Mobilfunk-Studie Kühweid - Professor weiß von nichts (Allgemein)

Gast, Mittwoch, 05.11.2008, 08:12 (vor 5613 Tagen)

Bürgerinitiative »Stoppt Sendemast Kühweid« spricht von einem Missverständnis - Diskussion am Donnerstagabend live im Bayerischen Fernsehen

Von Markus Gerauer, 05.11.2008
Ruhstorf. Die Bürgerinitiative »Stoppt Sendemast Kühweid« sucht für ihren Kampf gegen die vom Mobilfunkbetreiber Telefonica O2 geplante Anlage an der Gemeindegrenze von Ruhstorf und Tettenweis prominente Mitstreiter. In Professor Dr. Dr. Karl Heinritzi meinten die Verantwortlichen um Bürgerinitiativen-Sprecher Josef Hopper eben einen solchen Mitstreiter gefunden zu haben. Doch dabei irrten sie sich offenbar gewaltig. Denn der Professor lehnt eine Zusammenarbeit ab. Betont sogar gegenüber der PNP, von der ganzen Sache nichts zu wissen.

Mehrfach hat Josef Hopper, er ist in Ruhstorf dritter Bürgermeister und Sprecher der Bürgerinitiative »Stoppt Sendemast Kühweid«, gegenüber der PNP betont, dass auf seinem Hof - er liegt nur wenige hundert Meter vom geplanten Mobilfunkmast-Standort entfernt - eine wissenschaftliche Studie durchgeführt werden soll. Und das von ziemlich prominenter und seriöser Seite. Wie Hopper auch in einer Presseerklärung verlauten ließ, werde Prof. Dr. Dr. Karl Heinritzi vom Lehrstuhl für Krankheiten des Schweins an der Ludwig-Maximilians-Universität in München diese Studie bei ihm auf dem Hof betreuen. Diese Studie solle zeigen, dass sich Strahlungen, die Mobilfunkmasten abgeben, unter anderem auf die Fruchtbarkeit von Schweinen auswirken können.

Gestern nun rief ein völlig erstaunter Prof. Dr. Dr. Heinritzi bei der PNP in Pocking an. »Wie ich heute der Zeitung entnehme, führe ich in Ruhstorf eine wissenschaftliche Studie durch, die die Auswirkungen von Mobilfunkstrahlen auf die Schweinegesundheit untersucht. Doch davon weiß ich gar nichts«, so der Professor am Telefon. Er ging sogar noch einen Schritt weiter: »Mir ist weder diese Bürgerinitiative bekannt noch ihr Anliegen, noch habe ich mich jemals bereit erklärt, eine solche Untersuchung zu betreuen. Mir ist die ganze Sache völlig neu. Damit habe ich überhaupt nichts zu tun«, machte er unmissverständlich klar. Sein Lehrstuhl, so der Professor abschließend, sei darüber hinaus auch gar nicht zuständig für Fragen rund ums Thema Mobilfunk.

Wie kann das passieren? Josef Hopper jedenfalls spricht von einem Missverständnis. Er sei davon ausgegangen, dass die Sache mit Prof. Dr. Dr. Heinritzi in trockenen Tüchern sei. »Ich selber habe nicht mit Prof. Dr. Dr. Heinritzi gesprochen«, gibt Josef Hopper zu. Sein Hof-Tierarzt habe die Sache in die Hand genommen. »Wie er mir gestern selber noch versichert hat, hat mein Hof-Tierarzt beim Lehrstuhl von Prof. Heinritzi in München angerufen und unser Anliegen einer wissenschaftlichen Studie vorgebracht. Eine Assistentin des Professors, so hat es mir mein Tierarzt gesagt, habe ihm erklärt, dass man durchaus bereit sei, in Niederreith eine Status-Quo-Erhebung an den Schweinen durchzuführen«, so Josef Hopper gestern gegenüber der PNP.

Warum aber weiß der Professor dann nichts davon? »Wie sich jetzt aber herausgestellt hat, ist diese Information der Assistentin nie an den Professor weitergegeben worden. Das zumindest hat man meinem Hof-Tierarzt jetzt gesagt«, schildert Hopper den Ausgangspunkt des Dilemmas.

Dennoch ist für den Sprecher der Bürgerinitiative unverständlich, warum Prof. Dr. Dr. Heinritzi die Studie in Niederreith nicht machen will. Das nämlich hat er Hopper gestern in einem Telefonat persönlich mitgeteilt. Hoppers Fazit: »Wir müssen uns jetzt eben einen anderen suchen, der uns die Studie macht. « Quelle: Passauer Neue Presse

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Tags:
Irrtümer, Ruhstorf, Fehler, Blutuntersuchung, Studie, Bürgerinitiative, Kühweid, Hopper, Ferkeldrama, Kooperation, Heinritzi

Mobilfunk-Studie Kühweid - Professor weiß von nichts

AnKa, Mittwoch, 05.11.2008, 23:22 (vor 5612 Tagen) @ Gast

Hoppers Fazit: »Wir müssen uns jetzt eben einen anderen suchen, der uns die Studie macht.

Mal sehen, wer sich dazu breitschlagen lässt. Wenn alle Stricke reissen, kann ich mit ein paar e-mail-Adressen engagierter Baubiologen aushelfen.

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"Ich habe eiserne Prinzipien. Wenn sie Ihnen nicht gefallen, habe ich auch noch andere." (Groucho Marx)

Das Ringen um den Mobilfunk geht weiter

Gast, Donnerstag, 05.02.2009, 16:48 (vor 5521 Tagen) @ Gast

Keine Mehrheit für eine Ortsgestaltungssatzung in Ruhstorf - Marktrat will erst noch einen Fachmann hören -
Protest begleitet die Sitzung

Von Katharina Ritzer.

Ruhstorf. Wenn ein Gemeinderat tagt, könnte in den meisten Fällen das Schild »Geschlossene Gesellschaft« an der Tür hängen. Die Bürger interessieren sich nur selten für das, was die von ihnen gewählten Vertreter beraten und entscheiden. Es sei denn, es stehen sensible Themen auf der Tagesordnung. Die Aufstellung von Mobilfunkmasten ist so eines. In Ruhstorf, wo sich bereits eine Bürgerinitiative gegen eine Anlage formiert hat, stand das Thema am Dienstagabend auf der Tagesordnung. Die Vertreter der BI »Stoppt Sendemast Kühweid« waren es denn auch, die mit Plakaten für eine ungewöhnliche Kulisse im Sitzungssaal sorgten; gut 30 Zuhörer waren gekommen.

»Handy weg statt Strahlungsdreck. « »Die ersten Opfer sind die Kinder. « »Wir wollen keinen Krebs. « »Wehrlos bestrahlt. « Die teilweise drastischen Slogans waren ein klares Indiz: Es ist ein Glaubenskrieg, der beim Thema Mobilfunk tobt. Doch die Gegner, die sich gegenüberstehen, sind eigentlich keine - das zumindest versuchte Bürgermeister Erich Hallhuber zu vermitteln. Denn die Kommunen hätten kaum Handlungsspielraum, könnten nur die Vorgaben des Gesetzgebers umsetzen und einhalten. Und solange dieser Grenzwerte festsetze, die von den Mobilfunkbetreibern unterschritten werden, gebe es keine Handhabe gegen die Anlagen.

Hopper: »Verträgliche Belastung für alle«

Das freilich sehen die Mobilfunkgegner anders, wie Josef Hopper, dritter Bürgermeister und zugleich Sprecher der Bürgerinitiative, in der Sitzung zehn Minuten lang darlegen durfte. So naiv, den Mobilfunk komplett aus der Marktgemeinde verbannen zu wollen, ist Hopper nicht. Aber er will, dass die Gemeinde bei der Auswahl der Standorte mitentscheidet. Dies könne sie mit Hilfe einer Ortsgestaltungssatzung, meint er. Diese legt rechtsverbindlich fest, wo keine Mobilfunkmasten stehen dürfen - zum Beispiel in der Nähe von Schulen und Kindergärten. Da aber eine reine Verhinderungsplanung nicht zulässig ist, sollte die Satzung mit einem Standortgutachten, erstellt von neutralen Experten, ergänzt werden, führte Hopper aus; beide Varianten sind von anderen bayerischen Gemeinden bereits erprobt worden. »Es wird dann sicher mehr Standorte geben als jetzt, aber die dann mit einer verträglichen Belastung für alle«, sagte der BI-Sprecher.

Hoppers »Hausmacht«, die Vertreter der Bürgerinitiative, quittierten den Beitrag mit Beifall - was der Bürgermeister sofort eindämmte. »Meinungsäußerungen sind im Gemeinderat nicht angebracht«, darauf hatte Hallhuber bereits zu Beginn der Sitzung nachdrücklich hingewiesen. Die Bürger hielten sich auch weitgehend daran - abgesehen vom Hochrecken der Plakate (auch zwei Kinder waren in der Sitzung anwesend) und gemurmelter Zustimmung.
»Emotional«, wie Hallhuber befürchtet hatte, war die Sitzung kaum. Den Gemeinderäten war aber durchaus anzumerken, wie sie um ihre Position rangen - zwischen dem, was sie de facto entscheiden können, und dem, was die Bürger an Einsatz von ihnen erwarten.

Ortsgestaltungssatzung blockiert Entwicklung

Die Ortsgestaltungssatzung fiel bei der Abstimmung mit
14:5 Stimmen durch. »Damit blockieren wir unsere Entwicklung«, gab Hallhuber zu bedenken - was Maria Silbereisen, Karl Weiß und Dr. Karl-Benedikt von Moreau genauso sahen. Zudem sind Masten bis zu einer Höhe von zehn Metern ohnehin nicht genehmigungspflichtig. Anders argumentierte Dr. Irmgard Fischer, die wie Erika Graml, Josef Hopper, Christian Lindinger und Georg Winklhofer für die Satzung stimmte: »Das ist ja unsere Gestaltungsfreiheit, was in der Satzung drinsteht. « Den Einwand, dieses Instrument würde unnötigen Verwaltungsaufwand schaffen, wollten die Befürworter nicht gelten lassen. »Das wäre ja erbärmlich, da müssen wir uns fragen, was wir hier im Gemeinderat machen«, meinte Fischer.

Es war nicht zu verhindern bei diesem Thema: Die Debatte glitt immer wieder auf eine allgemeine Ebene ab. Wie schädlich ist die Mobilfunkstrahlung tatsächlich? Sind schnurloses Telefon, Mikrowelle und Babyfon nicht sogar noch schädlicher? Und wer ist heute noch bereit, auf Handy oder Laptop zu verzichten? All diese Fragen wurden im Marktgemeinderat aufgeworfen, auch wenn sie an der Debatte um neue Mastenstandorte eigentlich vorbeizielen. Aber die Marktgemeinderäte wollten natürlich auch demonstrieren, dass sie die Ängste der Menschen ernst nehmen: Einstimmig beschlossen sie, in einer gesonderten Sitzung einen neutralen Experten zum Thema Mobilfunk zu hören.

© Copyright Passauer Neue Presse
veröffentlicht am 05.02.2009

Tags:
Ruhstorf, Hysterie, Hopper, Satzung, Ferkeldrama, Handlungsspielraum, Verhinderungsplanung

G'scheit in Kühweid

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 05.02.2009, 18:59 (vor 5521 Tagen) @ Gast

Die Vertreter der BI »Stoppt Sendemast Kühweid« waren es denn auch, die mit Plakaten für eine ungewöhnliche Kulisse im Sitzungssaal sorgten; gut 30 Zuhörer waren gekommen.

Kein Wort mehr zu lesen von Blutuntersuchungen. Gottseidank.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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