Webinar: Baumschäden durch Mobilfunk (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Dienstag, 08.02.2022, 15:45 (vor 825 Tagen)

Nach längerer Pause meldet sich die Wanderärztin Waldmann-Selsam wieder zu Wort mit ihrem persönlichen Herzensthema: Baumschäden durch Mobilfunk. Obwohl es kein anerkanntes Wirkmodell gibt, glaubt die Humanmedizinerin fest daran, Funkwellen könnten Bäume schädigen. Auf pseudowissenschaftliche Weise erhobene Bildersammlungen sollen ihre Hypothese stützen. Wer einen vergnüglichen Abend mit Waldmann-Selsam verbringen möchte, kann dies am kommenden Freitag tun, ohne die eigene Wohnung verlassen zu müssen.

Das Webinar findet am 11. Februar 2022 ab 19:30 statt.

Link zur Anmeldung:
https://www.diagnose-funk.org/publikationen/artikel/detail&newsid=1764

Referentin: Dr. med. Cornelia Waldmann-Selsam

Ab 2005 fiel Waldmann anlässlich von Hausbesuchen bei erkrankten Anwohnern von Mobilfunksendeanlagen auf, dass häufig gleichzeitig mit den Krankheitssymptomen der Menschen auch Veränderungen an den Bäumen im Umkreis aufgetreten waren.Einseitig beginnende Kronenschäden auf der Seite, die einer Sendeanlage zugewandt war, sowie der Kontrast zwischen Bäumen vor (mit Sichtverbindung zu einem Mobilfunksender) und hinter (ohne Sichtverbindung) einem Gebäude wiesen auf einen mögliche Zusammenhang mit Hochfrequenzbelastung hin. Neben den Baumschäden in Siedlungen war das Auftreten von Waldschäden bei Sichtverbindung zu Sendeanlagen aufgefallen. Diese Beobachtungen gaben den Anstoß zu jahrelangen Dokumentationen und der Studie "Radiofrequency radiation injures trees around mobile phone base stations“, 2016, durchgeführt gemeinsam mit zwei Biologen und einem Diplom-Forstwirt. Die Referentin wird zahlreiche Beispiele aus dem Beobachtungszeitraum 2005 bis 2021 vorstellen und kurz zusammengefasst auf frühere wissenschaftliche Veröffentlichungen hinweisen.

Quelle: Weiße Zone Rhön

Kommentar: Die angeblichen Baumschäden wegen Funkeinwirkung gehören seit mehr als 20 Jahren zum Standardrepertoire überzeugter Funkgegner. Anfangs hieß es, Richtfunk würde sich seinen Weg durch Wälder "frei brennen", seit Einführung des öffentlichen Massenfunks liegt der Schwerpunkt eindeutig bei Mobilfunk-Basisstationen. Bislang ist die Beweisführung einer Schadwirkung so dilettantisch, dass die evidenzbasierte Wissenschaft keinen begründeten Anfangsverdacht erkennt, um sich der abseitigen Hypothese zuzuwenden. Waldmann-Selsam präsentiert zwar haufenweise Zusammenhänge, was wegen der vielen Bäume auch nicht schwierig ist, kann jedoch keinen Kausalzusammenhang belegen und ignoriert hartnäckig alles, was gegen ihre Hypothese spricht, z.B. prachtvolle Baumbestände in unmittelbarer Nachbarschaft einer Mobilfunk-Basisstation.

In den 1980er-Jahren waren es noch ionisierende Strahlen, die im Verdacht standen, im Umkreis kerntechnischer Anlagen Wälder zu schädigen. Dies erscheint auf Anhieb plausibler zu sein. Doch auch damals waren Pseudobeweise zur Stützung des Verdachts in Umlauf. 1986 ging die Strahlenschutzkommission den Behauptungen auf den Grund und befand, dass Vermutungen über Zusammenhänge zwischen Ableitungen radioaktiver Stoffe aus bestehenden Kernkraftwerken in der Bundesrepublik Deutschland und Waldschäden unbegründet sind, da sie weder durch Befunde belegt werden, noch aufgrund bekannter Wirkungsmechanismen zu befürchten sind. Damit endete seinerzeit der Spuk. Auch Waldmann-Selsam könnte auf ähnliche Weise gründlich widerlegt werden, fände sich auch für ihre Hypothese ein Bundesinnenminister, der die SSK um Klärung ersucht. Noch aber hat sich kein Landes- oder Bundesminister dafür erwärmen können, zur Beseitigung einer fixen Idee abermals Steuergeld zu verbrennen. Wahrscheinlich deshalb nicht, weil die SSK bereits 1990 abgewunken hat mit der Feststellung: Richtfunk- und Radarwellen rufen keine Waldschäden hervor.

Hintergrund
"Baumschäden durch Mobilfunk" im IZgMF-Forum

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Waldmann-Selsam, Alter Wein, Baumschäden, Trittbrettfahren, Webinar, Baumkasuistiken


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