Neuer Mobilfunkmast in Kollnburg: und alles bleibt ruhig ... (Allgemein)
Der Viechtacher Bayerwald Bote meldet heute:
Am Donnerstag, 21. Januar, um 19 Uhr, findet im Burggasthof eine Bürgerversammlung der Gemeinde Kollnburg zum Thema "Mobilfunkversorgung" statt.
Die Tagesordnung umfasst die Vorstellung der Planungen zur Mobilfunkversorgung in der Gemeinde durch den Kommunalbeauftragten für Mobilfunk in Bayern der Telekom, die Präsentation der Ergebnisse der Strahlenuntersuchung zum geplanten Kollnburger Mobilfunkmast, insbesondere zu den durchgeführten Feldstärkemessungen und Prognoseberechnungen durch einen öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen für das Fachgebiet "Elektromagnetische Umweltverträglichkeit (EMVU)" sowie eine ausführliche Möglichkeit zu Fragestellungen und zur Diskussion.
Von üblichen Meldungen dieser Art unterscheidet sich die jüngste vor allem durch den "öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen". Denn wenn Bürger wegen Mobilfunk Rabbatz machen, treten auf den obligatorischen "Informationsveranstaltungen" mit größter Wahrscheinlichkeit selbsternannte Experten aus den Reihen organisierter Mobilfunkgegner auf. Nicht selten ist dann der Verdacht kommerzieller Interessen gerechtfertigt. Doch im niederbayerischen Kollnburg (2900 Einwohner) ist es anders, dennoch gibt es auch dort eine Informationsveranstaltung. Das passt nicht recht zusammen. Übt eine nicht genannte Bürgerinitiative Druck auf die Gemeinde aus? Ich sprach heute mit der jungen Bürgermeisterin (FDP):
Nein, sagte sie, eine Bürgerinitiative gegen den geplanten LTE-Masten gebe es nicht im Ort, ihr fielen spontan nur zwei Bürger ein, die damit eher nicht glücklich wären. Aus ihrer Sicht sei Mobilfunk für die Gemeinde so wichtig wie Kanalisation oder Straßen, auch die Bürger von Kollnburg wollten endlich die Vorzüge des schnellen Datentransfers nutzen, der bisherige GSM-Mast könne dies nicht leisten. Der Gemeinderat habe sich daher einvernehmlich für den neuen Masten ausgesprochen, auch die Baugenehmigung liege bereits vor.
Warum dann noch die Bürgerversammlung, wollte ich wissen. Weil die Mobilfunkstation in der Nähe einer Schule liegt. Um da nichts anbrennen zu lassen, habe die Gemeinde vorsorglich auf das bayerische "Fee-Programm" zurück gegriffen, das Gemeinden bei Funkmessungen und Immissionsprognosen finanziell mit bis zu 90 Prozent Kostenübernahme unterstützt, vorausgesetzt es wird ein vom Programm anerkannter Gutachter beauftragt. Im konkreten Fall sei dies Prof. Wuschek, er werde am Donnerstag vortragen, welche Immissionen er für die Schule erwarte. Die Bürgermeisterin selbst erwartet eine ruhige Versammlung. Sollten sich dort Bürger im Stil von Mobilfunkgegnern aufgebracht zu Wort melden, wäre dies insofern eine Überraschung, weil sich die Kollnbuger für Ängste gegenüber Mobilfunk bislang nicht begeistern konnten. Sollte es anders kommen, werden wir darüber berichten.
Die attraktive Gemeindechefin machte auf mich einen souveränen Eindruck, sie weiß genau, was sie im Interesse ihrer Gemeinde will. Mobilfunkgegner dürften bei ihr aus meiner Sicht mit Dramatik und pseudowissenschaftlichem Auftritt nicht weit kommen.
Was unterscheidet mit Blick auf Mobilfunk z.B. Füssen oder Obereggersberg von Kollnburg? Aus der Distanz ist das kaum zu sagen, offensichtlich fehlt jedoch in Kollnburg der typische Anti-Mobilfunk-Infektionsherd in Gestalt eines (von der ödp gebrieften) Antennengegners, der eine Widerstandsgruppe aus leicht beeinflussbaren Wutbürgern mit unterschiedlichsten nicht immer edlen Motiven um sich schart. In sozial stabilen Gemeinden breiten sich Anti-Mobilfunk-Infektionen nicht so leicht aus wie in zerstrittenen.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –