Was Brexit und Sendemasten gemeinsam haben (Allgemein)
Gegen EU und Sendemasten wettern kleine Minderheiten, denen es im Laufe der Zeit mit Populismus und selbsternannten Experten gelingt, Unentschlossene, Ängstliche und Verdrossene auf ihre Seite zu ziehen. Den Brexit befürworteten 2016 rund 51,9 Prozent der Briten. Danach begann auf der Insel der Katzenjammer, wie es so weit hat kommen können. Organisierte Sendemastengegner mobilisieren mit viel Desinformation zuweilen noch größere Mehrheiten unter Laien und nötigen Gemeinden zu nicht weniger abenteuerlichen Beschlüssen als den Brexit. Über den so programmierten Katzenjammer wegen Unterversorgung mit Mobilfunkdiensten muss dann erst Gras wachsen, bevor Gemeindevertreter ein Umdenken wagen. Was ich sagen will: Aggressive Minderheiten missbrauchen im Rechtsstaat ihr Recht auf Meinungsfreiheit – und nicht selten auf materiellen/immateriellen Profit – schamlos und ungestraft mit Lügen, Verdrehungen und Angstschüren.
Das EGMR-Urteil "Hertel vs. Schweiz" gibt der öffentlichen Desinformation auch noch höchstrichterlichen Segen. Das mag 1998 vertretbar gewesen sein, im Desinformationszeitalter, in das uns eine durchdringende Vernetzung katapultiert hat, halte ich das Urteil für nicht mehr angemessen. Öffentlich erwiesenermaßen Stuss verbreiten darf nicht länger risikolos für die Urheber sein und allein zu Lasten derjenigen gehen, die zu dumm oder zu faul sind, sich anständig zu informieren.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –