Frankreich: Zweite Vergleichsmessungen mit und ohne 5G (Allgemein)
Die staatliche französische Funknetzagentur (ANFR) veröffentlichte vor wenigen Tagen die jüngsten Ergebnisse ihrer 2020 gestarteten Messkampagne mit diesmal rd. 5'000 Messungen der EMF-Immission durch Mobilfunkmasten. Die Messungen fanden 2020 und 2021 in der Nähe von Standorten mit 5G-Antennen statt, und zwar vor der Inbetriebnahme von 5G, sowie vier Monaten und acht Monate nach der Inbetriebnahme. Auf diese Weise wird die Entwicklung der Exposition der Bevölkerung aufgrund der Einführung von 5G dokumentiert.
Gemessen wurden alle Frequenzbänder, die gegenwärtig in Frankreich für 5G genutzt werden (700 MHz, 2,1 GHz, 3,5 GHz). Die Ergebnisse zeigen, dass die Exposition vor und vier Monate nach Einführung von 5G in etwa gleich geblieben ist. Nach acht Monaten wurde Ende 2021 ein leichter Anstieg in fast allen Frequenzbändern festgestellt, was in erster Linie auf den stetigen Anstieg des Datenverkehrs zurückzuführen ist.
Im Zeitraum von September bis Dezember 2021 wurde bei 5G-Standorten mit Antennen im 3,5-GHz-Band ein durchschnittlicher Anstieg der Gesamtfeldstärke um 0,18 V/m festgestellt. Bei Standorten mit 5G im 2,1-GHz-Band waren es 0,11 V/m, Standorte mit 5G im 700-MHz-Band erzielten einen Zuwachs um 0,09 V/m. Eine Frequenzanalyse zeigte jedoch, dass dieser Anstieg nicht mit der Einführung von 5G korreliert, sondern mit einer stärkeren Auslastung in den anderen Mobilfunkbändern zusammenhing, insbesondere in den für 4G zugewiesenen.
Bild: ANFR
Die Abbildung zeigt, wie sich bei den 1358 gemessenen Standorten mit 3,5-GHz-5G-Band die Gesamtexposition (2G bis 5G) im Verlauf der acht Monate nach Inbetriebnahme von 5G an den Messpunkten verändert hat. Die blauen Balken zeigen die Situation vor Inbetriebnahme von 5G, die Situation vier Monate nach der 5G-Freischaltung ist pink dargestellt, die nach acht Monaten grau. Gut zu erkennen ist, dass die Exposition der Bevölkerung durch Mobilfunkstandorte, die auch Antennen im 3,5-GHz-Band haben, im Beobachtungszeitraum nahezu ausnahmslos unter 3 V/m bis 4 V/m blieb. Nur 1 Prozent der Messwerte lagen darüber (maximal 5 V/m). Ersichtlich ist auch, dass vier Monate nach 5G-Freischaltung die Exposition an allen Messpunkten praktisch unverändert geblieben ist. Erst nach acht Monaten zeigen sich erste Verschiebungen hin zu höheren Messwerten. So geht aus den Histogrammen hervor, dass 12 Prozent der Messpunkte, die anfangs noch im Expositionsbereich "zwischen 0 und 1 V/m" lagen, nun diesen Bereich verlassen haben, da sie stärker exponiert werden und in höhere Expositionsbereiche wechselten. Dieser Anstieg fiel jedoch noch moderat aus, da 83 Prozent (grau: 39 + 44) der Messpunkte bei Werten unter 2 V/m blieben, verglichen mit 88 Prozent (blau: 50 + 38) vor 5G-Freischaltung.
Die 5'000 Messungen wurden alle nach einem vorgeschriebenen Messprotokoll durchgeführt. Da aber der 5G-Verkehr in dieser Phase des Ausbaus noch schwach war, wurde zusätzlich an 464 5G-Standorten im 3,5-GHz-Band die Exposition mit künstlich erzeugtem Verkehr gemessen (Herunterladen einer 1-GByte-Datei). Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Gesamtbelastung in den Gebieten, in denen das 3,5-GHz-Band weiter ausgebaut wird, im Laufe der Zeit um 30 Prozent steigen wird. Im Januar 2022 hatte ANFR anlässlich der ersten Messkampagne noch einen Zuwachs um 20 Prozent prognostiziert (siehe Hintergrund). So oder so ist der künftige Zuwachs eine Folge des 50-prozentigen Kapazitätszuwachses, den dieses neue Band den öffentlichen Mobilfunknetzen bringt.
Alle Messungen, die im Rahmen dieser Kampagne durchgeführt wurden, sind auf der Website von www.cartoradio.fr abrufbar.
Den vollständigen Messbericht (33 Seiten, französisch) gibt es hier.
Hintergrund
Immissionsentwicklung durch Mobilfunk ohne klare Zeittrends
Frankreich: Erste Vergleichsmessungen mit und ohne 5G
--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –