BfS plant Studien zur Wirkung von EMF auf Honigbienen (Forschung)

H. Lamarr @, München, Montag, 03.04.2023, 00:22 (vor 599 Tagen)

Zum Stichwort "Bienen" liefert das IZgMF-Forum heute sage und schreibe 810 Treffer, der älteste ist vom Juni 2004. Aufreger waren die Experimente von J. Kuhn, Gigaherz und D. Favre. Streng wissenschaftlich wurden Wissenlücken über die Wirkung von EMF auf Bienen in den vergangenen 20 Jahren jedoch nicht geschlossen. Das will das BfS demnächst ändern.

Im Zuge des Ausbaus von Mobilfunknetzen inklusive 5G kommt es zu Veränderungen der Immissionen in der belebten Umwelt. Anhand des aktuellen Insekten- bzw. Bienensterbens stellen sich Wissenschaftler und die Bevölkerung die Frage, ob hochfrequente Felder von Mobilfunksendeanlagen einen zusätzlichen negativen Effekt haben könnten.

[image]Bild von Laura Kuhn auf Pixabay


Der Einfluss hochfrequenter elektromagnetischer Felder von Mobilfunksendeanlagen auf die Vitalparameter von Bienenvölkern (Reproduktion, Überlebensrate und Dauer, Honigmenge, Brut) und das Verhalten (Flugverhalten, Rückkehrrate, Erfolg bei der Nahrungssuche, Verteidigung des Stocks, Orientierung, Kommunikation) sollen durchgehend über zwei Jahre untersucht werden. Es werden jeweils mehrere exponierte und nicht exponierte technisch hochwertig ausgerüstete Bienenstöcke verwendet. Diese können viele der o.g. Parameter des Stocks sowie Umweltparameter (Temperatur, Feuchtigkeit) innerhalb und außerhalb des Bienenstocks automatisch registrieren. Die bereits vorhandene Technik wird um Hochfrequenzmessungen ergänzt.

Mit einem sehr ähnlichen Studiendesign soll auch die Wirkung niederfrequenter elektrischer und magnetischer Felder von Hochspannungsleitungen auf das Verhalten und die Vitalparameter von Honigbienen untersucht werden. Dazu werden technisch ausgerüstete Bienenstöcke der Fallgruppe im Wirkbereich von Hochspannungsleitungen aufgestellt und die bereits vorhandene Messtechnik um Technik zur Messung niederfrequenter elektrischer und magnetischer Felder ergänzt.

Der Vorschlag zu diesen Forschungsvorhaben ergab sich aus den Ergebnissen des internationalen BfS-Workshops zu Umwelteffekten elektromagnetischer Felder (München, 2019). Angekündigt hat das BfS die beiden Forschungsvorhaben bereits im Mai 2022. Neu ist die Information, dass das BfS kürzlich ein interdisziplinäres Arbeitstreffen mit Experten hatte, um Details der Studiendesigns festzuzurren. Es wird also ernst. Entscheidet sich das Amt für die Fremdvergabe der Projekte, ist noch in diesem Jahr mit der öffentlichen Ausschreibung zu rechnen.

Hintergrund
Einfluss hochfrequenter elektromagnetischer Felder von Mobilfunksendeanlagen auf das Verhalten und die Vitalparameter von Honigbienen
Einfluss niederfrequenter elektrischer und magnetischer Felder von Hochspannungsleitungen auf das Verhalten und die Vitalparameter von Honigbienen
Mobilfunk-Bienenstudien: Verdacht auf Ablenkungsforschung

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

EMF stört Bestäubungsleistung von Honigbienen

H. Lamarr @, München, Samstag, 13.05.2023, 01:25 (vor 559 Tagen) @ H. Lamarr

Mit einem sehr ähnlichen Studiendesign soll auch die Wirkung niederfrequenter elektrischer und magnetischer Felder von Hochspannungsleitungen auf das Verhalten und die Vitalparameter von Honigbienen untersucht werden. Dazu werden technisch ausgerüstete Bienenstöcke der Fallgruppe im Wirkbereich von Hochspannungsleitungen aufgestellt und die bereits vorhandene Messtechnik um Technik zur Messung niederfrequenter elektrischer und magnetischer Felder ergänzt.

Microwave News weist auf eine frische Bienenstudie chilenischer Wissenschaftler hin: Electromagnetic fields disrupt the pollination service by honeybees (Volltext). Der Abstract erklärt vieles, aber nicht alles:

In Feld- und Laborexperimenten untersuchten wir die Auswirkungen elektromagnetischer Felder (EMF) auf die Bestäubungsleistung von Honigbienen. Zunächst haben wir die Expression von Genen und Proteinen in Stoffwechselwegen gemessen, die an den durch EMF ausgelösten Stress- und Verhaltensreaktionen beteiligt sind. Zweitens bewerteten wir die Auswirkung von EMF auf das Verhalten von Honigbienen und die Samenproduktion des von Honigbienen bestäubten Kalifornischen Mohns und schließlich maßen wir die Folgen des Bestäubungsausfalls auf den Reichtum und die Abundanz der Pflanzengemeinschaft. Die EMF-Exposition führte zu starkem physiologischem Stress bei den Honigbienen, wie die erhöhte Expression von Hitzeschockproteinen und Genen, die an der antioxidativen Aktivität beteiligt sind, zeigt, und beeinflusste die Expressionsniveaus von verhaltensbezogenen Genen. Darüber hinaus erhielt der kalifornische Mohn, der in der Nähe von EMF wächst, weniger Besuche von Honigbienen und produzierte weniger Samen als Pflanzen, die weit entfernt von EMF wachsen. Schließlich fanden wir eine buckelförmige Beziehung zwischen EMF und dem Artenreichtum und der Abundanz von Pflanzen. Unsere Studie liefert schlüssige Beweise für die schädlichen Auswirkungen von EMF auf das Bestäubungsverhalten von Honigbienen, was zu negativen Auswirkungen auf die Pflanzengemeinschaft führt.

Zum Leidwesen überzeugter Mobilfunkgegner geht es in dieser Studie nicht um HF-EMF, sondern um NF-EMF, genauer um die Auswirkungen von Hochspannungsfreileitungen. Das NF-EMF-Forschungsvorhaben des BfS kommt gerade recht, um die Ergebnisse aus Chile zu untermauern – oder eben nicht.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Ein Robotiksystem zur Rettung der Bienen?

Gast, Montag, 29.05.2023, 01:30 (vor 543 Tagen) @ H. Lamarr

Ein neues temperaturregelndes Robotersystem enthüllt ein bisher unbekanntes kollektives Verhalten der Honigbienen und eröffnet neue Möglichkeiten, den Bienen beim Überleben in einem sich verändernden Klima zu helfen.

Im Rahmen des EU-finanzierten Projekts HIVEOPOLIS wurde ein Robotiksystem entwickelt, das mit einem Honigbienenvolk interagieren kann. Das unauffällige System, das in den Rahmen eines Standardbienenstocks eingebaut wird, misst und beeinflusst das Verhalten der Honigbienen, indem es die Temperatur des Bienenstocks anpasst.

Das in der Zeitschrift „Science Robotics“ beschriebene System aus thermischen Sensoren und Aktuatoren bietet die Möglichkeit, das kollektive Verhalten der Tiere weiter zu erforschen und Wege zu finden, den Honigbienen zu helfen, den Druck des Klimawandels zu überleben. „Viele Regeln der Bienengesellschaft – von kollektiven und individuellen Interaktionen bis hin zur Aufzucht einer gesunden Brut – werden durch die Temperatur reguliert. Das haben wir uns für diese Studie zunutze gemacht“, erklärt der Erstautor der Studie, der Doktorand Rafael Barmak vom HIVEOPOLIS-Projektpartner Eidgenössische Technische Hochschule Lausanne (EPFL), Schweiz, in einer Pressemitteilung auf der Website der Hochschule. „Die Wärmesensoren erstellen eine Momentaufnahme des kollektiven Verhaltens der Bienen, während die Aktoren und dazu dienen, ihre Bewegung durch Modulation der Wärmefelder zu beeinflussen.“
Temperatur von innen regeln

Bienenvölker sind kälteempfindlich, und wenn man die Bienenstöcke im Winter öffnet, um sie zu untersuchen, besteht die Gefahr, dass das Bienenverhalten beeinflusst wird, ganz zu schweigen davon, dass sie Schaden nehmen. Das biokompatible Robotersystem überwindet die Abhängigkeit früherer Studien von der Manipulation der Außentemperaturen, um das Verhalten der Tiere im Winter zu beobachten, so der weitere Erstautor und Doktorand Martin Stefanec von der das Projekt HIVEOPOLIS koordinierenden Universität Graz, Österreich. „Mit unserem Robotiksystem können wir die Temperatur innerhalb des Bienenstocks verändern, das Heizverhalten der Kernbienen zu emulieren und zu erforschen, wie der Winterbienenstock seine Temperatur aktiv reguliert.“

Das Robotersystem des Forschungsteams verhalf uns dazu, drei Versuchsbeuten an der Universität Graz im Winter zu überprüfen und sie von der EPFL aus fernzusteuern. Das System besteht aus einem zentralen Prozessor, der die Sensoren koordiniert, Befehle an die Aktoren sendet und Daten an die wissenschaftlichen Teams übermittelt – und das alles ohne störende Kameras.

„Durch die Sammlung von Daten über die Position der Bienen und die Schaffung wärmerer Bereiche im Bienenstock konnten wir sie dazu bringen, sich auf eine Art und Weise zu bewegen, die sie in der Natur während des Winters nicht tun würden, wenn sie dazu neigen, sich zusammenzudrängen, um Energie zu sparen“, erklärt Mitautor Dr. Francesco Mondada, ebenfalls von der EPFL. „Damit erhalten wir die Möglichkeit, im Namen einer Kolonie zu handeln, indem wir sie beispielsweise zu einer Nahrungsquelle führen oder sie davon abhalten, sich in zu kleine Gruppen aufzuteilen, was ihr Überleben bedrohen kann.“

Durch den Einsatz des Robotersystems in einem Modus, der in der Studie als „lebenserhaltend“ bezeichnet wird – bei dem Wärmeenergie über die thermischen Aktoren verteilt wird – konnte das Team auch das Überleben einer Kolonie nach dem Tod ihrer Königin verlängern. Diese Fähigkeit könnte dazu beitragen, die Überlebensfähigkeit der Bienen angesichts des weltweiten Rückgangs der Bestäuberpopulationen zu erhöhen.

Dank dieses Systems konnten auch neue Verhaltensweisen der Honigbienen beobachtet werden. „Die von unserem System erzeugten lokalen thermischen Reize haben eine bisher unbekannte Dynamik offenbart, die zu spannenden neuen Fragen und Hypothesen führt“, erklärt der EPFL-Postdoktorand und Hauptautor Dr. Rob Mills. „Zum Beispiel kann derzeit kein Modell erklären, warum wir die Bienen dazu bringen konnten, einige kalte ‚Temperaturtäler‘ innerhalb des Bienenstocks zu durchqueren.“

Die von HIVEOPOLIS (FUTURISTIC BEEHIVES FOR A SMART METROPOLIS) unterstützten Forschenden planen als nächstes, das System zur Untersuchung des Verhaltens von Honigbienen im Sommer einzusetzen.

Weitere Informationen
HIVEOPOLIS-Projektwebsite

Quelle: Cordis

Ein Robotiksystem zur Rettung der Bienen?

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 31.05.2023, 02:10 (vor 541 Tagen) @ Gast

Ein neues temperaturregelndes Robotersystem enthüllt ein bisher unbekanntes kollektives Verhalten der Honigbienen und eröffnet neue Möglichkeiten, den Bienen beim Überleben in einem sich verändernden Klima zu helfen.

Dem Honig-Verband zufolge sind Honigbienen im Gegensatz zu Wildbienen nicht bedroht, womit das Forschungsprojekt wohl auf dem Holzweg ist.

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