Gigaherz-Jakob: Ab 0,2 V/m fallen Mücken tot zu Boden (Allgemein)
Gigaherz-Präsident Jakob hat sich ein Späßli erlaubt. In seinem Forum verhohnepiepelt er den Neuzugang "Indigo", indem er biererst und ganz & gar unbelegt behauptet:
[...] Mücken fallen erfahrungsgemäss bereits bei E-Feldstärken zwischen 0.2 und 0.6V/m tot zu Boden. [...]
So viel Humor hatte ich dem Choleriker gar nicht zugetraut. Oder meint er seine Einlassung gar ernst? Von wessen Erfahrung spricht er überhaupt?
Es muss seine eigene sein, denn die Wissenschaft hat sich bislang nicht um das Schicksal der kleinen Plagegeister unter schwacher EMF-Einwirkung gekümmert. Dies geht aus einem aktuellen Bericht der Universität Neuenburg für das Schweizer Bafu hervor. Die Wissenschaftler sichteten 127 Studien über die Wirkung von EMF auf Gliederfüßer, zu denen in der Klasse der Insecta auch Mücken zählen. Doch keine Studie kümmerte sich um Mücken (Nematocera), immerhin zwei aber um Stechmücken (Culicidae), wovon eine wiederum ausscheidet, da sie Trägerfrequenzen über 6 GHz betrachtet. Im 93-seitigen Bericht werden die Stechmücken dann nicht weiter erwähnt. Über andere Krabbler mit und ohne Flügel aber weiß der Bericht:
[...] Zwischen 100 kHz und 300 GHz gibt es schwache Hinweise auf eine negative Wirkung der NIS-Exposition auf das Überleben (erhöhte Sterblichkeit oder verkürzte Lebensdauer). Diese wurden in sechs Studien [28]-[33] berichtet, darunter zwei mit Expositionsbedingungen über dem regulatorischen Schwellenwert [30], [33] und eine mit einer nicht klar definierten Exposition. [31]. Sudaryadi (2020) [28] berichtet für D. melanogaster über einen relativen Abfall der Überlebensrate um etwa 30 % nach 6-stündiger Exposition mit 4G (Exposition in der Studie nicht klar definiert). Darney (2016) berichtet über einen Anstieg der Sterblichkeit bei Apis mellifera von 7 % in der Kontrollgruppe auf 15 % nach 8-stündiger, gepulster Exposition mit Frequenzen von 13.56 MHz und 868 MHz. Die thermische Wirkung wird in dieser Studie jedoch nicht berücksichtigt. Weder in der einen noch in der anderen Studie wird ein Mechanismus zur Erklärung der erhöhten Sterblichkeit angeführt. [...]
Im Gegensatz zu dem Ex-Elektriker Jakob und seiner mutmaßlich frei erfundenen unseriösen Tatsachenbehauptung drücken sich die Wissenschaftler standesgemäß vorsichtig aus.
Eine Immission von 0,2 V/m liegt um Faktor 25 unter dem Schweizer Anlagegrenzwert, eine solche Immission ist weltweit gang und gäbe. Wäre an Jakobs Behauptung ein Funken Wahrheit dran, wir müssten draußen wahrscheinlich knöcheltief durch tote Mücken waten.
Nach der Flughöhe von Mücken gefragt, antwortete die KI von Microsoft (Bing):
In der Regel fliegen Menschen-stechende Mücken in einer Höhe von weniger als 8 Metern. Bei kühler oder regnerischer Witterung fliegen viele Stechmücken nur kurze Distanzen und verbleiben eher in Bodennähe. Allerdings wurden Brutstätten asiatischer Tigermücken auch in Baumlöchern 12 Meter über dem Boden gefunden. Bei warmem, windstillem Wetter mit leichter Bewölkung ohne starke, direkte Sonneneinstrahlung ist die Aktivität der Stechmücke am größten. Dann kann von einigen Arten zudem eine große Flughöhe erreicht werden, indem sie von thermischen Aufwinden in Höhen von über 100 Meter über dem Boden getragen werden.
Segelflieger Jakob verzapft wenigstens diesbezüglich eine halbwegs glaubhafte Anekdote. Aber: Da Jakob stramm auf 100 Lebensjahre zumarschiert, dürften seine Erfahrungen als Segelflieger historisch sein. Wenn jüngere Segelflieger heute nach der Landung kaum noch Insekten an den Tragflächen finden, dann sind dies a) höchstwahrscheinlich sowieso eher Fliegen denn Mücken und b) sind es nur wenige, weil die Entwicklung der Aerodynamik windschlüpfigere (nicht: windschlüpfrigere) Bauformen der Tragflächen hervorgebracht hat. Dieser Gedanke liegt deshalb nahe, weil geistige Tiefflieger unter Mobilfunkgegnern zuweilen den realen Insektenschwund (angeblich infolge EMF-Einwirkung) daran festmachen, nach einer Autobahnfahrt klebten im Gegensatz zu früher kaum noch Insekten an der Frontpartie und an der Windschutzscheibe ihres Autos. Glaubwürdiger als diese schlichte Beobachtung ist die Entwicklung des CW-Werts von Serienfahrzeugen.
Wie so oft bleibt von Jakobs Behauptungen auch diesmal schon nach einer oberflächlichen Prüfung nicht mehr viel übrig.
Wenn Fliegen hinter Fliegen fliegen, fliegen Fliegen Fliegen hinterher .
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
Gigaherz-Jakob: Ab 0,2 V/m fallen Mücken tot zu Boden
[...] Mücken fallen erfahrungsgemäss bereits bei E-Feldstärken zwischen 0.2 und 0.6V/m tot zu Boden. [...]
Das weiß doch jedes Kind. Darum nimmt sich auch niemand die Mühe, eine Studie dazu zu machen. Beweis genug ist wie stark die Todesfälle wegen Malaria seit der Einführung des Mobilfunks abgenommen haben. Ich bin sicher, Bill Gates hat schon ein Patent auf 5G zur Bekämpfung der Anopheles.
Eine offene Frage gibt es aber noch. Sind es die Handys oder die Antennen, welche die Mücken außer Gefecht setzen. In unmittelbarer Nähe von einem Handy hat man ja locker auch Feldstärken bis 100 V/m und in Afrika ist der Empfang so schlecht wie in Riehen. Bekanntermaßen wirkt sich so ein Funkloch halt ziemlich negativ auf die Emissionen eines Handys aus, wie hier anschaulich gezeigt wird.
Und wer noch nicht genug hat, kann hier noch Uli Weiner & Co "genießen".