Gigaherz-Jakob lebt! (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Montag, 13.03.2023, 20:31 (vor 650 Tagen)

Anlässlich der Jahreshauptversammlung seines Vereins am 25. Februar 2023 hatte Hans-U. Jakob (84) im Vorfeld angekündigt, diesmal seinen Posten als Präsident aus Altersgründen wirklich zur Verfügung zu stellen. Ich schreibe "wirklich" weil Jakob dies erstmals bereits für die Jahreshauptversammlung 2016 angekündigt hatte – und dann doch auf unbestimmte Zeit weiter machte. Nun wollte er also 2023 seinen Stuhl wieder frei machen.

Doch mehr als zwei Wochen nach der Versammlung ist den Auguren noch immer nicht klar, ob Jakob diesmal seine Ankündigung wahr machte oder nicht. Üblicherweise berichtet er zeitnah über den Verlauf der Veranstaltung, diesmal aber macht er es spannend. Gegen einen Machtwechsel spricht, dass Jakob im Impressum seiner Website noch immer als Präsident geführt wird und er sich möglicherweise am Stuhl des Präsidenten festgeklebt hat. Für einen Machtwechsel spricht, dass Jakob sein Pinocchio-Image festigen würde, lässt er seiner Ankündigung abermals keine Taten folgen.

Die Sorge, Jakob könnte etwas passiert sein, hat er heute zerstreut. Er lebt und muss wohlauf sein, denn er verbreitet wie eh und je auf seiner Website Desinformation. Jüngster Streich des alten Mannes ist seine Behauptung, 40 Prozent aller Mobilfunk-Sendeanlagen in der Schweiz seien mechanisch falsch eingestellt.

In der Schweiz gibt es gegenwärtig schätzungsweise 20'000 Standorte mit Mobilfunkantennen, 25 davon wurden im Kanton Schwyz 2022 geprüft und bei zehn gab es Beanstandungen. Von dieser höchst dünnen Datenbasis ausgehend "berechnet" Jakob die Fehlerquote 40 Prozent und stülpt das wacklige Ergebnis der gesamten Schweiz über. Das bringen nur Laien fertig, zumal Jakob zu seinen Ungunsten vergessen hat zu erwähnen, dass mindestens 40 Prozent der Antennen falsch montiert sind. Denn statt zehn von 25 geprüften Antennen hätten ja auch elf oder mehr Grund zur Beanstandung geben können. Um vom Unsinn seiner "Berechnung" abzulenken, schmückt der Ex-Elektriker seinen Beitrag mit einem scheinbar kompliziert wirkenden Antennendiagramm und streut eine Prise von seinem üblichen Technik-Kauderwelsch ein, beides auch, um Laien Kompetenz vorzugaukeln.

Entscheidender für die Einstufung von Jakobs Alarmmeldung in die Kategorie Stuss ist jedoch etwas anderes, was er geflissentlich verschweigt. In der Pressemitteilung des zuständigen Schwyzer Amtes, Jakob erspart einem diesmal freundlicherweise die Linksuche nach seiner Quelle, steht klipp und klar:

[...] Häufigkeit und Ausmass der festgestellten Abweichungen waren in den letzten Kontrolljahren tendenziell rückläufig. So fanden die beauftragten Messfirmen im Jahre 2021 lediglich bei 7 von 25 kontrollierten Standorten geringfügige Abweichungen in der Ausrichtung und Höhe einzelner Antennen. 2022 zeigte sich ein durchzogenes Bild. Von 25 kontrollierten Standorten wiesen 10 Standorte Abweichungen auf. Es kann jedoch festgehalten werden, dass die Abweichungen, wie bereits in den Vorjahren, geringfügig waren und keinen nennenswerten Einfluss auf die Strahlungsimmissionen in den umgebenen Gebäuden hatten. [...]

Womit Jakobs Alarmmeldung zur banalen Desinformation zusammenschrumpft.

Das also war der Faktencheck von Jakobs erster Desinformation nach der Jahreshauptversammlung seines Vereins am 25. Februar 2023. Seine letzte Desinformation vor der Jahreshauptversammlung datiert vom 22. Februar 2023, es könnte auch der 23. Februar gewesen sein, Jakob ist sich da selbst nicht sicher. Titel: Bundesgericht verbietet Dauerfunk bei Funk-Wasserzählern.

Auch bei diesem Werk war der Präsident auf Abruf nicht in der Lage, einen vorhandenen Text zutreffend zu erfassen. Das ist bei Texten von Juristen zugegebenermaßen nicht so einfach wie bei Pressemitteilungen, doch wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Wer verständig ist und sich das Urteil 1C_273/2020 des Schweizer Bundesgerichts vom 5. Januar 2021 in aller Ruhe durchliest, wird schnell merken, wo die kognitiven Fähigkeiten des Gigaherz-Präsidenten an ihre Grenzen gestoßen sind. Möglicherweise leidet Jakob alternativ an der unter organisierten Mobilfunkgegnern grassierenden Seuche Nimia cupiditas disinformation, die sich bei ihm durch unheilbares Weglassen entscheidender Textpassagen pathologisch bemerkbar macht :-).

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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