WHO-Review zu Hirntumoren überfordert auch Gigaherz (Forschung)

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 02.10.2024, 00:19 (vor 51 Tagen) @ e=mc2

Am 30. September 2024 versuchte sich auch der Schweizer Anti-Mobilfunk-Verein Gigaherz mit einer Kritik an der WHO-Review zu Hirntumoren. Titel: Radio SRF strahlt fahrlässige und dumme Entwarnung aus. Wie zuvor der deutsche Verein Diagnose-Funk wagen sich die Schweizer nicht an die Review selbst heran, auch sie nörgeln nur an dem herum, was sich im Kielwasser der Studie abspielt.

Ex-Gigaherz-Präsident Jakob empört sich mit gut drei Wochen Verspätung über eine Sendung des Schweizer Radio SRF, die am 6. September ausgestrahlt wurde. Einen Link zum Nachhören gibt er nicht preis, aller Voraussicht nach handelt es sich jedoch um diesen knapp 18 Minuten dauernden News-Podcast. Ebenso wenig zitiert Jakob Passagen aus dem Inhalt der Sendung. Völlig belegfrei wertet er den Podcast als "Unfug" und begründet dies mit der Behauptung, die WHO, das SRF und das Swiss Tropic and Public Health Institut (Arbeitgeber des Review-Co-Autors Martin Röösli) seien allesamt finanziell angeschlagen und auf "mächtige Sponsoren" angewiesen. Jakob möchte damit augenscheinlich die einfältige Verschwörungstheorie in die Welt setzen, die entwarnende Review sei gekauft worden. Doch seine Behauptung beruht nicht auf Fakten, sondern entspringt einzig und allein der Enttäuschung über die Ergebnisse der Review. Hätte diese unter exakt denselben Randbedingungen Alarmierendes gefunden, Jakob wäre zweifellos in Freudentaumel verfallen und hätte das Paper bis zum letzten Atemzug gegen Kritik verteidigt.

Den Rest des Gigaherz-Beitrags über die jüngste WHO-Review bestreitet der hier im Forum hinlänglich bekannte schweizerische Mobilfunkgegner Hansueli Stettler. Er aber verliert die Review nahezu gänzlich vom Radar und versucht stattdessen, die Integrität des Co-Autors Röösli mit allen Mitteln infrage zu stellen. So als ob Röösli die Review allein zu verantworten hätte und nicht einer von elf Autoren ist :no:.

Inhaltlich weiß auch Stettler an der anspruchsvollen Review nichts zu kritisieren, er verweist lieber auf eine Kritik von Moskowitz vom 16. September 2024. Das ist bequem für Stettler und reicht für fachliche Laien, nicht aber für die 1..Liga. Denn wollte Moskowitz dort einen Wirkungstreffer erzielen, hätte er seine Kritik als Leserbrief beim Publikationsorgan der Review (Environment International) einreichen müssen und nicht nur auf seiner eigenen Website präsentieren dürfen. So ist es Sitte unter seriösen Wissenschaftlern, die auf Augenhöhe die kompetente Kontroverse mit Studienautoren suchen und nicht nur ihrem Laienpublikum oder Gesinnungsfreunden imponieren wollen. Soeben geprüft, hat Environment International jedoch (noch) keinen Leserbrief von Moskowitz publiziert.

Die übrigen Ausführungen Stettlers halte ich für belanglose Entwertungsbemühungen eines Laien, auf die ich nicht weiter eingehen möchte.

Unterm Strich sehe ich in der Rezeption der WHO-Review zu Hirntumoren durch den Verein Gigaherz ein peinliches Trauerspiel, weil der Verein damit seine erschreckende Unfähigkeit zu inhaltlich substanzieller Kritik öffentlich zur Schau stellt. Wenn man keine Ahnung hat, wäre es mMn besser gewesen zu Schweigen, statt Mist zu verbreiten.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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