Lebrecht von Klitzing: gescheiterter Replikationsversuch (Forschung)
Der Medizinphysiker von Klitzing konnte 1995 zeigen, unter Einwirkung eines gepulsten Funksignals veränderte sich das EEG von Probanden. Mit dieser Entdeckung stieg von Klitzing schnell zum frühen Star unter den Kritikern des GSM-Mobilfunks auf.
Über dem Ursprung der Popularität von Klitzings liegt allerdings eine Nebelbank. Auch das Deutsche Ärzteblatt berichtete 1996 über Studien zum Gesundheitsrisiko von Mobiltelefonen. Mit dabei ist ein gescheiterter Versuch, die Befunde von Klitzings zu replizieren. Im Auftrag der Forschungsgemeinschaft Funk (FGF) sollte eine Untersuchung an der Neurologischen Universitätsklinik des Knappschaftskrankenhauses Bochum-Langendreer unter Leitung von Prof. Walter Gehlen klären, ob messbare Effekte im Gehirn bei der Benutzung von Funkgeräten auftreten. Bei 52 Probanden wurde in einem Raum mit einem homogenen elektrischen Feld dreimal zehn Minuten lang ein EEG abgeleitet. Um die Bedingungen des Telefonierens mit einem Autotelefon zu simulieren, wurde die Hälfte der zufällig ausgewählten Probanden einem elektromagnetischen Feld mit einer Feldstärke von 40 kV/m ausgesetzt. Sender war eine Antenne mit acht Watt in 45 Zentimetern Höhe über den Probanden.
Doch Gehlen konnte zwischen den EEGs befeldeter und unbefeldeter Probanden keinen nennenswerten Unterschied feststellen. Ein mMn äußerst unerwartetes Ergebnis, denn wüsste ich, dass ich mich in einem elektromagnetischen Feld der Feldstärke 40'000 V/m aufhalte, mir würden die Haare zu Berge stehen, mein EEG würde mit Sicherheit Anzeichen von Panik zeigen und die Verantwortlichen der Studie wären von jeder Ethikkommission auf dieser Welt schuldig gesprochen worden. Gehlens Probanden aber verhielten sich auch unter Befeldung ganz und gar unauffällig. Wie konnte das sein? Nun, weil sich in den Bericht des Ärzteblatts ein Tippfehler eingeschlichen hat, statt 40 kV/m Exposition muss es richtig 40 V/m heißen .
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –