Was wäre, wenn Handys Krebs erzeugten? (Allgemein)

Gast, Freitag, 15.08.2014, 15:34 (vor 3542 Tagen)

von Jens Lubbadeh
Was wäre, wenn Handys Krebs erzeugten?

Arne Haug ist nervös. Gleich wird er die Eröffnungsrede auf dem Parteitag der Elektrosensiblen halten. Sein Anzug kratzt, die Silberfäden sind nicht sauber eingearbeitet. Haug schaut auf einen Bildschirm im Foyer: "'German Handyangst': Merkel bans cell phones by 2017" meldet CNN. Er ballt die Faust. Endlich hat die Kanzlerin Konsequenzen gezogen! "Handykrebs" war ein Dauerbrenner in den Medien. Eigentlich schien dazu alles gesagt: "Studien finden keine Belege für Gefahr durch Handystrahlung" hieß es immer und immer wieder. Tatsächlich hatte aber auch keine Studie das Gegenteil belegen können.

Und wenn alles so ungefährlich war, wieso stufte die WHO dann 2011 Handystrahlung als "möglicherweise krebserregend für Menschen" ein? Gut, das Gleiche tat sie auch für Benzin und Kaffee, dennoch: Für Haug war das eine späte Bestätigung. Wie hatten sie ihn ausgelacht, als er 2001 den Verein für Elektrosensible und Mobilfunkgeschädigte gegründet hatte. Wie hatte die "Bild"-Zeitung ihn und seine Mitglieder verspottet, weil sie funkfreie Reservate in Deutschland forderten und nur noch in Klamotten mit eingenähten Silberfäden herumliefen – als tragbarer faradayscher Käfig.

Doch vor zwei Jahren änderte "Cosmos" alles: Die größte Handy-Langzeitstudie aller Zeiten war 2010 gestartet und sollte eigentlich 20 Jahre lang 290.000 Mobiltelefonierer systematisch beobachten. Doch schon 2015 brachen die Wissenschaftler sie ab. Immer mehr Probanden waren an Gliomen erkrankt, speziellen Hirntumoren. Das Risiko, so das Fazit der Wissenschaftler, hatte sich durch den Handygebrauch verfünffacht. Als eines der ersten Länder reagierte Deutschland, das Verbraucherschutzministerium warnte vor Handys, in der internationalen Presse entstand daraufhin der Begriff "German Handyangst". Weiter ...

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[Admin: Betreff geändert am 15.08.2014, 21:33 Uhr]

Tags:
Hirnturmor

Jens Lubbadeh über BigT, Verum und Mobilfunk

Alexander Lerchl @, Freitag, 15.08.2014, 18:52 (vor 3541 Tagen) @ Gast

von Jens Lubbadeh
Was wäre, wenn Handys Krebs erzeugten?

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Jens Lubbadeh ist auch derjenige Journalist, der seinerzeit einen Artikel im Stern zum Thema Tabaklobby und gekaufte Wissenschaftler hatte. Er führte ein Interview mit Thilo Grüning, der damals die Legacy Documents nach Verbindungen durchforstete.

Ein interessanter Auszug:

"Welchen Einfluss hat die Tabakindustrie heute noch auf die Wissenschaft? Der seinerzeit gegründete "Forschungsrat Rauchen und Gesundheit" existiert nicht mehr, die Stiftung "Verum" ["Stiftung für Verhalten und Umwelt", Anm. d. Red.] ist die Nachfolgeorganisation. Agiert diese noch genau so wie damals der "Forschungsrat"?

Wir wissen viel weniger über gegenwärtige Vorgänge, schlicht und einfach, weil sie nicht mehr in den Dokumenten erscheinen. Es gibt aber keinerlei Gründe anzunehmen, dass sich grundsätzlich etwas verändert hat. Ich weiß, dass auch "Verum" Forschung betreibt, die von den Gesundheitsschäden durch Rauchen ablenken soll, die andere Ursachen für Krebs aufzeigen will.

Handystrahlung zum Beispiel?
Ein Klassiker, ja. ..."

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"Ein Esoteriker kann in fünf Minuten mehr Unsinn behaupten, als ein Wissenschaftler in seinem ganzen Leben widerlegen kann." Vince Ebert

Geschäftsidee: Sensorkarte zeigt Funkbelastung an

H. Lamarr @, München, Freitag, 15.08.2014, 20:47 (vor 3541 Tagen) @ Gast

Haug schaut auf einen Bildschirm im Foyer: "'German Handyangst': Merkel bans cell phones by 2017" meldet CNN.

Ja, so in etwa stellen sich fanatische Mobilfunkgegner den "Endsieg" vor. Dieses Happy End, das Lubbadeh ihnen in seinem Erwachsenen-Märchen verheißt, wird es aber nicht geben. Da halte ich jede Wette. Sollten Handys tatsächlich Hirntumoren verursachen, genau genommen stehen ja nicht alle Hirntumoren zu Disposition, sondern Gliome und Akustikusneurinome, nicht aber z.B. Meningeome, dann werden sich die Behörden weltweit die Faktenlage anschauen und aller Voraussicht nach wie beim Tabak reagieren. Heißt, es wird kein Verbot geben, sondern der Appell an die Eigenverantwortung der Leute, möglichst wenig und wenn, dann kurz zu telefonieren. "Passiv-Befeldung" wäre einfach in den Griff zu kriegen, mit einem gesetzlichen Mindestabstand von sagen wir mal 50 cm, den ein Handynutzer zu anderen einhalten muss.

Geschäftsidee: Eine scheckkartengroße Karte entwickeln, die man am Körper mit sich herumträgt, und die sich unter Beachtung einer Dosis-Wirkungs-Beziehung unter Funkfeldeinwirkung reversibel verfärbt von grün nach rot. Für die Roten gäbe es in öffentlichen Verkehrsmitteln und Gebäuden Schutzzonen, in denen Sendebetrieb von Smartphones verboten wäre. Grüne dürften sich rot telefonieren und müssten/sollten dann warten, bis die Karte wieder grün anzeigt. Ich glaub, ich geh' damit mal zum Patentamt :wink:.

Jetzt mal im Ernst: UV-Meter oder Thermometer mit chemischer Wirkungsweise (Farbwechsel) gibt es ja schon, da müsste es doch möglich sein, so etwas auch für (körpernah einwirkende) Funkfelder zu entwickeln. Körpernah bedeutet, der gesamte Rundfunkbereich müsste nicht weiter beachtet werden, es ginge also erst bei 800 MHz bis 900 MHz los.

Hintergrund
Frühe IZgMF-Forderung: Strahlendosis am Handydisplay anzeigen

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Geschäftsidee, Eigenverantwortung, Dosis-Wirkungs-Beziehung

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