Schwächen der Senderstudie Hennen (Forschung)

Alexander Lerchl @, Dienstag, 10.03.2009, 12:54 (vor 5723 Tagen) @ H. Lamarr


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Die "Studie" weist zahlreiche Schwächen auf:

1) Die Exposition der Menschen durch den Sender wurde nicht ermittelt. Es handelt sich um zwei Rundstrahler mit einer Spitzenleistung von 10 W ohne die sonst üblichen Antennenkonstruktionen mit vielen dB Gewinn. Selbst eine grobe Abschätzung hätte ergeben, dass die Expositionsstärken durch diesen Sendestandortes gegenüber den Expositionen durch DECT-Telefone, Handys etc. völlig untergehen, insbesondere im Hinblick auf die häuslichen Expositionen. Siehe auch weiter unten.

2) Die Beteiligung der Personen in Hennen ist mit 50% ("Erfassungsgrad") mehr als dürftig. Von 1283 dort lebenden Personen wurden lediglich 575 in der Statistik berücksichtigt, wobei ein kleiner Teil wegen zu geringen Alters (8,3%) bzw. wegen Meldung als Zweitwohnsitz (2,9%) ausgeschlossen wurde. Das Hauptproblem bei derart niedriger Beteiligung und dieser Art "Studie" ist, dass sich diejenigen Personen, die eine Krebserkrankung haben, häufiger an einer Befragung beteiligen als diejenigen, die keine Krebserkrankung haben. Dies ist ein sog. "selection bias", der die Ergebnisse nicht unerheblich beeinflusst haben könnte. Dieser Nachteil ist aus zahlreichen Untersuchungen bekannt.

3) Die Wahl des Radius von 400 m erscheint selbst unter Verweis auf die Naila-"Studie" willkürlich (siehe auch ECOLOG 2003), und die Definition von "exponiert" vs. "nicht exponiert" ist ohnehin falsch.

4) Genauso willkürlich ist die Definition der Zeiträume (5 vs. 2,5 Jahre). Hier ist weder eine nachvollziehbare Begründung erkennbar noch die Berücksichtigung der Tatsache, dass für viele Krebsarten Latenzzeiten von Jahren bis Jahrzehnten bekannt sind. In diesem Zusammenhang wird auch stillschweigend impliziert, dass "Erkrankung" und "Diagnose" gleichbedeutend sind, was definitiv falsch ist.

5) Es ist völlig unverständlich, zumal so explizit der Vergleich mit der Naila-"Studie" genannt wird, dass in diesem netten Ort Hennen nicht die Krebserkrankungen in dem Bereich > 400 m erfasst worden ist. Zahlenmäßig sollten in etwa gleich viele Häuser in dem Bereich ausserhalb der 400 m liegen (s. Grafik oben), und der zusätzliche Aufwand angesichts des zu erwartenden Ergebnisses hätte sich auch in Grenzen gehalten.

6) Die möglichen Confounder (Rauchen, Alkohol etc.) sind aufgrund der niedrigen Beteiligung ("Rücklauf unter 10%") gar nicht erfasst worden, was eine generelle Aussage: "Mobilfunk ist für die höhere Inzidenz verantwortlich zu machen" völlig verhindert.

7) Wie in Naila sind alle Krebsarten in einen Topf geworfen worden (siehe auch Punkt 4).

Alles in allem viel Wind um gar nichts.

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"Ein Esoteriker kann in fünf Minuten mehr Unsinn behaupten, als ein Wissenschaftler in seinem ganzen Leben widerlegen kann." Vince Ebert

Tags:
Studie, Confounder, Eger, Naila, Hennen, Erhebung


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