Diagnose-Funker will Tutzing Standortkonzept andrehen (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 02.04.2023, 21:57 (vor 599 Tagen) @ H. Lamarr

Einem Bericht des Merkur vom 30. März 2023 zufolge, trat Hans Schmidt in Monatshausen (Ortsteil von Tutzing) vor 30 Interessierten auf.

Hans Schmidt versuchte auf der Veranstaltung, den anwesenden Gemeinderäten ein Mobilfunk-Standortkonzept schmackhaft zu machen:

[...] Schmidt empfahl der Gemeinde Tutzing, ein so genanntes Mobilfunk-Leitkonzept erstellen zu lassen und darin einige Standorte mit minimaler Strahlenbelastung vorzuschlagen. Dafür empfehle „Diagnose Funk“ zwei oder drei Institute. Ein solches Konzept koste 5000 bis 10 000 Euro. Die Gemeinde Münsing habe damit Erfolg gehabt. [...]

Leider hat niemand gefragt, wie hoch die Provision ist, die der Vermittler bekommt, bestellt eine von ihm "beratene" Gemeinde so ein objektiv nutzloses Standortkonzept. Die Kosten, die Schmidt nennt, hat er verlockend tief angesetzt. Tatsächlich hat Münsing allein für das Standortkonzept netto 19'300 Euro berappen müssen. Hinzu kamen Kosten von mindestens netto 8'300 Euro für das Ausfertigen des Teilflächennutzungsplans, der die Konzentrationsfläche ausweist, auf der Funkmasten zulässig sind. Macht unterm Strich mindestens 27'600 Euro für die 4'400-Seelen-Gemeinde Münsing. Das ist das 3-fache des Maximalbetrags, den Schmidt nannte. Tutzing ist größer als Münsing, üblicherweise schlägt sich dies in höheren Kosten für ein Konzept nieder.

Mobilfunk-Standortkonzepte nutzen objektiv betrachtet nur einem: dem Anbieter. Immissionstechnisch sind solche Konzepte kontraproduktiv, sie schaden mehr als sie nutzen, warum, das ist hier konkret nachzulesen. Hinzu kommt, solche Konzepte haben ein Verfallsdatum, da die Mobilfunktechnik sich weiter entwickelt. Die Konzepte müssen daher nachjustiert werden, was für die Anbieter wie die Lizenz zum Gelddrucken ist. Lässt sich auch mit Justage nichts mehr machen, geben Gemeinden und Städte ein veraltetes Konzept nicht selten ersatzlos auf, Forumteilnehmer "KlaKla" hat 2016 hierzu eine Liste erstellt in der z.B. München fehlt. Die bayerische Landeshauptstadt schickte 2017 ihr 2003 abgenicktes Vorsorgekonzept in die Wüste.

Hintergrund
LfU Bayern sieht bei Mobilfunk-Standortkonzepten keinen adäquaten Nutzen

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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