Klaus Buchner über das Bienensterben auf der Isle of Wight (II) (Allgemein)
Um die Entdeckung zu untermauern, dass der Marconi-Funksender in jungen Berichten über das historische Bienensterben auf der Kanalinsel nachträglich eingefügt wurde, suchte ich weiter und fand diesen Auszug aus dem Bulletin des Bureau of Entomology, USA, Ausgaben 95-103, von 1913. Dort wird von einer weiteren Untersuchung auf der Isle of Wight berichtet, die diesmal tatsächlich von Augustus Imms durchgeführt wurde, der 1907 darüber berichtete. Auszug:
Die Krankheit ist in erster Linie eine Erkrankung des Verdauungssystems und könnte als Zustand einer Vergrößerung des Enddarms beschrieben werden. Mehr als 150 erkrankte Bienen sind inzwischen untersucht worden, und es wurde festgestellt, dass alle die gleichen Symptome aufweisen.
Der Autor erklärt, dass die bakteriologischen Arbeiten an der Krankheit im Gange seien. Die bereits durchgeführten Arbeiten zeigten das Vorhandensein einer großen Anzahl von Bakterienstäbchen. Es konnte weder eine Schlussfolgerung über die Ursache der Krankheit gezogen werden, noch konnte ein Heilmittel gefunden werden, das in den Händen aller Imker erfolgreich war.
Einige der wichtigeren Punkte des Papiers lassen sich wie folgt zusammenfassen:
1. Die Krankheit war, soweit festgestellt wurde, neueren Ursprungs.
2. Die beschriebene Erkrankung schien für erwachsene Bienen sehr schnell tödlich zu enden. Die Brut schien nicht betroffen zu sein.
3. Für Imms schien die Störung weder Dysenterie noch die sogenannte Lähmung zu sein.
4. Über die Ursache der Störung konnte keine Schlussfolgerung gezogen werden.
5. Es konnte kein Behandlungserfolg nachgewiesen werden.
Wie Malden kommt Imms zu dem Ergebnis, Bakterien im Verdauungstrakt der Bienen würden die Symptome hervorrufen, doch auf welchem Weg die Infektion der Tiere stattfindet, fand er nicht heraus. Entscheidend aber ist: Auch in dieser zweiten Quelle ist von einem Funksender keine Rede!
Tüpfelchen auf dem i: Der Bericht von Adam Brother aus dem Jahr 1968 über das mysteriöse Bienensterben auf der Kanalinsel ("Isle of Wight" or Acariñe Disease: its Historicaland Practical Aspects) belastet Buchner ebenfalls, denn auch in diesem Rückblick führten Suchbegriffe wie "Marconi", "transmitter", "antenna" und "wireless" zu null Treffern.
Für mich steht damit fest: Klaus Buchner verbreitet eine freche Geschichtsfälschung über ein Bienensterben vor gut 100 Jahren, um die Bevölkerung mit frei erfundenen Fakten gegen Mobilfunk zu mobilisieren. Da Buchner vorgibt, die Originalarbeit von Imms zu kennen, unterstelle ich ihm, dass er die Fälschung, die von Imms Papier nicht gedeckt sein kann, mit voller Absicht verbreitet. Aber: Da Buchner mit der Wahrheit zuweilen überaus großzügig umgeht, halte ich es für wahrscheinlicher, er ist nicht im Besitz des Imms-Papers (Imms, A. D., June, 1907. Report on a disease of bees In the Isle of Wight. Journal of the Board of Agriculture, Vol. XIV, No. 3, pp. 120-140, 4 figs.), sondern hat sich die willkommene Desinformation im www mutmaßlich bei Firstenberg geangelt und gibt diese, um kompetent zu wirken, als seine eigene Entdeckung aus.
Hintergrund
Das Bienensterben auf der Kanalinsel muss ab 1905 aufgetreten sein. Marconi hat erstmals im Juli 1897 auf der Isle of Wight eine Telegraphenanlage aufgebaut und mit Funkwellen eine Entfernung von 14 Meilen zu einer Gegenstation auf dem Festland überbrückt. Im Juli 1898 gab es einen weiteren Versuch, diesmal galt der Funkkontakt einem Schiff, und 1901 wurden bereits 186 Meilen zu einer Station auf dem Festland bewältigt. Mehr spielte sich funktechnisch gemäß dieser Quelle auf der Isle of Wight nicht ab. Ausgesendet wurde damals mit Knallfunkensendern noch keine Sprache, sondern Morsezeichen. Marconi arbeitete seinerzeit mit Antennen von bis zu 1800 Meter Länge (Langwelle) und bis zu 15 kW Sendeleistung, eine Biene kann bei diesen Wellenlängen aufgrund ihrer kleinen Körpergröße dem Funkfeld praktisch keine Energie entziehen.
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H. Lamarr,
29.11.2020, 22:22
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