Warum Medien Pressemitteilungen von Diagnose-Funk meiden (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 19.06.2022, 15:58 (vor 886 Tagen)

Seit Jahren bemüht sich der Stuttgarter Verein Diagnose-Funk vergeblich, mit sogenannten Pressemitteilungen das Interesse der Medien auf sich zu ziehen. Auch der jüngste Versuch scheiterte. Warum?

Grundsätzliches, warum die Medien die unprofessionellen Pressemitteilungen von Diagnose-Funk in aller Regel verschmähen, der Verein aber unbeirrt weitere in die Welt setzt, wurde bereits in diesem Posting erörtert. Ich kann mich also auf den jüngsten Fehlschlag der Stuttgarter konzentrieren.

Am 14. Juni 2022 warf der Verein unter dem Titel "16. Juni ist Welttag der Elektrohypersensibilität: STOA-Studie der EU empfiehlt Senkung der Mobilfunkgrenzwerte" über ein Presseportal seinen Köder aus, der von nennenswerten Medien, die von Googel-News beobachtet werden, erwartungsgemäß nicht geschluckt wurde. Als Ex-Fachjournalist habe ich tausende solcher "Pressemitteilungen" auf dem Tisch gehabt und musste innerhalb von Sekunden entscheiden: Hopp oder Top. Umständliches "Gesülze", wie bei Diagnose-Funk an der Tagesordnung, ließ meinen hungrigen Papierkorb erwartungsvoll seinen Schlund öffnen. Warten musste er nur, wenn die Meldung wenigstens grundsätzlich interessant war, also für einen nennenswerten Teil unserer Leserschaft Neuheitenwert besaß. Dann war Arbeit angesagt, den Text vom Gesülze zu befreien und auf eine Meldung zu komprimieren. Wer regelmäßig mit schlechten Pressemitteilungen auffiel bekam diese Chance nicht mehr, diese Werke wurden von mir ungelesen entsorgt, denn eine Redaktion ist kein Wohlfahrtsunternehmen.

Diagnose-Funk ärgert schon im ersten Absatz seiner "Pressemitteilung" jeden gestressten Journalisten, denn statt zur Sache zu kommen, spielt sich der bedeutungslose Verein als Ratgeber für Bundesumweltministerin Steffi Lemke auf. Als ob das nicht schon ätzend genug wäre, will mir der Verein auch noch die Belpoggi-Studie als Stoa-Studie andrehen. Nein, danke. Meine Entscheidung: Ablage P.

Im zweiten Absatz versucht der Verein einen Glauben zu machen, "Elektrosensibilität" sei eine anerkannte, real existierende körperliche Erkrankung. Ich weiß, die anerkannte Wissenschaft sieht das anders, doch davon ist kein Wort zu lesen, hier will mich jemand für dumm verkaufen. Meine Entscheidung: Ablage P.

Und dann auch noch ein Klick-Köder auf Diagnose-EHS. Leute, ich habe zu arbeiten und keine Zeit, mich auf dubiosen Webseiten herumzutreiben. Wenn ihr es nicht schafft, mit eurer Pressemitteilung euer Anliegen überzeugend vorzutragen, dann lasst es ganz oder packt eure Links hinters Textende, wo sie nicht stören. Meine Entscheidung: Ablage P.

Dritter Absatz: Belanglose Zitate von unbekannten Personen, ach wie Journalisten das lieben! Meine Entscheidung: Ablage P.

Bis maximal hierher und nicht weiter wäre Diagnose-Funk bei mir gekommen, damit ich die "Pressemitteilung" verärgert entsorgt hätte. Verärgert, weil mir mit anscheinend willkürlich zusammengeschusterten Textfragmenten Zeit über einen privat ausgerufenen "Welttag" gestohlen wird, den sich vor fünf Jahre eine französische "Elektrosensible" – mutmaßlich nach Exposition eines oder mehrerer Schnäpschen – ausgedacht hat. Das restliche Gesülze steigert meinen Ärger weiter, fabuliert der Verein doch, abermals garniert mit einem Klick-Köder auf die eigene Website:

Im Jahr 2014 erkannte das OVG Schleswig Elektrohypersensibilität als Krankheit an

Donnerwetter, wusste ich noch gar nicht! Habe ich da was übersehen? Jetzt wäre statt ätzender Eigenwerbung halt ein Link direkt zum Urteil schön gewesen. Diagnose-Funk geizt damit. Die "Elektrosensiblen" in München bieten zwar ebenfalls keinen Original-Urteilstext an, scheinen darüber aber mehr zu wissen. Ach so, es geht in Wahrheit um einen Radartechniker der Bundeswehr, der frech zum "Elektrosensiblen" umetikettiert wurde! Also auch an dieser Stelle gezielte Verarschung des Lesers. Nee Leute, das ist von Anfang bis Ende Beschiss, das macht ihr mit mir nicht noch einmal, ihr kommt auf die schwarze Liste und eure sogenannten Pressemitteilungen wandern künftig vom Posteingang auf direktem Weg in den Papierkorb. Basta!

Hintergrund
Mehr zum "Welttag der Elektrosensibilität"

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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Radar, STOA, Diagnose-Funk, Eigenwerbung, Lüge, Popanz, Pressemeldung, Trittbrettfahren, Welttag der Elektrosensibilität, OVG, Schleswig, Belgoggi, Presseportal, Elektrosmogbusiness

Warum Medien Pressemitteilungen von Diagnose-Funk meiden

H. Lamarr @, München, Montag, 20.06.2022, 02:14 (vor 886 Tagen) @ H. Lamarr

Im Jahr 2014 erkannte das OVG Schleswig Elektrohypersensibilität als Krankheit an

Donnerwetter, wusste ich noch gar nicht! Habe ich da was übersehen? Jetzt wäre statt ätzender Eigenwerbung halt ein Link direkt zum Urteil schön gewesen. Diagnose-Funk geizt damit. Die "Elektrosensiblen" in München bieten zwar ebenfalls keinen Original-Urteilstext an, scheinen darüber aber mehr zu wissen. Ach so, es geht in Wahrheit um einen Radartechniker der Bundeswehr, der frech zum "Elektrosensiblen" umetikettiert wurde! Also auch an dieser Stelle gezielte Verarschung des Lesers.

Aus dem Urteil 3 LB 21/11 geht sogar eine grobe Verarschung durch Diagnose-Funk und durch den Verein für Elektrosensible, München, hervor:

► Der Kläger klagte auf Anerkennung seiner Beschwerden als Berufskrankheit aus ionisierender Strahlung.

► Absatz 28 lautet: Unter dem 18.08.1993 gab Prof K. von der Universität der Bundeswehr München die Stellungnahme ab, dass mit Bezug auf den Messbericht der Strahlenmessstelle Nord vom 05.08.1981 zusammen mit Arbeitsbereich-Tätigkeitsdarstellung des Klägers festgestellt werden könne, dass der Kläger immer wieder einer Strahlung mit Leistungsdichten ausgesetzt gewesen sei, die deutlich über den Grenzwerten von 50 W/m² entsprechend 5 mW/m² gelegen habe. Auf das Gutachten (Beiakte C, Anlage A 5) wird Bezug genommen.

Anmerkung: Die Angabe 5 mW/m² ergibt keinen Sinn, gemeint sind mit Sicherheit 5 mW/cm².

Es ist einfach nicht zu glauben, wie ungeniert drei Vertreter der Anti-Mobilfunk-Szene das Urteil des Oberverwaltungsgerichts Schleswig-Holstein durch gezielte Weglassung obiger Details zu ihren Gunsten verfälschen:

Diagnose-Funk inklusive Ex-Verwaltungsrichter Budzinski lassen hier die extrem hohe Exposition des Radartechnikers weit über dem damaligen Grenzwert von 50 W/m² komplett unter den Tisch fallen! Und dass es sich nicht um gewöhnliche Funkfelder handelte, sondern um ionisierende Radarstrahlung, wird zwar von hinten durch die Brust ins Auge zugegeben, jedoch nur, um sogleich die dusselige Behauptung nachzuschieben:

[...] Was für die ionisierende Radarstrahlung gilt, gilt prinzipiell auch für die nicht-ionisierende Strahlung des Mobilfunks. Das hat Prof. K. Hecht, Gutachter in vielen Radarprozessen, in einem Forschungsbericht nachgewiesen (s.u. Publikationen). [...]

Der angebliche "Nachweis" von Hecht erschien in einem Heft der sogenannten Kompetenzinitiative und ist damit eine wissenschaftlich bedeutungslose private Meinungsäußerung des alten Herren. Hätte Hecht sich damit der internationalen wissenschaftlichen Kritik stellen wollen, hätte er als Publikationsorgan eine wissenschaftliche Fachzeitschrift von Rang wählen müssen. Hat er nicht getan und er weiß mutmaßlich auch genau warum ...

Auch der dritte im Bunde, die Münchener "Elektrosensiblen", verschweigt die hohe Exposition und vergräbt die ionisierende Strahlung tief im Text.

Fazit: Die Manipulationsbereitschaft der Anti-Mobilfunk-Szene ist und bleibt erschreckend hoch und unappetitlich.

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– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Radar, Recht, Täuschung, Instrumentalisierung, Urteil, Popanz, Trittbrettfahren, Echokammer, Umetikettiert

Landesärztekammer unterstützt pseudowissenschaftliches Gedöns

KlaKla, Montag, 20.06.2022, 08:16 (vor 886 Tagen) @ H. Lamarr

Die Landesärztekammer Baden-Württemberg fordert in ihrer Stellungnahme zum Mobilfunk von 2021 u.a.:
„Schaffen von mobilfunkfreien Zonen u.a. in öffentlichen Einrichtungen (Bus, Bahn, Schule, Hochschule, Verwaltung, Kliniken) aber auch im privaten Bereich (Schlafzimmer)
Einrichtung einer Koordinierungsstelle zur Sammlung von Meldungen über ‚Mobilfunk-Nebenwirkungen‘, auch für Elektrosensible“ ...

Im Internet findet sich dieses Dokument, welches vom Ausschuss "Prävention und Umwelt" der Landesärztekamm Baden-Würthemberg stammt. Sie unterstützen Forderungen, von wem auch immer und draus macht D-F, sie fordern.

In diesem Ausschuss befindet sich Dr. med. Norbert Fischer aus Ulm. Dieser Ausschuss ist nahezu bedeutungslos und nicht besonders aktiv. Die scheinen froh zu sein überhaupt etwas anzubieten um weiter ihre Daseinsberechtigung zu haben. Mit Pseudowissenschaftlichem Gedöns lässt sich Stimmung machen und immaterieller Profit einfahren, den anscheinend ehemalige Professoren oder Dr.-Titelträger aus der Echokammer so dringend benötigen damit der private Lobbyverein des Baubiologen aus Herrenberg darauf aufsetzen kann. :waving:

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Meine Meinungsäußerung

Tags:
Seilschaft, Einflussnahme, Landesärztekammer, Ulm, Stellungnahme, Fischer

Warum Medien Pressemitteilungen von Diagnose-Funk meiden

H. Lamarr @, München, Sonntag, 26.06.2022, 12:42 (vor 879 Tagen) @ H. Lamarr

Noch ein Beispiel gefällig? Gerne!

Kürzlich versuchte es Diagnose-Funk mit Sex, denn Sexgeschichten ziehen normalerweise immer. Ergo lautet der Titel einer sogenannten Pressemitteilung vom 8. Juni 2022 vielversprechend "Neue Studie zeigt: Mobilfunkstrahlung stört Bäume beim Sex". Am Titel gibt es nichts auszusetzen. Dennoch verschmähten die Medien unisono auch diesen Köder der Stuttgarter.

Was ist diesmal schief gelaufen? Möglicherweise lag es am Inhalt, der wie gewohnt ein ziemlicher Mist ist. Oder der Verein ist u.a. wegen seiner bisherigen "Pressemitteilungen" in der Medienbranche bereits so verrufe, dass Redaktionen die Werke von Diagnose-Funk ungelesen der Entsorgung zuführt.

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– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Pressemitteilung, Kargo-Kult, von Herrmann, Campaigner

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