einladung wiedergegeben wird, die Vermutung nahe, dass dem Veranstalter nicht an einer konstruktiven Zusammenarbeit gelegen ist. Von Seiten des BfS wurde in mehreren Telefonaten sowohl mit Herrn Dr. Runge, als auch mit seiner Mitarbeiterin, die personellen Rahmenbedingungen des BfS ausführlich erläutert. Warum im Gegensatz zur Anfrage an den Vertreter der T-Mobile ( in der Einladung steht hier nur "angefragt" ) beim BfS eine ausführliche und in der Sache falsche Darstellung in die Einladung aufgenommen wurde, ist für mich nicht nachvollziehbar. Dies ist einer vertrauensvollen Zusammenatbeit nicht dienlich.

Im Auftrag

Dr. W. Weiss

Dem entgegnete am 25. Juli Dr. Runge:

Sehr geehrter Herr Dr. Weiss,
mit Interesse habe ich Ihr o.g. Schreiben gelesen. Wir bedauern die Absage und auch Ihre weiteren Ausführungen, schließlich haben wir im BfS immer einen neutralen Sachwalter der Interessen der Gesellschaft gesehen. Gestatten Sie mir einige Zeilen der Erwiderung. Zu Ihrer Kenntnis kurz die Abfolge unserer "Bemühungen": Wir haben unsere Anfrage mit Schreiben vom 30. Mai an das BfS gerichtet. Etwa zwei Wochen später ist es uns dann gelungen, telefonisch Kontakt mit jemanden, der im BfS für unser Anliegen zuständig war, herzustellen. Wir bekamen dann zu hören, es sei schwierig, einen Mitarbeiter des BfS für unsere Anhörung zu gewinnen. Überhaupt sei das BfS schon mehrere Male bei uns gewesen, es ginge doch immer um das Gleiche. Daraufhin habe ich mir erlaubt, auf die gerade erst in Berlin vorgestellten Ergebnisse aus dem Deutschen Mobilfunk-Forschungsprogramm zu verweisen, und nochmals unserem Wunsch nach Teilnahme des BfS Ausdruck gegeben. Es folgten gut zwei Wochen, in denen wir nahezu jeden Tag fernmündlich versuchten, Bescheid zu bekommen. Am 2. Juli hatten wir dann endlich Erfolg in unserem Bemühen, einen Ansprechpartner zu finden und von diesem auch Auskunft zu bekommen. Die Aussage lautete nun, es würde eher kein Mitarbeiter der BfS kommen, die Personaldecke sei zu dünn.

Zu Ihren Einlassungen bezüglich der Formulierung zum Vertreter der T-Mobile in unserem Einladungsschreiben: Herr Jaritz war weitaus kürzer als das BfS angefragt. Zum Zeitpunkt unserer Anfrage war Herr Jaritz für 14 Tage im Urlaub. Seine Vertreterin hatte uns jedoch signalisiert, dass der Auftritt vom Terminkalender her klappen müsste. Sofort nach Rückkehr aus dem Urlaub haben wir von Herrn Jaritz dann auch die Zusage bekommen. Anders als das BfS war das Büro von Herrn Jaritz auch immer für uns erreichbar.

Die Personalengpässe in Ihrem Haus sind bedauerlich und im Hinblick auf Bedeutung und Umfang Ihrer Aufgaben eigentlich nicht hinnehmbar. Für ebenso wenig hinnehmbar halten wir jedoch die Tatsache, vom BfS über so lange Zeit hinweg keinerlei Auskunft bekommen zu haben
über die Teilnahme oder eben die Nicht-Teilnahme eines Vertreters des BfS.
Mit freundlichen Grüßen

Martin Runge

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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Landtag, Angriff, Anhörung, Runge, Verteidigung, Weiss

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