dramatischer Anstieg bei Immun-Abwehr-Erkrankungen (2) (Allgemein)
- Fortsetzung
Angriff auf das Abwehrnetz (2)
Gesichert ist der Zusammenhang zwischen malignen Lymphomen und der Einnahme von immunsupprimierenden Medikamenten, beispielsweise bei starkem Rheuma oder nach einer Organtransplantation. "Patienten, die lange Zeit Kortison einnehmen müssen, erkranken deutlich häufiger daran als andere", sagt Professor Engert. Auch manche Viruserkrankungen, darunter Aids und Infektionen mit dem Epstein-Barr-Virus, dem Erreger des Pfeifferschen Drüsenfiebers, erhöhen das Lymphom-Risiko. Patienten mit einer Schuppenflechte (Psoriasis) sind ebenfalls stärker als andere gefährdet. Ihr Lymphom-Risiko ist dreimal so hoch wie im Durchschnitt der Bevölkerung, ergab eine Studie an der University of Pennsylvania. Laut Professor Dr. Joel Gelfand sind weitere Studien nötig, um zu klären, ob die Schwere der Hauterkrankung oder die Psoriasis-Therapie das Krebsrisiko fördert.
Ein Drittel der bösartigen (malignen) Lymphome sind vom Hodgkin-Typ. Bis in die 60er-Jahre bedeutete diese Diagnose fast immer das Todesurteil. Heute handelt es sich, so Professor Engert, um die am besten behandelbare Krebsform bei Erwachsenen. "80 Prozent der Patienten werden mit Chemo- und/oder Strahlentherapie geheilt." Bei den NHL unterscheiden die Ärzte zwischen aggressiven und niedrig malignen (indolenten) Formen. Die Langzeitheilungsrate bei der schnell wachsenden, aggressiven Variante beträgt rund 50 Prozent: "Viele werden komplett und dauerhaft geheilt, es gibt allerdings auch zahlreiche Rückschläge", so der Experte. Als unheilbar, von Ausnahmen abgesehen, gelten dagegen niedrig maligne NHL. Der Grund: Die Betroffenen bemerken den Krebs meist erst im fortgeschrittenen Stadium, da die Symptome - schmerzlose Lymphknotenschwellung, Leistungsknick, Übelkeit, Sodbrennen, Juckreiz - so unspezifisch sind und auch bei viel harmloseren Erkrankungen auftreten können.
Die Therapie der verschiedenen NHL-Typen wird zurzeit in zahlreichen klinischen Studien, so genannten Therapieoptimierungsstudien, weiterentwickelt und verbessert. Professor Engert rät betroffenen Patienten dringend, sich im Rahmen einer solchen Studie behandeln zu lassen - und damit auch von der vielversprechendsten Neuerung der vergangenen Jahrzehnte zu profitieren: Rituximab, ein monoklonaler Antikörper, der eine spezielle Zielstruktur auf den Lymphom-Zellen erkennt und diese direkt angreift. In Kombination mit Chemotherapie erhöht dieser Stoff, in mehreren Injektionen verabreicht, die Überlebensrate beim aggressiven Non-Hogdkin deutlich. Der junge Malermeister aus dem Kölner Raum wurde vor zwei Jahren damit behandelt. Er ist gesund. "Von einer Heilung zu sprechen wäre verfrüht", sagt sein Arzt Professor Engert. "Wir sind aber auf dem richtigen Weg."
Artikel erschienen am 7. März 2004,
(c) Die Welt am Sonntag
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RH,
07.03.2004, 11:09
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