Gigaherz-Jakob: hier Dummkopf, anderswo Doyen (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 23.01.2022, 23:43 (vor 816 Tagen)

Nach zahllosen Auseinandersetzungen mit dem Wirken des Gigaherz-Präsidenten steht für mich zweifelsfrei fest: Er ist ein geltungssüchtiger Dummkopf. Ein Schweizer Journalist hingegen erkennt in Jakob den Doyen der Schweizer Mobilfunkgegner. Was stimmt denn nun?

Am 15. Dezember 2021 brachten die Mantelzeitungen der TX Group (vormals Tamedia) den Artikel "Viele glauben dem Staat überhaupt nichts mehr" von Hans Brandt. Darin geht es um Mobilfunk-Kritiker und Corona-Skeptiker. Der Artikel ist zwar Abonnenten vorbehalten, mit freundlicher Genehmigung und Unterstützung der TX Group können wir ihn jedoch legal zum Download anbieten.

In erster Lesung war ich von Brandts Werk arg enttäuscht, denn er bildet die Schweizer Anti-Mobilfunk-Szene scheinbar undifferenziert äußerst wohlwollend ab. Hans-U. Jakob (Präsident Verein Gigaherz), Rebekka Meier (Präsidentin Verein Schutz vor Strahlung), Michael Töngi (Nationalrat der Grünen) und Peter Schlegel (Baubiologe) dürfen unwidersprochen ihre Sicht der Dinge zum Besten geben.

Und gleich im Vorspann ernennt Brandt Gigaherz-Jakob zum Doyen der Funkkritiker. Den mir fremden Begriff musste ich erst einmal googeln, um die Bedeutung zu erfahren. Mit meinen Worten: Doyen werden Personen genannt, die auf einem Fachgebiet führend sind. Mir blieb die Spucke weg. Brandt verwandelt einen geltungssüchtigen Dummkopf mit nur einem Wort in eine führende Persönlichkeit. Gigaherz-Jakob war von dem ihm zuerkannten Ehrentitel prompt so entzückt, dass er sich ein PDF des Artikels beschaffte, es illegal auf seine Website stellte und frohlockte:

Duzende von farbigen Ordnern, 2 übergrosse Bildschirme und eine weisse Katze seien etwa das, was einem als Erstes im Untergeschoss-Büro des Einfamilienhauses in Schwarzenburg auffalle, welches dem Doyen unter den Schweizer Mobilfunkkritikern als Kommando-Zentrale diene, schrieb der TA-Journalist Hans Brandt in seinem Artikel in den TA-Medien. Dieser hätte eigentlich die Mobilfunk-Kritiker als Verschwörungstheoretiker im Verbund mit den Corona-Massnahmekritikern darstellen sollen. Hans Brandt, ein in die Schweiz zurückgekehrter, langjähriger Auslandkorrespondent wurde dann anlässlich seines Besuches am 7. Dezember in Schwarzenburg sehr rasch anderer Meinung. [...]

So weit, so schlecht.

Nachdem mein erster Ärger über den Artikel verflogen und die Sicht wieder klar war, las ich Brandts Artikel noch einmal. Und plötzlich sah ich den Inhalt mit anderen Augen. Dabei half mir eine Erfahrung, die ich als junger Redakteur einer Funk-Fachzeitschrift erlebte. Ein Kollege schaffte es damals, ein in seinen Augen misslungenes Grundlagenbuch über Elektronik so gekonnt zu verreißen, dass der Autor die Kritik nicht erkannte und sich bei meinem Kollegen artig für die schöne Rezension bedankte. Die Tarnung der Kritik war notwendig, denn das fragliche Buch erschien im selben Verlag, der auch meinen Kollegen und mich beschäftigte. Auch "Sickerwitze" funktionieren nach dieser Methode, ebenso Slapstick-Komödien wie "Die nackte Kanone", deren Gags zuweilen so gut versteckt sind, dass man ihrer erst nach wiederholter Betrachtung gewahr wird.

Aus meiner Sicht könnte es also gut und gerne genau andersherum gewesen sein, als Gigaherz-Jakob glaubt. Brandt hatte den Auftrag, einen wohlwollenden Artikel über Funkgegner zu schreiben, obwohl er von der Szene nicht viel hält. Ähnlich wie mein Kollege musste er deshalb seinen Unmut über das Treiben der Funkgegner zwischen die Zeilen seines Artikels packen.

Genug der Vorrede. Kommen wir jetzt zu konkreten Beispielen, wie Brandt in der verborgenen Bedeutungsebene des Artikels seine Protagonisten gekonnt abwatscht. Zitate aus dem Brandt-Artikel sind mit dem Zitatformat des Forums formatiert.

► [...] 1998 wurde «Schwarzenburg» abgeschaltet, nachdem Jakob Widerstand unter den Anwohnern organisiert hatte (und die Berliner Mauer gefallen war). [...]

Eine etwas magere Würdigung, als ob Jakob der Antreiber einer x-beliebigen Bürgerinitiative gewesen wäre. Jakob wäre es bestimmt lieber gewesen, er wäre als Kampfkommandant der Truppen beschrieben worden, die 1998 die Schwarzenburger Funkmasten zu Fall brachten. Viel spannender ist aber der Nebensatz in Klammern. Warum steht der dort? Aus meiner Sicht deshalb, weil Brandt weiß, dass die Ära der Kurzwellen-Großsender mit dem Fall der Berliner Mauer (Ende des Kalten Krieges) zuende ging. 2004 gab es in der Schweiz keine solchen Sender mehr, sie alle wurden ganz ohne Jakob und ohne aufgehetzte Bürger stillgelegt, weil das Internet den Kurzwellenrundfunk weitgehend ablöste.

► «Damals habe ich mir einen Namen erworben», sagt der Elektrotechniker.

Im Gegensatz zu Filmemacher Daniel Näf vermeidet es Brandt, Jakob zum "Elektroingenieur" aufzuwerten. Und er lässt offen, welchen Namen sich Jakob gemacht hat. Einen guten oder einen schlechten.

► Jakob und Dutzende Mitstreiter in seinem Verein Gigaherz (ohne t!) haben sehr viel Fachwissen angesammelt. «Aber die Bevölkerung hat keine Ahnung, wie das alles funktioniert», sagt Jakob. «Da ist die Versuchung der Betreiber und der Behörden gross, den Menschen jeden technischen Blödsinn zu verklickern.»

Soso, Fachwissen. Nur, über was genau? Segelfliegen vielleicht? Und wo stecken die Dutzenden anderen? Stimmt schon, gegenüber einem Gemüsehändler weiß Jakob tatsächlich mehr über Funktechnik. Doch gegenüber einem Experten ist er eine Lachnummer. Niemand in der Schweiz desinformiert über Mobilfunk schlimmer als der Gigaherz-Präsident.

► Bei vielen Einsprachen leistet der Verein «Schutz vor Strahlung» Hilfe – eine Gruppe um die Uhrmacherin Rebekka Meier in Grenchen, die inzwischen 2000 Mitglieder hat.

Eine Uhrmacherin gegen Mobilfunk. Wo soll das hinführen! Warum erwähnt Brandt den Beruf, wenn er damit nicht das fehlende sachbezogene Fachwissen von Mobilfunkgegnern aufspießen möchte?

► Rebekka Meier lobt ihrerseits das enorme Wissen, über das die Techniker um Jakob verfügen: «Sie sind überall eingebunden.»

Im Klartext: Weil es sonst keiner tut, müssen sich Mobilfunkgegner gegenseitig loben, im konkreten Fall lobt Meier aber nicht Jakob, sondern die Techniker um ihn herum. Wer aber soll das sein? In rd. 20 Jahren habe ich um den Ex-Elektriker herum keinen einzigen Techniker wahrgenommen, geschweige denn einen Funktechniker. Jakob ist nicht teamfähig, er ist ein schwieriger Einzelkämpfer und deshalb nirgendwo eingebunden, wo nennenswerte Entscheidungen getroffen werden. Nicht einmal als Kommunalpolitiker konnte er Fuß fassen.

► Michael Töngi, Nationalrat der Grünen, gehört zum Initiativkomitee. «Ich bin kein Gegner von 5G», betont der Luzerner. «5G kann man nicht mehr verhindern, dieser Standard wird sich durchsetzen.» Vielmehr gehe es der Safer-Phone-Initiative darum, Strahlungsemissionen zu reduzieren und in Innenräumen den Daten- und Telefonverkehr vor allem über Kabel abzuwickeln statt über Mobilfunkantennen.

Das könnte man auch so verstehen, die Safer-Phone-Initiative wehre sich gegen Mobilfunkantennen in Innenräumen. Was eine ziemlich blödsinnige Forderung wäre.

► Der Bauingenieur [Peter Schlegel] aus Esslingen ZH beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit der Auswirkung von elektromagnetischer Strahlung auf die Gesundheit.

Ein Ex-Elektriker, eine Uhrmacherin und jetzt auch noch ein Bauingenieur. Vielleicht will Brandt damit sagen: Wo, um Himmels Willen, sind unter Funkgegnern welche, die wissen wovon sie reden?

► Man kenne sich in der Szene der Mobilfunkkritiker, sagt er. «Jeder engagiert sich auf seine Art und mit eigenem Schwerpunkt, aber wir werden sicher noch enger kooperieren.»

Mag sein. Minus x Minus ergibt bekanntlich Plus. Aber zwei oder mehr Idioten ergeben noch lange kein Genie.

► Hans-Ueli Jakob sagt, er habe keine Zeit für Verschwörungstheorien. Er selber sei geimpft. Verständnis habe er aber für die Staatsverdrossenheit der Massnahmengegner. «Viele Leute glauben den staatlichen Organen überhaupt nichts mehr», sagt er.

Was für ein Witz ist das denn?! Jakob selbst produziert Verschwörungsmythen wie am Fließband, z.B. wenn es um Icnirp geht, und er ist mit seiner Dauerdesinformation über EMF-Risiken mit daran beteiligt, dass viele Schweizer in Bezug auf diese Risiken unter Denkpest leiden und staatlichen Organen misstrauen. Jakob setzt Trick 17 ein: "Haltet den Dieb!" rufen, um vom eigenen Fehlverhalten abzulenken.

► Und dann gibt es Impfgegner, die behaupten, mit der Impfung werde den Menschen ein Mikrochip injiziert, der dann via 5G-Funkwellen angesteuert und zur Ortung oder gar Manipulation der Betroffenen genutzt werden könne. «Dazu haben Einzelne bei uns nachgefragt, ob das technisch möglich sei», erzählt Meier. «Wenn wir ihnen dann sagen, dass es nicht möglich sei, sind die meisten beruhigt.»

Selbstverständlich! Wenn eine Uhrmacherin solche beruhigenden Auskünfte gibt, ist daran wohl nicht zu rütteln. Sie muss es ja wissen.
Hinweis: Dieses letzte Zitat gibt es nicht in dem PDF, das uns die TX Group überlassen hat, sondern nur in diesem PDF, das Gigaherz-Jakob auf seiner Website zum Download anbietet.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Jakob, Desinformation, Selbstüberschätzung, Schweiz, Geltungsdrang, Schlegel, 5G-Gegner, Meier, Verschwörungsmythen, Töngi


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